Kapitel 29

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-Samus Sicht-

"Thank you for this wonderful evening! Thank you cologne. And a big thanks to SAMI, RAUL, RIKU und OSMO!" Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns von der tosenden Menge, sie schrien, riefen unsere Namen, pfiffen, tobten. Es fühlte sich gut an!

Im Backstage Bereich umarmten wir uns alle glücklich. Ich liebte es auf der Bühne zu stehen, sah dem Ende des letzten Konzerts morgen, beinahe bedauernd entgegen. Grinsend fuhr ich mir durch meine verschwitzen Haare "so, und jetzt feiern?!" Brüllend stimmten die Jungs zu.

Zwei Stunden später, frisch geduscht und umgezogen befanden wir uns auf der Party. Die Stimmung war ausgelassen, die Leute waren in Party Stimmung. Und wir auch. Wir gingen direkt auf die Bar zu, bestellten uns Cocktails, stießen auf eine gelungene Tour an.

Der Alkohol floss, der Abend zog an uns vorbei. Ich unterhielt mich nett mit einem Mädchen, sie war hübsch, hatte eine Top Figur, bei der jeder Mann schwach werden würde. Sie erkannte mich nicht und das gefiel mir. Plötzlich kam sie immer näher, legte sanft ihre Hand auf meinen Oberschenkel, ließ die Finger leicht kreisen. Langsam kam ihr Kopf näher, ihr Atem strich an meinem Gesicht vorbei. Leicht berührten ihre Lippen mein Ohr, ein Kribbeln durchströmte mich. "Du weißt, dass du ziemlich hot bist, oder? Ich hätte nichts gegen etwas spaß heute Nacht", flüsterte sie, blinzelte mich mit einem gekonnten Augenaufschlag an. Ihre Hand wanderte weiter nach oben, dabei sah sie mir tief in die Augen, ihre leicht geöffneten Lippen sahen zum anbeißen aus.

Doch waren sie nicht so schön wie Malis.

Bestimmt packte ich ihre Hand und schob sie weg. Ich beugte mich zu ihr hinüber, legte eine Hand auf ihren Oberschenkel, und flüsterte ihr zu, dass sie leider nicht mein Typ sei. Wütend schaute sie mich an, stand auf, warf ihr langes Haar nach hinten und stolzierte aufreizend davon. "Wow, die war ja mal heiß", gab jemand auf Finnisch von sich. Überrascht blickte ich mich um: vor mir stand ein großer Mann mit längerem, dunklem Haar. Seine braunen Augen glänzten seltsam intensiv, trotzdem blickte er mich warm lächelnd an. "Ah jemand aus Finnland!", erfreut bestellte ich zwei kurze und stieß mit dem Fremden an "kippis!"

-Malis Sicht-

"Was ist denn mit dir los?!", fragte Selina, leicht genervt von meinem rum Gezappel. Wir saßen gerade im Kino, sahen uns irgendeinen Film an, den ich nur so halb wahr nahm. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren! Morgen würde ich Samu endlich wieder sehen!

Ständig hatte ich das Gefühl seinen Duft in der Nase zu haben, ich sah seine eisblauen Augen vor mir, sein strahlendes Lächeln! Da konnte -und wollte- man sich doch nicht auf so einen Film konzentrieren!

Erleichtert stellte ich irgendwann fest, dass der Film zu Ende war. 'Was Samu wohl gerade macht?'-"bestimmt Party! Schau mal auf die Uhr!", gab Selina beleidigt von sich. "Kannst du Gedanken lesen?"-"nein aber du hast die Frage in den letzten drei Stunden so oft gestellt, dass ich aus deinem Gemurmel erahnen konnte, dass du sie dir auch jetzt wieder gestellt hast."

Ich schaute auf mein Handy, tatsächlich, es war schon halb eins, Samu war bestimmt feiern. 'Rakastan sinua, kultaseni! Tomorrow!', hatte er mir vor zwei Stunden geschrieben. Grinsend zeigte ich die Nachricht Selina, die mir aber nur einen abfälligen Blick zu warf. Was soll's, davon würde ich mir nicht die Laune vermiesen lassen. Ich drückte Selina einen extra dicken Kuss auf die Wange und wollte mich verabschieden. "Du, Mali warte mal. Machst du dir eigentlich keine sorgen, dass Samu... Naja du weist..." In meinem Gesicht stand anscheinend ein großes Fragezeichen, denn sie sprach weiter: "du weißt schon, dass er fremd gehen könnte..", endete sie schließlich kleinlaut. "Samu? Nein!", ich schluckte "nein ich glaube nicht! Er hat mir doch noch geschrieben, dass er mich liebt und sich auf morgen freut! Hör auf mich auf solche Gedanken zu bringen!" Entschuldigend sahen ihre großen blauen Augen mich an. "Tut mir leid, ich mein er ist halt Rockstar und er sieht auch nicht gerade schlecht aus..." Zischend atmete ich aus. Nein! Samu würde nicht fremdgehen. Nie!

"Wie kommst du überhaupt auf solche Gedanken? Samu liebt mich!", fuhr ich sie an. Verlegen schaute sie zur Seite.

"Sorry süße, so war das nicht gemeint! Ich wollte den Abend nicht kaputt machen... Keine Ahnung ich war gerade angepisst von dir und deiner Schwärmerei! Bei Carlos und mir läufts gerade nicht so gut..." Kommentarlos hob ich eine Augenbraue. Deswegen musste sie mir die Laune verderben? Ich hatte mir ja schließlich auch ihre 'schwärmerei' angehört...

Ich entschied mich dafür, nicht länger darauf herum zu reiten und das Thema fallen zu lassen. "Ok... Ich bin jetzt aber müde, und geh nach Hause. Aber behaupte so was nie wieder von Samu ok?" Selina nickte stumm. Versöhnend nahm ich sie in den Arm und drückte sie fest an mich, leise flüsterte sie:

"tut mir leid, ich wünsche dir ganz viel Spaß morgen ok?" Anzüglich lächelte sie mich an. Lachend nickte ich und erwiderte, dass ich ihr alles erzählen würde.

Schnell lief ich nach Hause. Grinste die ganze Zeit von einem bis zum anderen Ohr. Nichts konnte mir jetzt die Laune verderben, nichts! Mit Samu würde sie morgen sogar noch besser werden.

Überrascht sah ich, dass ein Brief in meiner Wohnung lag. Um diese Uhrzeit? Gerade wollte ich ihn wie gewohnt weg schmeißen, als ich registrierte, dass er schwerer war als die bisherigen. Natürlich war meine Neugierde stärker als mein Verstand und meine Vernunft. Mit leicht zitternden Fingern öffnete ich ihn. Der Inhalt lies mein Herz erfrieren, riss es in 1000 kleine Stücke, jeder einzelne Teil davon brannte, schmerzte und ich konnte nichts gegen die unglaubliche Enttäuschung tun, die sich in mir breit machte und alles in mir zerfraß.

-Samus Sicht-

Heute! Endlich, endlich war es so weit. Ich würde meine Mali wieder in den Armen halten können! Freudig setzte mein Herz einen Sprung aus, ein Kribbeln machte sich in mir breit. Jetzt musste ich nur noch zu ihr fahren! Schnell sprang ich unter die Dusche, genoss wie das Wasser langsam an mir hinab lief und meine Nervosität etwas senkte.

Frisch geduscht saß ich wenig später in einem schwarzen Leihwagen. BMW natürlich! Ich genoss die Fahrt, liebte es wie die Landschaft an mir vorbei zog, liebte das leise schnurren des Wagens. Ich hatte mir schon was tolles für Mali überlegt. Ich würde sie heute Abend ausführen, mit ihr essen gehen und danach... Mal schauen, was die Nacht noch so bringen würde...
'Put your hands on me...', kam mir mein eigenes Lied in den Kopf. Wieder machte sich ein freudig, nervöses Kribbeln in mir breit. Ich konnte es kaum erwarten, sie in meine Arme zu schließen, sie zu spüren, ihren typischen Duft zu riechen...

Die Sonne war gerade dabei unter zu gehen, tauchte die Wolken in ein tief orangenes, rosanes Licht, als ich vor ihrer Haustür, neben einem schwarzen Volvo parkte.

Zufällig kam gerade jemand heraus und ich schlüpfte in das Treppenhaus hinein. Schnell erfasste ich die Treppen bis zum ersten Stock, drückte aufgeregt auf die Klingel. Langsam wurde die Türe geöffnet. Das Lächeln erfror in meinem Gesicht, nur um Erstaunen und Verwunderung Platz zu machen. Malis Locken waren zerzaust, Augen und Nase waren gerötet. Bevor ich auch nur irgendwas sagen oder tun konnte, sah ich wie ihre Augen wütend funkelten, hass lag in ihnen. Es schnürte mir die Kehle zu.
"Was machst du hier Samu? Wie kannst du es wagen, deinen Arsch hier her zu bewegen? Verschwinde!", zischte Mali leise und kraftlos. Trotzdem zitterte ihre Stimme leicht vor Wut. Es lag noch etwas anderes darin: Enttäuschung. Enttäuschung und Verletzlichkeit.

"Ich würde tun was sie sagt...", sprach jemand auf finnisch, ein großer, dunkel haariger Mann trat hinter sie. "L...Lukas?", brachte ich nur schwach krächzend raus.

Behind blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt