Kapitel 27

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Immer noch saß ich wie erstarrt vor dem Fernseher, überwältigt von meinen Gefühlen zu Samu. Ich konnte es noch nicht so recht glauben, aber er hatte ÖFFENTLICH eine Liebeserklärung abgegeben, er hatte sich ÖFFENTLICH zu mir bekannt. Er hatte zwar meinen Namen nicht erwähnt -was mir auch sehr lieb war!- aber er hatte öffentlich zu gegeben, eine Freundin zu haben.
Ich musste mit ihm sprechen, seine Stimme hören und zwar sofort!
Ich tastete nach meinem Handy, sah, dass ich schon mehrere Nachrichten hatte. Alle waren sie von Samu. Er hatte mich regelrecht zu bombardiert, wollte unbedingt wissen wie ich es fand. Schnell wählte ich seine Nummer. Quälend langsam baute das Handy eine Verbindung auf, doch sobald eine hergestellt war, nahm er auch sofort ab.
"Sweetie?"
Ich konnte hören, dass er lächelte.
Ein wohliger Schauer durchflutete mich.
Kurz schloss ich meine Augen. Wie konnte ein einzelner Mann nur so viel in mir Auslösen? Und das nur übers Telefon...

"Samu.. Das war...", mir fehlten die Worte.

Was wollte ich denn auch auf so ein Liebesgeständnis antworten? Was konnte ich ihm denn zurück geben?

"Samu... Ich liebe dich auch!"
Ich meinte jedes einzelne Wort so. Trotzdem reichte es mir nicht aus. Ich war sauer auf mich. Samu bekannte sich zu mir. Zu MIR! Einem einfachen Mädchen, dass in einem Café arbeitete, nichts besonderes leistete, keine besonderen Talente hatte. Ich war ein nichts. Ein Normalo.

Und was tat ich? Ich sagte ihm einfach nur, dass ich ihn liebte. Über's Handy wohlgemerkt... Sein leises Lachen drang zu mir durch.
"I know, my sweetheart, I know... Minäkin rakstan sinua..!"
Frustriert atmete ich aus. Samu hatte es bemerkt, denn sofort fragte er mich was los sei.
"Did I do something wrong?"

Ein kurzes hartes Lachen kam in mir hoch.
"Nein Samu, du machst alles richtig! ICH bin diejenige die alles Falsch macht! Du machst so viel für mich, du hast mir schon so viel gegeben und ich kann dir nichts zurück geben. Ich hab dein ganzes Leben durcheinander gebracht, immerhin warst du glücklich mit Vivianne!"

Verdammt! Wieso spreche ich denn jetzt Vivianne an? Meine Frustration war mir wohl deutlich anzumerken. Schweigen. Wieso sagte Samu nichts? Hatte ich ihn darauf gebracht, dass das mit mir ein Fehler war? Angsterfüllt zog sich mein Herz zusammen. Leise, kaum hörbar fragte ich schließlich:
"S-Samu...?"

Ich hatte das Gefühl vor Anspannung beinahe zu zerreißen! Ich war mir sicher, wenn mich jemand jetzt berührt hätte, wäre ich geplatzt! Einfach so. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Und endlich -endlich!- brach Samu diese peinigende Stille. Ich hörte wie er zischend ausatmete.

"Sweetie! Please sag sowas nie wiederr! Never, ever again! How can you say sowas? Ich liebe dich, I really do! How can you think -how dare you to think-, you wouldn't be enough for me? Du sagtest, ich warr glücklich mit Vivianne? No, I wasn't! But ich merrkte das errst, nachdem du bei mirr warrst, in Helsinki... You don't know, wie viel du mirr bedeutest! Since you are mine, my life is better, brighter! I am Happy. Glücklich! I have that feeling that i could do everything! Egal was, whatever it is, I know I can do it. And you know what? It is all because of you, my little Beauty! You say, du kannst mir nichts geben? You are so wrong, you know? You give me EVERYTHING! You trust ME, you love ME! ME! And I don't know why, but you choose me. Every time I see or hear you, my world is perfect, my life is perfect. YOU are perfect! Du liebst mich, and that's enough!

Rakastan Sinua! And I ever will...!"

Stumm starrte ich auf einen unbestimmten Punkt vor mir. Sah nichts, lauschte nur seiner Stimme, seinen Worten.

Hatte er das wirklich gerade alles gesagt? Hart schluckte ich. Mein Gesicht war nass, nass von den Tränen. "Samu... Es tut mir Leid... Ich hätte dich -uns- niemals in Frage stellen dürfen... Ich.. Ich liebe dich..."
"My little Beauty, don't cry! I know, that you didn't ment it like that-", eine Stimme im Hintergrund unterbrach ihn. ... "-Sorry, I have to go now! We have to practise! And remember: Ich liebe dich, meine süße!"
Klick. Damit war er wieder weg. Wie betäubt ließ ich mein Handy sinken. Langsam kam auch endlich in meinem Hirn an, was er mir eben gesagt hatte. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, wohlige wärme kroch in mir hoch, mein Herz raste, ein wahnsinniges Glücksgefühl durchströmte mich...

-Samus Sicht-

Ihre Worte hatten mich ziemlich überrascht. Was geht denn nur manchmal in den Köpfen von Frauen vor? Manchmal verstand ich diese Spezies wirklich nicht! Sie hatte an sich selber gezweifelt? Sie dachte wirklich, sie könne mir nichts geben? Dabei war sie ALLES für mich... Sie war mein Mädchen und das machte mich unglaublich stolz! Sie hatte mein Leben schon immer versüßt, sie war immer gut drauf, hatte ein wunderschönes lachen, bei dem mein Herz sofort leichter wurde. Sie schaffte es, dass ich bei ihr meine Probleme vergaß. Ich konnte bei ihr wirklich ICH sein, musste mich nicht irgendwie verstellen! Die Beziehung mit Vivianne war so kompliziert gewesen...
Die mit Mali war so einfach. Es reichte aus, dass wir den anderen sahen und schon waren wir glücklich. War ich glücklich. Ich braute nicht mehr. Nur sie... Und das machte die Zeiten, in denen wir und nicht sehen konnten, besonders hart. Wie hatte Mali nur jemals glauben können, sie sei nicht gut genug für mich? Verständnislos schüttelte ich den Kopf.

"Samu!" Hörte ich eine leicht angesäuerte Stimme meinen Namen sagen. Verwirrt blickte ich auf, sah in die genervten Gesichter meiner drei Freunde.
"Bist du noch bei uns? Wir müssen Proben, das geht aber schlecht, wenn du wie betäubt auf deinem Stuhl hockst und wie ein bekloppter vor dich hin starrst!", brummte Sami.

Immer noch leicht verwirrt, entschuldigte ich mich bei den Jungs und lenkte meine Gedanken auf die bevorstehende Probe und das erste Konzert morgen, ohne dabei die smaragdgrünen Augen von Mali zu vergessen...

Behind blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt