-Samus Sicht-
Nach meinem Ausbruch war nichts weiter geschehen. Keiner von uns sprach das Thema Mali erneut an, worum ich auch dankbar war. Meine Gedanken raubten mir nachts schon genug Schlaf, tagsüber kostete es mich alle Kraft mich möglichst normal zu verhalten.
Nur wenn ich alleine war brach alles in mir zusammen, erdrückte mich, presste jegliches Glück aus mir hinaus.
Das klingeln meines Handys riss mich aus meinem monotonen Gedankengängen, ein kurzer Blick auf den Display verriet mir, dass es Mikko unser Manager war.
"Ja? Was gibt's?", fragte ich.
"Samu, Hey! Du musst nach Deutschland fliegen, eine Fernseh-Show möchte dich gerne dabei haben. Es ist schon alles geregelt; dein Flug geht heute, am späten Abend. Genauere Infos über die Show werde ich dir später schicken. Sorry hab viel zu tun! " das klicken verriet mir, dass er schon aufgelegt hatte. Wie bitte? Frustriert runzelte ich meine Stirn und fuhr mir durch die Haare. Besaß ich denn gar kein Bestimmungsrecht mehr?
Ich lief ins Nebenzimmer, wo die Jungs um den Tisch saßen und irgendwas spielten.
"Ich werde heute Abend nach Deutschland fliegen, hat Mikko mir gerade eröffnet."
Riku sah mich aus ernsten Augen durchringend an, seine Lippen umspielten aber ein sanftes, wissendes Lächeln.
"Was?", fragte ich ihn verwirrt. "Deutschland... Kämpfe um Mali, oder vergiss sie für immer!", sagte er nur und wand sich wieder dem Spiel zu. "Sami du bist, und hör auf mich wie ein Vollidiot an zu glotzen." Ich war anscheinend nicht der einzige, den Rikus Worte überraschten.Ich stand mit offener Kinnlade da und starrte Riku an, der lässig seine Karten durch ging und so tat, als würde er unsere verwundeten Blicke nicht bemerken. Unsicher schielten Raul und Sami zu mir hinüber, hatten wohl Angst, dass ich gleich wie ein Vulkan explodieren würde.
Doch zu meiner Überraschung breitete sich ein warmes Kribbeln in mir aus, Vorfreude und Hoffnung erfüllten mich. Natürlich! Riku hatte -wie immer- recht! Ich war in Deutschland! Das hieß ich konnte um Mali kämpfen! Persönlich!
Wie ich das genau anstellen würde, wusste ich selber noch nicht, aber irgendwie würde ich es schaffen. Ein dümmliches Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, pure Freude strömte durch meine Adern!
Ich bemerkte den verblüfften Gesichtsausdruck von Sami und Raul, ignorierte ihn aber. Dankbar klopfte ich Riku auf den Rücken, der nun zufrieden vor sich hin grinste. Sami und Raul tauschten verwirrte Blicke, die beiden schienen aber auch gar nichts zu kapieren!
Fröhlich pfeifend verließ ich unser Studio und machte mich auf den Weg nach Hause um zu packen.-Selinas Sicht-
Vor Freude wäre ich beinahe aufgesprungen, alles in mir jubelte, feierte, tanzte einen Freudentanz!
Ich zitterte beinahe vor entzücken, so viel Glück konnte man ja gar nicht haben! Aber anscheinend hatte ich, beziehungsweise Mali, es doch ! Hatte sie auch nur verdient.
Triumphierend las ich mir den Artikel, auf den ich zufällig gestoßen war, nochmals durch:'Samu Haber (38), Frontman der Band 'Sunrise Avenue', werden wir als Gast zu unserer Show einladen. Eben haben wir die Zustimmung seines Managers erhalten, und freuen uns schon sehr, den charmanten Finnen kennenlernen zu dürfen.
Des weiteren...'Und dann war es nur noch das übliche bla bla um möglichst hohe Einschaltquoten zu erzielen.
So, Samu würde also.... MORGEN! Oh mein Gott, schon morgen? Morgen würde er also in einer Talkshow in Stuttgart auftreten. Gut, das war nur etwa zwei Stunden von hier entfernt.
Ich würde also nach Stuttgart fahren, zu der Show gehen und ihn irgendwie treffen, um ihm einmal so richtig fest in den Hintern zu treten, damit er seinen Arsch hier her bewegt!Nach weiteren recherchieren hatte ich mir ein Ticket für die Show reserviert, ein Hotel würde ich nicht brauchen. Schließlich hatte ich ja nicht vor länger als irgend nötig zu bleiben!
Schnell rief ich bei meiner Arbeit an und klärte alles ab. Das war also auch kein Problem mehr.
Jetzt musste ich mir nur noch irgendeine Ausrede für Mali überlegen, das sollte nämlich eine kleine Überraschung für sie werden...-Samus Sicht-
Meine anfängliche Euphorie war wie weggeblasen. Plötzlich war ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher.
Tief war ich in meinen Flugzeugsitz gerutscht, hatte eine Sonnenbrille und eine Kapuze auf, um nicht erkannt zu werden. Darauf hatte ich im Moment wirklich keine Lust, Nerven auch nicht.
Nervös kaute ich auf meine Unterlippe, trommelte unruhig auf meinem Schoß rum. Ich blickte aus dem Fenster, sah aber nichts weiter als die tiefe Dunkelheit, schließlich war es ja Nacht. Nur ab und zu kam von weit weit unten ein kleiner Lichtpunkt zum Vorschein, durchbrach die Wolken, die schwarze Nacht. Verzweifelt starrte ich diesen einen Punkt an, als würde er mir Antworten liefern können.
Wie wollte ich Mali zurückbekommen? Sollte ich einfach zu ihr fahren? Einfach klingen oder klopfen? Wenn sie öffnete, was würde sie sagen, was würde ich sagen?
Dachte sie manchmal noch an mich? Fehlte ich ihr?
Oder verschwendete sie keine Gedanken mehr an mich...?
Ein tiefer verzweifelter Seufzer drang aus meiner Kehle. Es waren die selben Fragen, die ich mir schon so viele Male gestellt hatte! Und immer noch hatte ich keine Antwort auf sie. Würde ich je eine Antwort erhalten? Was würde ich machen, wenn sie die Türe einfach zu schlägt, mich anschreit, mich gar nicht sehen wollen würde? Gequält schloss ich für einen kurzen Moment die Augen, in der Hoffnung, dass sie auch meine Gedanken verschließen würden.
Schließlich holte ich die Informationen raus, die mir Mikko für die Show zu gemailt hatte und las sie mit konzentriert durch.
Versuchte erstmals keine weiteren Gedanken an Deutschland, und alles was damit zu tun hatte, zu verschwenden. Schließlich fielen mir meine schweren Augen zu, ich fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem mich smaragdgrüne Augen, der enttäuschte Ausdruck in ihnen, und ein wutverzerrtes Gesicht Malis jagten..-Malis Sicht-
Mal wieder war ich mutterseelenallein, nur meine nervigen, aufdringlichen Gedanken drängten sich immer wieder in mein Bewusstsein, waren gerade meine einzigen, ständigen Begleiter. Selina war irgendwohin gefahren, hatte komisch rumgedruckst, hatte mir einfach nicht sagen wollen wohin sie gehen würde.
"Ach Mali, ich bin spätestens Morgenabend wieder hier ok?", waren ihre letzten Worte gewesen, dann hatte sie mich fest an sich gedrückt und war mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen gegangen. Mich hatte sie verwirrt zurückgelassen.
Naja, und jetzt war ich alleine, Lukas wollte ich immer noch nicht sehen...Ich spürte den stechenden Schmerz in der Brust, hörte meinen lauten keuchenden und angestrengten Atem. Gierig saugten meine brennenden Lungen die kühle Nachtluft ein, sie schmeckte erdig, nach Wald und Moos.
Ein schwarzer Volvo hielt neben mir, das Fenster wurde hinunter gelassen, die Türe öffnete sich wie von selbst. Warum auch immer stieg ich zu dem fremden Mann ins Auto, mein Unterbewusstsein schaute mich warnend aus großen Augen an.
Plötzlich legte er eine Hand auf mein Bein und ich sah ihm zum ersten mal in das Gesicht des Fremden: in seinen beinahe schwarzen Augen glänzte die dunkle Gier, dunkles längeres Haar umrahmte seine feinen Gesichtszüge und ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen.
Meine Augen weiteten sich vor Angst, doch ich konnte mich nicht bewegen, also schrie ich, ich schrie so laut ich konnte, schrie die Trauer, die Angst, die Wut und die Verzweiflung aus mir hinaus...Ich wachte von meinem markerschütterndem Schrei auf, fuhr hoch, sah mich Panisch um. Meine Haare klebten auf meiner Stirn, kalter Schweiß klebte auf meiner Haut.
Die Erkenntnis traf mich unvorbereitet, war ein Schlag mitten ins Gesicht.
Lukas war nicht Lukas.
Lukas war Elias.
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Behind blue eyes
FanfictionFreundschaft – Liebe! Zwei verschiedene Welten und doch so nah bei einander. Malina Sanders und Samu Haber sind seit langer Zeit befreundet, sind sich vertraut, kennen sich in und auswendig. Doch plötzlich sind da kleine Dinge, neue Gefühle, unbekan...