Behind blue eyes

Kapitel 8

Plötzlich klingelte mein Handy. Ein Geräusch, welches mir unbekannt geworden war, denn schon lange hatte mich niemand mehr angerufen. Doch das war nicht das einzige was mich verwunderte:

es war mitten in der Nacht!

Wer um Gottes Willen ruft mich denn um so eine Uhrzeit an? Und wieso? Kurzer Blick auf die Uhr: 3:23 Uhr. Verwirrt ging ich also ans Handy. Zögernd sagte ich "hallo...?" Stille. Ich hörte nichts. Und dann...

"Mali...?" Geschockt weiteten sich meine Augen. Diese Stimme! Sie brachte alles zurück was ich in den letzten Wochen so erfolgreich verdrängt hatte! Mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Hände schwitzten und ich merkte wie ich zu Zittern begann.
"M...Mali?? Is that you?", mit zittriger Stimme erwiderte ich:

"natürlich Samu bin ich es. Hast du schon mal auf die Uhr geschaut!?" Es klang noch lange nicht so vorwurfsvoll wie ich gerne hätte, aber na gut.

"I had Zoff with vivi...", plötzlich merkte ich wie er lallte, er war also betrunken... Einerseits tat er mir ja leid, aber andererseits kam ich nicht umhin zu merken wie tief in meinem inneren ein kleines Flämmchen der Hoffnung entzündet wurde...
"Oh ähm das.. Das tut mir leid..."
"Mali i Need you here! Please komm nach Helsinki!" Mein Herz schlug noch schneller, falls das überhaupt möglich war. Geschockt erwiderte ich:
"Samu! Du bist betrunken und du willst, dass ich nach Helsinki fliege? Ich habe doch gar kein Geld! Zumindest nicht genug! Ähm... Wir... Wir sollten da lieber morgen -wenn du nüchtern bist- darüber reden!"
"Nein... I'm not betrrrunken...!", verteidigte er sich schwach. "Wirklich,es ist besser, wenn wir morgen darüber reden!" Es fiel mir schwer an diesem Punkt aufzulegen aber mein gesunder Menschen Verstand sagte mir, dass es so besser sei (wie ich meinen Verstand manchmal hasste)! Ich hörte ihn noch ein letztes mal verzweifelt "Mali" sagen bevor ich mich überwand und es tat... Bin ich zu hart mit ihm umgesprungen?

Zitternd ließ ich das Handy sinken...

Ich war jetzt hellwach, an Schlaf war garnicht mehr zu denken!!

Die Gefühle in mir spielten verrückt... Mein Herz raste, erfüllt von der Freude, dass er mich angerufen hatte, schmerzend bei dem Gedanken an seine sanfte, tiefe, warme Stimme und der Entfernung die zwischen uns lag. Tausende von Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, tausende von Stimmen die erhört werden wollten. Ich musste mich irgendwie sortieren... Joggen. Das brauchte ich jetzt. Etwas ungewöhnlich um diese Zeit aber darüber machte ich mir gerade keine Gedanken.

Ich lief los, raus in die kühle Nachtluft. Dunkelheit und Ruhe empfingen und umarmten mich. Ich lief und lief und dachte nach: Weshalb hatten Samu und Vivi sich gestritten? Würde ihre Beziehung noch halten? Wieder dieser Hoffnungsschimmer, dass dies nicht der Fall war, und gleich drauf ein schlechtes Gewissen Samu gegenüber... Meinte er das ernst, dass er mich in Helsinki brauchte? Oder hatte er das nur in seinem betrunken Zustand gesagt?

Und wenn er es ernst meinte, ich hatte zwar viel gearbeitete in letzter Zeit, aber reichte es für ein Flugticket nach Helsinki ?

Ich wurde aus meinem Gedankenstrom gerissen, als ich ein knacken hinter mir hörte. Erschrocken fuhr ich herum...

Schnell schossen meine Augen hin und her, konnten aber nichts finden... Da war nichts. Wahrscheinlich nur ein Vogel oder so. Warte?

Vogel in der Nacht? Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich Nachts um vier Uhr alleine in einem Wald joggen ging... Panik kroch, genau so wie die Kälte, langsam in mir hoch. Was hatte ich mir denn dabei gedacht? Ich hatte garnicht mehr auf den Weg geachtet, während ich gelaufen bin und nur auf meine Gedanken gehört hatte. Ich fing an zurück zulaufen. Irgendwann kam ich endlich aus diesem Wald raus. Körperlich war ich total am Ende. Dafür waren meine Gedanken endlich still, und ich merkte wie sich Müdigkeit und Entspannung langsam in mir ausbreiteten, während ich langsam nach Hause lief... Erschöpft legte ich mich ins Bett.