Der Mann war groß, trug eine Jeans und ein dazu passendes, enges schwarzes Shirt. Er hatte dunkles, längeres Haar. Sie waren zerzaust und fielen in seine dunkelbraunen, fast schwarz wirkenden Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden. Krampfhaft suchte ich in den Tiefen meines Gehirns woher ich diesen Mann kannte, irgendwo hatte ich dieses leichte Lächeln schon mal gesehen.... Nur wo? ...
Selinas Stimme riss mich unsanft aus meinen Grübeleien.
"Hey! Ich bin Selina und das ist meine Freundin Malina, aber nenn sie einfach nur Mali!!! Carlos hat uns eingeladen", ihre Augen funkelten, belustig stellte ich mal wieder fest, wie viel sie redete, wenn sie aufgeregt war. Der Mann lächelte uns leicht zu, seine dunklen Augen waren auf mich gerichtet und musterten mich eindringlich und ernst. "Hey, kommt doch rein, ich führe euch zu ihm", sprach er mit einer ruhigen, sanften Stimme. Die Worte klangen als hätte er sie bedächtig und mit großer Vorsicht gewählt, als wäre er sich nicht sicher, ob sie die richtigen wären. Schüchtern lächelte ich ihm zu und folgte Selina in das Haus. Ungeduldig blickte sie ihn an, tippelte nervös auf der Stelle.
"Einfach geradeaus durch", beantwortete er ihr ihre unausgesprochene Frage und deutete auf eine Tür. Und schon war Selina verschwunden. Entschuldigend verdrehte ich die Augen, lächelte ihm zaghaft zu. Er erwiderte das Lächeln leicht, doch dann standen wir verlegen voreinander rum, bis sein fragender Blick auf die Tür die unangenehme Situation auflöste. Dankbar nickte ich und lächelte erleichtert. Froh darüber, dass wir uns nicht weiterhin anschweigen würden.Langsam ging ich ihm hinter her und bemerkte plötzlich die laute Musik die durch die Türe zu uns durch drang. Irgendwie war sie mir vorhin gar nicht aufgefallen. Er öffnete die Türe, trat einen Schritt zurück und gewährte mir Einlass. Ich lies meinen Blick über die Menge schweifen und konnte sehen, dass alle schon einiges intus hatten und dem entsprechend gut drauf waren. Mein Blick blieb an einem großen Mann hängen, er hatte pechschwarzes, kurzes, lockiges Haar. Sein weißes Shirt bildete einen Kontrast zu seinem Olivfarbenem Hautteint. Seine dunklen Augen klebten an Selina, die gerade kokett den Kopf zurück warf und aufreizend lachte.
Lächelnd lief ich auf die Ecke zu in der sie standen. Als Selina mich bemerkte, blitzen ihre Augen freudig auf, sofort ergriff sie meine Hand und stelle uns gegenseitig vor:
"Carlos, das ist meine beste Freundin Mali, Mali das ist Carlos..."
Etwas verlegen lächelte ich dem großen, dunkelhaarigen Carlos zu, der genauso wenig wie ich zu wissen schien, was er sagen sollte. Als sich das ganze dem peinlichen zuneigte, murmelte ich schnell, dass ich mir was zu trinken holen würde und sie nun alleine lassen würde. Dankbar lächelte Selina mich an, hatte dann aber wieder nur noch Augen für ihren Carlos... Das konnte ja ein spannender Abend werden....Ich holte mir ein Bier, kam mir allerdings verloren vor, da ich außer Selina niemanden kannte. Ein unbehagliches Kribbeln breitete sich in meinem Nacken aus. Ich hob den Blick und lies ihn abermals durch den Raum gleiten. Ich konnte keinen ersichtlichen Grund für mein Unbehagen erkennen, bis.... Mein Blick auf die dunkel braunen Augen des mir unbekannten Mannes fiel....
Ein leichter Schauer durch fuhr mich, den ich mir komischer weise nicht erklären konnte. Ich löste meinen Blick von diesen dunklen Augen und suchte nach Selina. Sie stand immer noch in der Ecke mit Carlos, dicht waren sie aneinander geschmiegt, küssten sich wild. Innerlich lachend, dachte ich daran, wie viel die beiden heute noch vor haben würden.
Trotzdem durchzuckte mich dabei ein kurzer, eifersüchtiger Stich, da es mir bewusste machte, wie alleine ich für eine zeit sein würde. Meine Gedanken verloren sich in den letzten zwei/drei Tagen mit Samu, verloren sich in der Erinnerung an seine eisblauen Augen, an seinen Duft, an seine Berührungen, an seine tiefe, raue Stimme...."Hallo", riss eine eine ebenfalls raue Stimme mich aus meinen Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum.
"Oh, hallo du bist's, äh...", mir fiel auf, dass ich seinen Namen gar nicht kannte, "wie heist du eigentlich?"
Er stockte kurz, schien zu überlegen. "Lukas. Und du warst Mali, richtig?" Warm lächelte er mich an. Wow, er hatte ein umwerfendes Lächeln. Ich konnte nicht anders, aber auch auf meinem Gesicht breitete sich ein strahlendes, etwas verlegenes Grinsen aus. Wir unterhielten uns den ganzen Abend, verstanden uns schon auf Anhieb sehr gut. Ich fühlte mich zu ihm verbunden, wusste aber nicht wieso. Schon lange hatte ich es aufgeben in meinem Hirn danach zu Graben woher ich ihn kannte. Ich genoss einfach nur seine Gesellschaft. Wir hatten beide inzwischen viel getrunken und alberten, wie kleine Kinder, rum. Er lenkte mich von dem leeren Gefühl in mir ab, von dem Schmerz, dass Samu nicht hier bei mir war...Ich war Müde. Hatte gar keine Lust mehr auf die Party. Es war inzwischen drei Uhr morgens... Kurz scannte ich den Raum ab, konnte Selina allerdings nirgends entdecken. Ich dachte mir einfach meinen Teil dazu, was die beiden gerade trieben...
Ich drehte mich zu Lukas um und sagte ihm, dass ich jetzt gehen würde. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte definitiv zu viel getrunken.
"Jetzt schon? Das wird ja hier ganz langweilig, wenn eine Schönheit wie du die Party verlässt..."
Lachend erwiderte ich:
"jaja! Von wegen. Ich wette du wirst auch ohne mich noch Spaß haben.."
"nein." Überraschst blickte ich ihn an. Er meinte es vollkommen ernst, weder in seinem Gesicht noch in seinen Augen lag ein Lächeln. Seine Augen funkelten seltsam und irgendwie bekam ich kurz Angst. Perplex blinzelte ich mehrere male. Der seltsame Ausdruck auf seinem Gesicht war verschwunden. Es lag wieder ein warmes Lächeln auf seinen Lippen. Ok... Das lag wohl an dem Alkohol, bekanntlich war die Wahrnehmung unter Alkoholeinfluss ja nicht mehr ganz richtig. Immer noch verunsichert schaute ich ihn an.
"Wollen wir Nummern austauschen?", ich wusste nicht was mich geritten hatte, aber ich hatte mich eigentlich sehr wohl bei ihm gefühlt, wollte ihn vielleicht auch wieder sehen. Erfreut nickte er und wir tauschten Nummern aus.
"Also dann, Tschau", müde lächelte ich ihm zum Abschied zu.
"Tschüss, meine süße, wunderschöne Mali..." Doch seine leise geflüsterte Antwort hörte Malina schon nicht mehr...Die Tür fiel hinter mir ins Schloss.
Shit! Wie wollte ich überhaupt nach Hause kommen? Ich konnte wirklich keine klaren Gedanken mehr fassen. Immer dieser Alkohol!Wir waren ja vorhin mit dem Auto gekommen... Sollte ich Selina anrufen? Ich wusste zwar, dass ich sie stören würde, aber andererseits hatte ich wirklich keine Lust mehr hier zubleiben...
Seufzend kramte ich nach meinem Handy und wählte ihre Nummer. ... Mailbox. 'Gut, das würde jetzt peinlich werden, aber was soll's?'
Ich drehte mich um und drückte entschlossen auf die Klingel. Die Musik war wahrscheinlich zu laut, denn es öffnete mir niemand. Genervt drückte ich wieder auf die Klingel, beim dritten mal lies ich den Finger einfach so lange drauf, bis mir jemand öffnen würde. Schwungvoll wurde die Tür aufgerissen.
"Na endlich! Wurde langsam aber auch echt zeit!", rief ich gereizt aus.
Dunkle Augen musterten mich überrascht.
"Ich dachte du wolltest gehen?", fragte Lukas mich.
"Wollte ich ja auch, aber wir sind vorhin mit dem Auto-" ich unterbrach mich. Genervt schlug ich mir an die Stirn. Natürlich! Ich hätte mir einfach ein Taxi bestellen können! Der Alkohol schränkte meine Denkfähigkeit wirklich ein! Fragend blickte mich Lukas an.
"Ach... Ist egal! Ich bestell' mir ein Taxi!!!" Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte, während er missmutig sagte:
"schade, ich dachte schon, du würdest noch bleiben. ... Ich werde aber hier mit dir warten, bis das Taxi da ist!" Entschlossen stellte er sich neben mich, lies keine Widerworte zu. Also saßen wir noch gemeinsam auf der Treppe und redeten noch ein bisschen, bis das gelbe Taxi endlich um die Ecke bog.Als ich schließlich bei Selina ankam, schlüpfte ich schnell aus meinen Klamotten, zerrte ein weites Shirt aus den Tiefen ihres Schrankes hervor und ließ mich hundemüde ins Bett fallen. Es fiel mir schwer sofort einzuschlafen, meine Gedanken schwirrten umher, jeder von ihnen wollte erhört werden. Ich dachte an Lukas. Er war wirklich nett, es fühlte sich so gut an, dass es jemanden gab, der mich von der Sehnsucht nach Samu ablenken konnte. Was Samu wohl gerade machte?
'Dummkopf! Natürlich schläft er schon längst', schallte ich mich selber. Mit dem Gedanken an Samus azurblaue Augen, fiel Mali schließlich doch in einen Tiefen, traumlosen Schlaf.Das erste was ich am nächsten morgen registrierte, waren die hämmernden Kopfschmerzen. Stöhnenden schlug ich die Augen auf, schloss sie aber sofort wieder, da das grelle Licht in meinen Augen stach... Langsam tastete ich nach meinem Handy und sah drauf: es war 11.30 Uhr, außerdem hatte ich mehrere Nachrichten.
Aber nur eine von ihnen ließen mein Herz höher schlagen: zwei Nachrichten waren von Samu. Freude überkam mich, holte mich aus meiner trübsinnigen Stimmung heraus.
In der ersten Nachricht stand, dass er mich liebte und mich unglaublich nach mir sehnte. In der zweiten stand, dass ich um 17 Uhr promiflash schauen müsste!
Verwundert schrieb ich ihm zurück:
"Ich liebe und vermisse dich auch! Wieso promiflash? Sowas schaue ich eigentlich nicht..!"
Keine zwei Minuten später kam seine Antwort:
"It is a suprise, my sweetheart! Do it for me!"
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Behind blue eyes
FanfictionFreundschaft – Liebe! Zwei verschiedene Welten und doch so nah bei einander. Malina Sanders und Samu Haber sind seit langer Zeit befreundet, sind sich vertraut, kennen sich in und auswendig. Doch plötzlich sind da kleine Dinge, neue Gefühle, unbekan...