Kapitel 14

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Kein Rückblick mehr

-Malis Sicht-

Langsam kam ich wieder zu mir. Ich fühlte mich stark und ausgeruht. Ich lag auf etwas weichem, wohlige Wärme umgab mich. Ich öffnete die Augen und sah wie das Zimmer von hellen, warmen Sonnenstrahlen erfüllt wurde. Ich kannte das Bett und ja, auch das Zimmer kannte ich. Ich lag in Samus Bett. Sofort stieg mir der vertraute Geruch Samus in die Nase. Tief atmete ich ihn ein, schloss dabei genießrisch die Augen. Plötzlich kehrten die ganzen Ereignisse und der damit verbundene Schmerz von gestern zurück. Die schmerzhafte Erinnerung betrafen nicht den Typen, sondern Samu. Für einen kurzen Augenblick hatte ich wirklich gehofft, dass das alles nur ein böser Traum gewesen war. Was machte ich eigentlich in Samus Bett, wie war ich hier her gekommen? Das letzte was ich wahrgenommen hatte, war seine tiefe Stimme, die voller Sorge und Liebe 'Sweetie' gerufen hatte. Sofort schlug mein Herz schneller, meine Gedanken drifteten weg. Sie waren weit weg, in einer Welt in der noch kein Schmerz vorhanden war. Gestern lag ich auch hier in diesem Bett. Der einzige Unterschied war, dass Samu bei mir gewesen war, dass sein starker Arm um mich gelegt war und das wir eine wundervolle Nacht verbracht hatten.

Wie konnte nur alles so schief laufen...? Tränen sammelten sich -mal wieder- in meinen brennenden Augen. Geqäult schloss ich die Augen, lauschte der Stille die mich umgab, bis... Bis ein leises Summen an mein Ohr drang. Ich schaute auf. Es schien aus der Küche zu kommen. Warme Schauer durchliefen mich. Diese Stimmte würde ich überall erkennen. Vorsichtig setzte ich mich auf. Ich trug einen weiten Pullover und eine Jogginghose, beides schien Samu zu gehören. 'Er hatte mich wohl umgezogen', stellte ich fest, fühlte wie bei dem Gedanken Hitze in mir aufstieg. Tief vergrub ich mein Gesicht in dem Pullover, konsumierte seinen Duft, als sei er eine Droge die mich am Leben erhielt. Ich streckte mich. Mein schmerzender Körper protestierte, allerdings ignorierte ich ihn und stand etwas steif auf.

Leise öffnete ich die Türe und lief raus. Samu stand summend in der Küche und kochte. Mein Herz raste, mein Bauch spielte verrückt. Am liebsten hätte ich diese Gefühle erstochen! Wenn er eben nur befreundet sein wollte, dann würde ich es irgendwie -irgendwie!- aushalten! Ich räusperte mich. Überrascht drehte er sich um "Mali...!", rief er sanft aus. So viel Zärtlichkeit in dieser Stimme. "Hungerrrr?" Ich nickte. Er wies mit der einen Hand auf den Tisch, drehte sich geschäftig um und kochte weiter. Fünf Minuten später waren die Pankaces, die er gemacht hatte, fertig.

Während ich das Essen hinunter schlang, spürte ich die ganze Zeit Samus besorgten Blick auf mir. Genervt legte ich mein Besteck zur Seite, sah ihn ernst an und sagte: "ok Samu, frag doch einfach bitte was dir auf dem Herzen liegt?" Kurz sah er mich fragend an, Redewendungen schien er noch nicht ganz zu verstehen, trotzdem kapierte er was ich meinte. Er stockte, sah mich nochmal besorgt an und fragte: "yesterday...", es schien ihm schwer zu fallen es zu fragen, "what happened to you...?" Ich seufzte, eigentlich wollte ich nicht drüber reden. Ich wollte aber auch wissen wie ich hier her gekommen war, obwohl ich eigentlich schon eine Vermutung hatte. 'Ich glaube, das bin ich ihm schuldig', dachte ich mir und begann leise zu erzählen...

-Samus Sicht-

Trauer. Wut. Schuldgefühle? Genau diese Dinge krochen langsam in mir hoch, während Mali mit gesenktem Blick erzählte. Trauer, weil sie sowas schreckliches durchlebt hatte. Wie kommt den so ein schmieriger, ekliger Typ auf die Idee sie anzufassen? Wie?! Und da war die Wut auf diesen... Diesen Elias!! Ich gab mir selber die Schuld dafür, dass ich ihr nicht gleich hinter her gerannt war. Hätte ich es gemacht, wäre das alles garnicht passiert! Ich wollte sie am liebsten in den Arm nehmen. Aber traute mich nicht. Schon den ganzen Morgen hatte sie mich nicht direkt angeschaut... Ständig wich sie meinem Blick aus, vermied es berührt zu werden, war eher kühl uns zurückweisend. Sie war zwar nicht abweisend, aber... Ich wusste es nicht. Irgendwie anders. Sie war nicht Mali....

Behind blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt