Abschied.

994 50 5
                                    

Es waren mittlerweile vier Tage vergangen und ich hatte mich zusammen mit Ben um einige Dinge gekümmert.
Mein Vater wollte nie eine Beerdigung, also entschied ich ihn in eine Urne zu füllen.
Ich klärte Martin über die Umstände auf und das er vorerst bis alles geregelt sei bezahlten Urlaub hatte und ich mich bei ihm melden würde, wenn alle geklärt ist.
Ich hatte noch keine ahnung was mit dem Restaurant war, was damit passieren würde. Ob ich es verkaufe, weiter vermiete oder selbst führen sollte.

Ben und ich waren auf dem Rückweg von der Einäscherung, ich hatte seit dem kein Wort gesagt.
Ich saß neben ihm, mit meinem Vater auf dem Schoß. Ich starrte auf die Urne, ich konnte nicht glauben das er da drin war. Es war viel zu verrückt, es ging zu schnell, viel zu schnell.
Ich spürte Bens Hand auf meinem Oberschenkel. »Alles gut? " sagte er mit einer weichen Stimme. Ich nickte und warf ihm ein kleines grinsen zu.
Als wir bei Ben ankamen, stellte ich die Urne auf den Küchentisch ab, setzte mich daneben und saß wie ein Häufchen Elend neben dran.
Ben kniete sich vor mich und sah von unten zu mir hoch.
»Was hältst du davon, wen wir ein paar Tage weg fahren?" Ich schaute ihn fragend an. " Du kannst dich ja noch an den Schlüssel erinnern, von meinen Eltern... eigentlich war es anders gedacht... aber sie haben ein Ferienhaus in Norwegen... und wenn du willst, können wir für ein paar Tage dorthin fahren... eine Auszeit nehmen... "
»Und was ist mit der Arbeit und diesem Event? " Mit der Arbeit kann ich alles regeln und bis zum Event sind wie wieder da... "
Ich sah wie sehr er sich bemühte und alles daran tat mich abzulenken. Ich schaute zur Urne und überdachte das ganze, ich musste so viel regeln und wusste jetzt schon nicht wohin mit mir. Aber desto länger ich auf die Urne schaute, merkte ich das ich das brauche und einen Abschluss.
»Können wir ihn mit nehmen ? " mein Blick blieb weiter auf die Urne gerichtet. "Ich... ich würde ihn gern an einem Ort verstreuen, an einem Ort wo man frei ist und ohne sorgen... " Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, es gelang mir nicht und es kullerten zwei Tränen runter.
Ben strich sie mir vorsichtig aus meinem Gesicht »Natürlich.... " er nahm mich und drückte mich fest an sich.

Ben klärte alles mit der Arbeit ab und kümmerte sich um einen Flug. Ich ging nach oben und packte ein paar Sachen für Norwegen ein.
»Alles geklärt, der nächste Flug geht heute Abend um sieben... " Ben stand auf einmal im Schlafzimmer, ich hatte ihn gar nicht bemerkt ich erschreckte einwenig und gab ein lauten quieken von mir.
Ben lachte »Was war das denn?" Er fing lauter an zu lachen, es amüsierte ihn anscheinend und ich fing mit an zu lachen.

***

Wir kamen in Norwegen an, es war früh morgens und die Sonne ging langsam auf als wir landeten.
Ben kümmerte sich um einen Wagen und ich wartete mit dem Gepäck vor dem Flughafen. Er fuhr mit einem Jeep vor, er parkte ihn und half das Gepäck ein zu laden.
Ich stieg ein und Ben fuhr los. »Wozu brauchen wir einen Jeep? " Ben sagte nichts und zwinkerte mir nur zu.

Wir fuhren ein ganzes Stück raus, irgendwann kamen wir an einem See an und ich erblickte ein Haus, komplett aus Holz, es lag direkt am See und es war niemand da, der einen stören konnte.
Als wir das Haus betraten, ich sah lauter Bilder von Ben an den Wänden und auf den Tischen oder Regalen, Kinder Fotos und Fotos von seiner Familie.
Ich schlenderte durch das Haus und erkundete alles, während Ben sich um das Gepäck kümmerte.
Als ich aus dem Fenster sah, sah ich auf die andere Seite des Sees. Dort war ein kleiner Baum, auf einem keinen Berg der direkt am See ragte.
Ich fand das dies der perfekte Ort wäre um die Asche meines Vaters zu verstreuen.
Ich spürte wie Ben mich von umarmte »Was überlegt du?" Dahinten... der Baum auf dem kleinen Berg ... ich glaub das ist die richtige Stelle... " sollen wir?"
Ich drehte mich zu Ben um. »jetzt?... " wenn du möchtest... "
Ich sah Ben an und gab ihm ein liebevolles Lächeln. »Danke... "
Ich küsste ihn auf die Wange und ging zu meiner Tasche, wo die Urne drin war und holte sie raus.

Wir stiegen ins Auto und fuhren direkt los, ich wollte es hinter mir haben und endlich abschließen.
Als wir ankamen und am Baum standen, sah ich mich um, der Ausblick war wunderschön, man hatte einen kompletten Blick auf den See.
Ich nahm die Urne aus dem Auto und stellte mich an die höchste Stelle des Berges, nahm den Deckel ab und drehte mich kurz zu Ben um. Er stand am Auto, er wollte bei mir sein, aber mit trotzdem Freiraum geben. Ich lächelte ihm zu und zeigte ihm das alles gut war und schaute wieder zur Urne.
Ich lag den Deckel auf den Boden und schaute kurz in die Urne, ich wartete einen Windstoß ab und als er kam, drehte ich die Urne langsam, die Asche rieselte langsam heraus und tanzte im Wind in Richtung des Sees.
Als die Urne leer war setzte ich mich hin und schaute raus auf den See. Ben setzte sich zu mir und nahm mich in den Arm.
Wir schwiegen wieder, es musste nichts gesagt werden.
Es tat gut, die Asche im Wind tanzen zu sehen, ich wusste das es die richtige Entscheidung war, ihn hier zu verstreuen. Hier war nichts was einen an London erinnerte, hier war alles friedlich und ruhig. Es war perfekt und der Schmerz in meinem herzen wurde weniger.
»Wir müssen noch Einkaufen... " sagte Ben vorsichtig, er hatte Angst zu früh das Eis zu brechen und etwas falsches zu sagen. Er wollte nicht unsensibel sein, das merkte ich, da er zögerte bevor er sprach.
Aber es war okay, wir hatten zu lange geschwiegen und ich wollte ja Ablenkung, also war es perfekt.
»Wir brauchen definitiv Eis! " sagte ich feststellend. Ben schaute etwas erstaunt, er hatte wohl nicht mit dieser Antwort  gerechnet. Aber er lächelte schließlich, stand auf und reichte mir deine Hand.

Wir fuhren das nächste Dorf mit einem Supermarkt, mein erster griff war in eine Gefriertruhe, wo ich mit ein Großes Vanilleeis raus holte und in den Wagen legte. Ben schaute mich mit großen Augen an »Ich muss es ja mit dir teilen... " er grinste mir zu und wir kauften ein paar teile ein. Da wir nicht lange blieben war der Einkauf nicht riesig.

Wir kamen wieder am Ferienhaus an, packten aus und setzen uns auf die Terrasse mit dem Blick auf den See gerichtet.
Ich kuschelte mich an Ben und war froh hier zu sein. »Auf was muss ich mich bei dem Event einstellen?" Wie meinst du das... meinst du was dich erwartet?" Ja... " Sie werden mich fragen wer du bist und ich werde es ihnen sagen so wie es ist... "
Ich gab ihm keine Antwort sondern nickte nur um ihm zu zeigen das ich zu gehört hatte.
»Wenn du nicht mit kommen möchtest, musst du nicht... " nein... ich möchte... ich freu mich... ich.. ich will ja auch etwas über deine Welt wissen und sie kennenlernen."
Wir schwiegen und schauten auf den See raus, wir waren beide geschlaucht vom Flug und ich merkte wie schwer meine Augen wurden, bis sie mir zufielen und ich einschlief.

***

Ben's POV:

Wir saßen auf einer Bank vor dem Haus, Maja lag mittlerweile auf meinem Schoß und war eingeschlafen, der Tag muss sie total fertig gemacht haben.
Ich war stolz auf sie, darauf wie sie das ganze meistert und wie sie damit umging.
Eigentlich hatte ich es ja geplant, Maja hier den Antrag zu machen, aber ich empfand es für eine weniger so gute Idee, das ganze so kurz nach dem ganzen zu machen und einen anderen Zeitpunkt ab zu warten.

Ich holte mein Handy raus und rief Jim an. Ich gab ihm den Auftrag für mich einen Anzug zu besorgen und für Maja ein Kleid. Ich sagte ihm das in meinem Kleiderschrank eins von ihr hinge, damit er wusste welche Größe sie brauchte.
Wenn wir von Norwegen wieder zurück kommen, werden wir nicht viel Zeit haben um ein Kleid zu besorgen und Jim half gerne.

Love is not an easy game ( German )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt