#1 Joy's Geburtstag

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14.12.2042

Als ich an diesem Morgen wach wurde, war Tylor schon wach und kam gerade aus dem Bad, welches an unserem Schlafzimmer lag.

Er hatte nur seine Boxer an und rubbelte seine Haare mit einem Handtuch trocken.
Ich setzte mich im Bett auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen, als Ty zu mir rüber kam und gab mir einen Kuss auf den Mund.

,,Guten Morgen, Schatz." Flüsterte er und strich mir eine Haarsträhne hinter's Ohr.
,,Sollen wir unseren Frühstückskuchen essen?"
,,Nein! Der ist für heute Mittag, wenn unsere Familien da sind! Finger weg von dem Kuchen!"
,,Ja okay. Beruhig dich, Schatz."

Tylor hob seine Hände und lachte leicht über meine Reaktion.
Total unverständlich. Schließlich habe ich gestern lange gebraucht, diesen Kuchen zu backen.

Die letzte Nacht war für mich auch nur kurz, weil ich das Wohnzimmer und das Esszimmer dekoriert habe.
Tylor's und meine Familie kommen heute vorbei und feiern mit uns Joy's ersten Geburtstag.

,,Genau jetzt, vor einem Jahr, war unsere Tochter dabei, das Licht der Welt zu erblicken."
,,Joy ist jetzt schon ein Jahr alt! Das ist unfassbar." Meinte ich und schaute verträumt in Tylor's Augen.

,,Sollen wir unserer Prinzessin nicht mal gratulieren? Sie wartet bestimmt schon."
,,Zieh dir erst was an!"
,,Klar. Wird gemacht."

Zufrieden stand ich von dem Bett auf, ging zu Tylor, legte meine Hände um seine Hüfte und küsste seinen nackten Rücken.
Ich spürte, wie er eine leichte Gänsehaut bekam und musste lächeln, als Ty sich zu mir umdrehte und seine Arme um mich schlang.

,,Ist alles okay?"
,,Ja. Ich bin nur ein bisschen aufgeregt. Unsere Tochter ist heute ein Jahr alt. Das ist Wahnsinn."
,,Ich bin unendlich stolz auf unsere Kleine Prinzessin."

Ich schloss die Augen und inhalierte den Körperduft meines Mannes, während er mir einen Kuss auf die Haare gab.

Nach kurzer Zeit der Stille, löste Ty sich von mir und wandte sich wieder dem Kleiderschrank.
Ich blieb einfach da stehen und betrachtete Tylor's Körper.

Seit einigen Wochen geht er Abends noch ins Fitnessstudio, wenn er nach der Arbeit Zuhause etwas gegessen hat und somit hat er viel definiertere Muskeln bekommen. Auch sein Sixpack ist viel trainierter geworden.

Trotzdem finde ich es nicht toll, dass ich mit Joy oft alleine bin. Das weiß Ty auch. Aber er geht trotzdem trainieren.
Ich finde es ja wirklich schön, wenn er ein Hobby hat, dem er nachgeht, aber er ist ja so schon wenig Zuhause, wegen der Firma. Und wenn er erst gegen Mitternacht nach hause kommt, dann habe ich nichts mehr von ihm.
Und Joy noch weniger.

,,Schatz?"
,,Mhm?"
,,Wir können zu Joy. Wo warst du denn mit deinen Gedanken?"
,,Bei Joy. Und jetzt komm."

Ich zog Ty an seiner Hand hinter mir her und ging ins Kinderzimmer unserer Tochter.

Als wir das Zimmer betraten, war Joy schon wach und saß in ihrem Bett.

Ihr Kopf schaute zu uns und als sie uns sah, fing sie an zu grinsen, was mich ebenfalls zum lächeln brachte.
Sie wollte sich an den Stangen des Bettes hochziehen und hinstellen, doch sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf ihren Po.

Im ersten Moment schaute sie uns überrascht an, doch dann fing sie an zu lachen. Ein richtiger Sonnenschein.
Grinsend ging ich zum Bett und hob Joy hoch.

,,Happy Birthday Süße."

Tylor, der inzwischen neben mir stand, legte eine Hand auf meinen Rücken und die andere Hand auf Joy's Hinterkopf, als er liebevoll ihre Stirn küsste.

,,Alle Gute zum Geburtstag, Prinzessin."

Nachmittag

,,Und, wie läuft es so mit der kleinen?" Fragte ich Lya, die mit Nate im Garten saß und über ihren dicken Bauch streichelte.
,,Gut. Sie ist wirklich ruhig."
,,Aber ist denn alles in Ordnung?"
,,Ja. Der Arzt meinte, dass es ganz normal wäre, wenn das Baby jetzt etwas ruhiger ist."

Lya grinste verträumt und schaute Nate an, der ebenfalls ihren Bauch streichelte.

,,Wie lange dauert es noch?"
,,Es könnte an Tylor's Geburtstag so weit sein."
,,Echt? Das wäre ja cool."
,,Ja. Finde ich auch. Ich gehe aber mal drinnen schauen, was mein Mann so macht."
,,Okay."

Meine Schwägerin stand auf und ging wieder in das Haus, während ich weiter mit meinem Weinglas auf der Bank sitzen blieb und in den Himmel schaute.

Ein Jahr ist es nun schon her, dass meine Tochter auf die Welt kam.

Ich weiß noch genau, wie ich Tylor sagte, dass ich Wehen habe.
Es war mitten in der Nacht und ich wurde von einem Ziehen im Bauch wach. Ich habe nicht lange gebraucht, um zu realisieren, dass Joy sich auf den Weg machte.

Durch ein stechenden Schmerz wurde ich geweckt.
Seufzend schaute ich auf meinen Wecker, der 5:02 Uhr anzeigte.

Ich hatte mich gerade wieder normal hingelegt, als ich wieder diese Schmerzen bekam.

,,Tylor? Shh, Tylor?!"
,,Mh? Was ist denn los?"
,,Schatz, i-ich ich habe Wehen."

Ich hatte wirklich Angst vor der Geburt und vor den Schmerzen, aber Ty war da und hat mich unterstützt.
Ohne ihn hätte ich das nicht durchgehalten.

,,Hey, hier bist du. Ist alles in Ordnung?"

Ich drehte meinen Kopf in Richtung Türe und sah Ty dort stehen.

Er hielt seine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug in seiner Hand und kam zu mir auf die Bank.

,,Ja, alles gut. Ich hab nur etwas nachgedacht."
,,Ein Jahr ist sie jetzt."
,,Das ist Wahnsinn. Die Zeit vergeht so schnell."
,,Morgen steht sie schon mit ihrem ersten Freund vor der Türe."
,,So schnell vergeht die Zeit nun auch wieder nicht."

Tylor zündete sich eine Zigarette und nahm einen Zug, während seine Augen nach vorne gerichtet waren.

,,Bist du traurig, dass Noah nicht hier sein kann?"

Noah hatte zwar momentan Semesterferien aber bei dem Schnee ist unmöglich für ihn, von Australien nach Miami zu fliegen.
Ich hatte mich eigentlich sehr auf ihn gefreut aber gestern hatte er mich angerufen und gesagt, dass er nicht kommen kann.

,,Ein wenig. Aber es ging ja nicht anders. Außerdem ist er an Weihnachten da. Em, Schatz?"
,,Ja?"
,,Weißt du was auch vor einem Jahr war?"
,,Mein Unfall?"

Ich nickte stumm und schaute in mein Glas.

Ehe mir die erste Träne die Wange runter lief, nahm Ty mich in seinen Arm und zog mich fest an sich.

Sein Kinn lag auf meinem Kopf und seine Arme waren um meinen Körper geschlungen.

,,Es war eine schwere Zeit. Aber wir haben es geschafft und ich finde wir sollten es hinter uns lassen."
,,Für dich war es nicht schwer. Du hast nur da gelegen."
,,Ich habe um mein Leben gekämpft."
,,Aber du hast Recht. Wir sollten es hinter uns lassen. Es ist schon ein Jahr her und es geht dir gut."

Tylor drückte mir sanft einen Kuss auf meine Haare und ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment.

Diesen Moment, an dem wir für uns waren.
Mein Ehemann und ich.

An dem ersten Geburtstag unserer kleinen Tochter.

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