Als ich in das Gebäude gehe, ignoriere ich, dass die zwei Mädchen von vorhin mich noch über zwanzig Meter Entfernung fassungslos ansehen. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, möglichst schnell in die Vorlesung zu kommen, ohne dabei irgendjemanden oder sogar mich selbst zu Boden zu bringen.
Erleichtert kann ich ausatmen, als ich sehe, dass noch einige andere in den Vorlesungssaal gehen, ich also nicht mit Abstand die letzte bin.
"Kein Essen in der Vorlesung", meint Liam die Stimme unseres Professors nachäffend als ich mich neben ihm förmlich auf den Sitz fallen lasse.
"Kein Reden", erwidere ich knapp und stelle alles so hin, dass ich möglichst wenig Platz verbrauche. Ich hasse es schließlich selbst wenn andere ihr Zeug auf mehrere Plätze verteilt legen.
Liam lehnt sich nur grinsend zurück und spielt mit seinem Kugelschreiber herum.
"Warum bist du eigentlich so gesprintet?", frage ich kaum, dass ich mich richtig hingesetzt habe und schaue Liam neugierig an.
"Ich musste vorher noch zu meinem Geschichtsprofessor." Er nickt.
"Ich dachte nicht, dass du mich gesehen hast. Wirktest ziemlich beschäftigt." Zum Ende hin grinst er schief woraufhin ich nur noch erröten kann.
"Ich habe mich nur unterhalten", verteidige ich mich vergeblich.
"Das war eine sehr angeregt Unterhaltung. Würde mich nucht wundern, wenn ihr euch noch vor der Uni angesprungen hättet."
Ich beiße mir auf die Lippe.
"Habt ihr nicht!", gibt er einen Ticken zu laut für ein Gespräch während der Vorlesung von sich. Doch natürlich habe ich nicht das Glück, vom Professor erlöst zu werden. Dieser hat das nämlich vermutlich als einziger nicht gehört.
"Nur ein ... bisschen." Liam sieht mich mit einem fetten Grinsen an.
"Lohnt es sich denn wenigstens?", fragt er dann wieder im Flüsterton.
"Wie?"
"Behandelt er dich gut?", geht er weiter darauf ein und sieht mich aus seinen Teddybär-Augen ehrlich an. Die Art wie er sich gerade fast schon sorgt, erinnert mich an Jo. Ich schmunzle.
"Ja." Ich nicke. "Das tut er."
"Gut zu hören. Siehst auch nicht mehr aus, als ständest du vor den Scherben deines Lebens." Ich schüttle den Kopf und boxe Liam einmal leicht gegen dem Oberarm.
"Jetzt hast du die Situation vermiest", meine ich und öffne jetzt auch mal meine Unterlagen.
"Entschuldige." Er rutscht ein wenig auf der Bank nach vorne.
~
"Du machst mich fertig."
Ich ziehe entschuldigend die Brauen nach oben und grinse während des Umrührens in mich hinein.
Jo steht neben mir an die Theke gelehnt und sieht mir dabei zu.
"Ich muss dich aber nicht mehr aufklären, oder?"
Ich schlage ihm mit der freien Hand auf den Nacken, den er sich im nächsten Moment schon zu reiben beginnt.
"Überleg dir gut was du jetzt sagst", meine ich, noch bevor er erneut zu Wort kommen kann und hebe drohend den Löffel aus der roten Tomatensoße an.
"Ist ja schon gut." Jo schüttelt lachend den Kopf woraufhin ich ebenfalls anfange zu lachen.
"Ich möchte aber nicht schon jetzt Patenonkel werden", mault er gespielt verletzt und schaut hungrig in den Topf.
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Inked. (h.s.)
FanfictionDie Kunststudentin Lou ist der Inbegriff von einem Tollpatsch und bezeichnet sich selbst gerne als einen der seltsamsten Menschen der Welt; Harry ist CEO eines großen Konzerns und entflieht seinem stressigen Arbeitsalltag im Tattoo-Studio. Man könnt...