„Was war das?", fragt Harry sofort kritisch. Ich schaue ihn nur mit leicht geöffnetem Mund an, drehe meinen Kopf einen kleinen Moment nicht gerade unauffällig in die Richtung, aus der der Krach kam.
„Das war ... Jo", gebe ich ertappt zu und möchte mich innerlich ohrfeigen, weil ich das mal wieder in dem wohl ahnungslosesten Ton erwidert habe, den man nur wählen kann.
„Jo?" Er schaut einen Moment über meine Schulter hinweg, als erwarte er, dass mein bester Freund jeden Moment komme.
„Ja Jo ..."
„Will er nicht aus dem Badezimmer kommen?" Zu meinem Glück scheint er diese Situation ziemlich amüsant zu finden, denn ein schiefes Grinsen legt sich auf seine Züge. Sicher gibt es auch einige, die bei dieser Situation förmlich ausrasten würden.
„Ich glaube er denkt wir haben nichts gehört", flüstere ich demonstrativ und muss selbst ein bisschen grinsen, weil Harry auch in dem Wissen, dass wir nicht alleine sind, seine Arme weiterhin um mich gelegt lässt, mich sogar eher noch ein kleines Stück näher zieht.
„Sollten wir ihm mitteilen, dass wir es gehört haben?", macht er in einem Flüsterton mit und schaut mich nun wieder an, sein Lächeln wird noch um einiges breiter. In seinen Augen blitzt der Schalk auf, etwas das ihn komischerweise noch attraktiver wirken lässt.
„Ich glaube schon", erwidere ich nur, weiche einen kleinen Moment seinem durchdringenden Blick aus, indem ich mich ein bisschen wegdrehe, sehe dann aber keinen Sinn mehr darin und schaue ihn wieder von vorne an.
„Na dann." Kurz zieht er mich wieder ein Stück näher an sich heran, um mir einen kleinen, keuschen Kuss auf die Lippen zu drücken. Daraufhin lösen wir uns so langsam voneinander, um Richtung Badezimmer zu gehen.
Meine Hand liegt schon auf der Türklinke, als ich mich vor Lachen fast nicht mehr zusammenreißen kann, und mir mehr als grob auf die Lippen beißen muss.
„Jo?", frage ich in mittlerer Lautstärke und öffne schon langsam die Tür.
„Tschuldigung Lou", ist das erste was er notdürftig die Scherben auf dem Boden aufsammelnd sagt.
„Kein Problem", meine ich ruhig. „Ist irgendetwas passiert?", frage ich aber, um sicherzugehen, dass er sich nicht geschnitten hat.
„Nein, alles okay." Man sieht ihm an wie sichtlich unangenehm diese Situation ihm gerade ist, er hebt seinen Blick nur kurz, um Harry knapp nickend zu begrüßen. Dessen Präsenz kann ich hinter mir wahrnehmen, weswegen er mein schadenfrohes Grinsen nicht sehen kann.
„Wenn ihr wollt könnt ihr in den Park gehen", bietet Jo hastig an, macht die Situation nur noch unangenehmer. Schließlich teilt er uns so mit, dass er jeden kleinen Fetzen unseres Gespräches mitbekommen hat. „Ich mache das weg", fügt er hinzu und wirft mir ein entschuldigendes Lächeln zu.
*
„Oh mein Gott." Ich fahre mir beschämt durchs Gesicht, schüttle den Kopf.
„Was ist?" Harry sieht mich mit einem breiten und zeitgleich neugierigen Grinsen vom anderen Ende der Bank an.
Naja, eigentlich sitzt er mir so nahe, dass unsere Oberschenkel sich fast berühren.
Um zu sprechen lehne ich mich ein wenig näher zu ihm, da ich den Blick auf mir spüre. Anschließend flüstere ich ihm ins Ohr: „Das ist eines der Kinder."
„Eines der Kinder?" Seine Stimme ist zu laut, weswegen ich etwas tue, was ich normal nur von Zeit zu Zeit bei Jo tue. Ich verdecke seinen Mund mit meiner gesamten Handfläche.
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Inked. (h.s.)
FanficDie Kunststudentin Lou ist der Inbegriff von einem Tollpatsch und bezeichnet sich selbst gerne als einen der seltsamsten Menschen der Welt; Harry ist CEO eines großen Konzerns und entflieht seinem stressigen Arbeitsalltag im Tattoo-Studio. Man könnt...