- S I E B E N U N D A C H T Z I G -

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"Lou, das ist ein bisschen anders", versucht mein bester Freund sich am anderen Ende der Leitung rauszureden.

"Ich glaube nicht Jo. Einbruch für Einbruch, das klingt ziemlich gleich, nicht?" Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiß nicht, ob ich versuchen soll, so leise zu sprechen, dass Harry nichts davon mitbekommt. Aber er ist gerade in der Küche beschäftigt, daher ist es vielleicht nicht nötig.

"Das war aber ein Nicht-Fragen." Ich weiß, dass er mir helfen will, er kann sich nur nicht richtig dazu überwinden genau das zu tun, was ich nur von ihm verlangen kann.

"Dann ist das hier die neue Runde", biete ich an. "Ich weiß aber warum ich das tun soll", widerspricht er.

"Bitte Jo. Ich liebe dich für immer und ewig, wenn du das tust", flehe ich und ziehe die Luft ein, als plötzlich jemand seine Arme fest um meine Taille legt und mich an sich zieht.

"Wie bitte?", fragt Harry leise und küsst die Stelle unter meinem Ohr mit einem Grinsen. Einen Moment drückt er mich dabei etwas stärker an sich, bis ich entspannt gegen ihn sacke.

"Bitte", sage ich nur in mein Handy und spüre wie Harry genau hinsieht, als ich meine Unterlippe fast zerkaue.

"Ich schwöre Dir, wenn ich erwischt werde, rede ich nie wieder mit dir." Jo stöhnt genervt und atmet aus, bevor auflegt.

Mit einem glücklichen Schmunzeln nehme ich mein Handy von meinem Ohr und stecke es in meine Hosentasche.

Vielleicht ist es nicht fair, das von Jo zu verlangen, aber er ist die einzige Person, die jemals an dieses Video kommen könnte und außer Harry die einzige, der ich genug vertraue, um ihr das zu sagen. Harrys Problem ist nur, dass Schuster ihn sowieso schon genau auf dem Schirm hat. Würde er jetzt erwischt werden, wäre alles um sonst.

"Da war Jo", antworte ich etwas spät und drehe mich mit Harry, als dieser mich so am Hals küsst, dass es kitzelt.

"Und?", fordert er weiter, hält mich fester, als er immer weiter meinen Hals entlang küsst. Das Gefühl seiner Küsse überfordert mich derart, dass ich mich noch in seinen Armen ruckartig drehe, dabei zur Unterstützung meine Hände auf seine Arme lege.

"Er hilft uns", keuche ich und schaue ihm von unten herauf in seine waldgrünen Augen, deren Leuchten mir gerade wieder einmal bewusst wird.

Mit einem filigranen Lächeln auf den Lippen streicht Harry eine Strähne hinter mein Ohr und beugt sich nach vorne, um meine Stirn zu küssen.

"Will ich es wirklich wissen?", fragt er darauf und ich weiß, wie er es meint.

"Nein, ich denke nicht", antworte ich deswegen ehrlich, um dieses illegale Vorhaben nicht noch genauer beleuchten zu müssen. Dabei beiße ich mir gedankenverloren auf die Zunge.

Wieder lehnt Harry sich nach vorne, um meinen Mundwinkel sanft zu küssen. "Macht nur keinen Mist", bittet er leise und legt sein Kinn auf meine Schulter, als er mich so umarmt.

Statt zu lügen, indem ich ja sage, tue ich es, indem ich nicke.

"Sollen wir uns eine Pizza bestellen?", wechselt er das Thema komplett und erinnert mich daran, dass ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen habe.

"Gerne." Ich nicke leicht und widerspreche meinen Worten, als ich mich nach vorne lehne, um ihn fest zu umarmen und meinen Kopf dabei in seine Brust zu drücken.

~

Am nächsten Tag habe ich keine Lust zur Vorlesung zu gehen, weswegen ich meinen Kopf zu der Zeit, wo ich normal aufstehen müsste, einfach fest in das große Kissen auf Harrys Bett drücke.

Wider Erwarten bin ich aber nicht alleine, wie es sonst ist, wenn Harry wieder einmal unfassbar früh zur Arbeit fährt. Nein, heute liegt er neben mir und diese Erkenntnis erreicht mich erst, als ich mich drehe und gegen ihn ramme.

Dabei wird mir keine Gelegenheit gegeben wieder auf meinen ursprünglichen Platz zu gelangen, immerhin legt er sofort seinen Arm fest um mich und zieht mich unter der warmen Decke auf seine noch wärmere Brust.

Ich spüre wie ein kleiner Kuss auf meine Stirn gedrückt wird und schmunzle zufrieden in mich hinein, küsse ebenfalls seine Brust durch das T-Shirt.

"Morgen", murmelt seine raue, von Schlaf belegte Stimme in meine Haare hinein.

Ich bemühe mich so weit, dass ich meinen Kopf anheben kann und stütze mein Kinn vorsichtig ab, um ihn ansehen zu können. "Musst du heute nicht ins Büro?", frage ich vorsichtig in Anbetracht der jetzigen Situation dort.

"Nein, heute nicht." Er schüttelt den Kopf und legt seine Arme um mich, als würde er mich umarmen. "Heute will ich bei dir bleiben", meint er in einem liebenswürdigen Ton und ich küsse lächelnd sein Kinn, weil es das erste ist, was ich erreichen kann.

"Was musst du heute machen?", fragt er mich weiter und einen Moment überlege ich. "Ich habe heute nicht wirklich Lust, ich habe mich gestern schon bei der Arbeit abgemeldet."

"Warum arbeitest du da eigentlich noch?" Er runzelt kritisch seine Stirn, worauf ich mit den Schultern zucke. "Keine Ahnung", antworte ich ehrlich, weil es mir so langsam wirklich nicht mehr klar ist.

Natürlich brauche ich das Geld, aber seit ich dort arbeite, stehe ich auf der Stelle und komme nicht annähernd weiter.

"Aber wo soll ich sonst arbeiten?", denke ich laut.

"Es gibt tausend Angebote und da wirst du nicht ausgenutzt", fängt er an aufzuzählen. "Du könntest doch in einer Galerie arbeiten, oder in einem Museum."

"Das klingt eigentlich gut", gestehe ich ihm ein, "aber du weißt wie ich bin. Man sollte sich besser nicht auf mich verlassen, wenn es darum geht, irgendwem etwas beizubringen, geschweige denn zu erklären."

Seine Hand legt sich unter mein Kinn, sodass ich ihn ansehen muss. "Hör auf damit", ermahnt er mich. "Du bist klug und solltest nichts anderes als das sagen."

Ich nicke stumm und beiße mir auf die Unterlippe. "Vielleicht kann ich mich mal nach einem anderen Job umsehen", gestehe ich einem nun schmunzelnden Harry ein.

"Und endlich bei mir einziehen", fügt er hinzu.

"Komm mal runter, du hast erst am Samstag gefragt; wir haben Montag", lächle ich verspielt und kann nicht anders, als seine für mich perfekten Züge zu bewundern.

"Zufälligerweise auch fast Ende des Monats", fügt er hinzu und ich boxe ihn leicht.

"Einer der Gründe, warum ich nicht auf gut Glück auf einen neuen Job hoffen kann."

"Warum das?" Harry macht nicht den aufmerksamsten Eindruck, als er mit seinem Ring an meinem Finger herumspielt. Ich antworte ihm aber trotzdem: "Ich brauche das Geld, alleine Umziehen kostet schon genug."

"Lass das meine Sorge sein", spricht er in einem Ton, der keinen Widerspruch zulässt und hält mich zusätzlich davon ab, indem er anfängt mich vorsichtig zu küssen.

"Du weißt, dass das noch nicht geklärt ist", bringe ich mühselig zwischen festen Küssen meines festen Freundes hervor und lege planlos meine Hand auf seinen Nacken, um genau spüren, wie er fast schon gierig seinen Kopf immer weiter nach unten zu mir drückt. Meine Worte ignoriert er dabei so gut wie komplett.

"Das ist mein Ernst." Im Versuch seinen Küssen zu entfliehen strecke ich meinen Kopf nach oben, lege mir aber eine Schlinge um den eigenen Hals, als er genau die freigelegte Haut so küsst wie eben noch meine Lippen.

Harrys warmer Atem auf meinem Hals lässt mich die Zähne zusammenbeißen und meine Hände nach seinen Oberarmen greifen.

"Ich liebe dich Lou", flüstert er liebevoll und küsst ab dann noch sanfter meinen empfindlichen Hals. "Und deswegen passe ich auf dich auf", fügt er hinzu, bevor er mich von unten herab aus seinen grünen Augen ansieht, die mir genau mitteilen, was sie wollen.

Inked. (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt