Ich schlucke beim Anblick des Fliederastes jegliche Gefühle herunter und nicke stumm.
"Das dürfte so ziemlich die ganze Meerjungfrau abdecken", versuche ich spaßend hinzuzufügen, es kommt aber noch armseliger raus als gedacht.
Es ist nicht so, dass ich nicht möchte, dass irgendjemand den Fliederast trägt, lediglich habe ich nicht damit gerechnet, dass das so schnell passiert, bin dementsprechend überrascht.
"Hoffentlich, die war echt billig", antwortet Harry daraufhin mit einem der breitesten Lächeln, das ich je gesehen habe. Eines der Sorte, die einen selbst auch zum Schmunzeln bringt.
"Das muss zustimmen, die war echt ranzig." Ich schüttle den Kopf und lege einmal den Flieder neben die Meerjungfrau, er ist ein kleines Stück zu klein, ich werde ihn am Computer später einfach ein Stück vergrößern müssen beziehungsweise kann Betty das dann machen.
"Soll ich daran etwas ändern?" Ich schaue wieder von meinem Vergleich auf.
"Nein, nein... Das ist so... gut." Ich scheine ihn aus den Gedanken gerissen zu haben. Einen kurzen Moment denke ich mir, dass ich gar nicht wissen möchte worüber er genau denkt, aber so schlimm kann er ja auch nicht sein.
"Okay."
"Darf ich fragen wer Diana ist?" Er deutet auf die untere Ecke des Bildes.
Ich bin kein Mensch, der ein Geheimnis um seine Gedanken macht, deswegen antworte ich ehrlich: "Ein sehr wichtiger Mensch für mich."
"Deine Mutter?"
Weit gefehlt. Ich schüttle den Kopf.
"Meine Mutter ist so ziemlich der letzte Mensch, dem ich etwas malen würde." Meine Tonlage wechselt ungewollt zu leicht angepisst, er bemerkt es und fragt nicht weiter nach.
*+*+*+*
Nach einer gefühlten Ewigkeit - und um genau zu sein sechs Uhr - ist alles geklärt und ich kann mich endlich wieder von Harry Styles, der mich mit Blicken verschlungen hat, entfernen und meinen Heimweg antreten. Mein Handyakku erstirbt in dem Moment, als ich meinen Chat zu Jo öffnen möchte, leise fluchend packe ich mein Handy in meine Jackentasche, ziehe sie dann an.
Harry steht erst von seinem Stuhl auf, als ich Richtung Tür gehe, um diesem Raum für heute zu entkommen.
Mit meiner Tasche über der Schulter und der Jacke in der Hand greife ich nach der Türklinke, drücke sie runter und gebe der Tür den benötigten Schmackes, um sie zu öffnen, treffe aber auf keinerlei Nachlass. Die Tür klemmt.
"Nein, nein, nein, nein, nein", fluche ich leise und versuche es noch drei Mal, aber noch immer lässt das Klemmen nicht nach.
Obwohl es nichts bringt, schlage ich einmal fest gegen das Holz, was dazu führt, dass ich meine schmerzende Faust wieder an mich ziehe und aufzische.
"Könntest du versuchen?", frage ich kleinlaut woraufhin Harry sofort zu Tat schreitet und wie ich versucht die Tür zu öffnen- vergeblich.
"Fuck", murmelt er deutlich angepisst.
Was habe ich getan, um das zu verdienen? Um eingesperrt zu sein mit ihm, dann wenn alle anderen Weg sind und frühestens morgen Früh jemand kommt.
"Hast du dein Handy?", frage ich schnell und sehe buchstäblich den kleinen Lichtfleck am Ende des Tunnels.
"In meiner Jacke, die an der Garderobe hängt", erwidert der Mann daraufhin monoton, da auch er besseres zu tun hat, als in diesem Raum gefangen zu sein.
Ich setze mich wieder zurück auf den Stuhl, während er durch wildes Schlagen und Drücken versucht diese Tür zu öffnen, sie vielleicht wenigstens aus den Angeln zu treten. Dumm nur, dass nichts von all dem funktioniert.
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Inked. (h.s.)
FanficDie Kunststudentin Lou ist der Inbegriff von einem Tollpatsch und bezeichnet sich selbst gerne als einen der seltsamsten Menschen der Welt; Harry ist CEO eines großen Konzerns und entflieht seinem stressigen Arbeitsalltag im Tattoo-Studio. Man könnt...