„Mein Bett wäre groß genug", argumentiere ich ein letztes Mal, stehe schon längst in einer viel zu verwaschenen und ausgeleierten Sporthose, die tatsächlich noch nie für ihren eigentlichen Verwendungszweck benutzt worden ist, und einem alten Shirt, das ich von Jo geschnorrt habe, in der Tür.
Man mag glauben, dass ich mit dieser Aussage komme, um ihn auf irgendeinen billigen Weg in mein Bett zu locken, aber tatsächlich ist meine wahre Intention die, dass ich mir ein wenig Sorgen mache, dass Harry von verschiedensten Dingen in der Sofaritze überrascht werden könnte. Das im Halbschlaf erleben zu müssen, endet nämlich nicht immer unbedingt gut.
„Na gut, zu einem richtigen Bett sage ich nicht nein." Inzwischen sind wir beide andeutungsweise nüchterner, das heftige Rummachen scheint seinen Teil getan zu haben, sodass man behaupten könnte, dass jeder weiß, was er sagt.
Halbwegs erleichtert atme ich aus, deute Harry mir in mein Schlafzimmer zu folgen.
So ziemlich an die letzte Ecke meines Bettes gekauert hinterfrage ich noch immer, wie Harry ohne Bettdecke schlafen kann. Etliche Male habe ich es ihm angeboten, habe jedoch immer die selbe Antwort darauf bekommen, nämlich die, dass es ohne genauso gut geht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mich sogar ein wenig weiter in die Mitte meines Bettes getraut habe, schließe ich langsam meine Augen. Blende aus, wie nervös der ruhige Atem dieses Mannes mich gerade macht, finde annähernd Ruhe.
Bis zu dem Zeitpunkt, in dem meine Decke sich anhebt, die Temperatur darunter anscheinend sofort ins unermessliche zu steigen scheint.
„Ich dachte du brauchst keine Decke?", frage ausnahmsweise ich selbstgefällig, lenke von der Tatsache, dass Harry nur in seinen Boxershorts neben mir liegt, sein Körper meinen fast berührt. Würde ich nicht auf diese Art und Weise reagieren, liefe mein Gesicht vermutlich so rot an wie das eines kleinen Schulmädchens.
„Da habe ich dich wohl angelogen", dringt seine Stimme kaum durch den dunklen Raum, führt aber trotzdem dazu, dass sich meine Wangen ein wenig röten. Also doch das Schulmädchen.
„Du bist unglaublich." Ich schüttle meinen Kopf, das Grinsen dabei kann ich nicht unterdrücken, es übertrifft sogar die vorherige Röte.
„Geht es nicht darum, für wen man unglaublich ist?" Die Matratze neben mir sinkt noch ein Stück weiter nach unten, Harrys warmer Körper berührt unweigerlich meinen, der im Gegensatz zu seinem unheimlich schwach aussehen muss, ganz zu schweigen noch Kälte ausstrahlt.
Im Unwissen darüber, was ich erwidern könnte, lasse ich seine Worte so stehen, verliere mich wieder einmal komplett in meinen Gedanken, die in alle möglichen Richtungen verlaufen.
„Lou?" Ich drehe mich zur Seite, um ihn trotz der Dunkelheit anzusehen, ich bilde mir ein, sehen zu können, wie er sich auf die Unterlippe beisst.
„Darf ich dich halten?"
„Was?", kommt es mir erschrocken heraus, ich zucke beinahe zusammen.
Anstatt wieder zu fragen, wird mir eine körperliche Nähe entgegengebracht, die mir schon lange nicht mehr zuteil wurde, die ich schon lange nicht mehr so spüren konnte.
Scheinbar mühelos zieht der Mann mich an sich, sodass mein Kopf auf seiner nackten Brust positioniert liegt. Genau über der Stelle, wo sich sein Herz befindet, dort in einem kräftigen Rhythmus Blut durch die Arterien pumpt.
So gerne ich es auch anders sehen möchte, fühle ich mich wie in einem schlechten Film.
"Warum?", frage ich als ich spüre, wie Harrys warme Fingerspitzen über meinen Oberarm streichen, jetzt definitiv zur vollkommenen Reizüberflutung führen.
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Inked. (h.s.)
FanficDie Kunststudentin Lou ist der Inbegriff von einem Tollpatsch und bezeichnet sich selbst gerne als einen der seltsamsten Menschen der Welt; Harry ist CEO eines großen Konzerns und entflieht seinem stressigen Arbeitsalltag im Tattoo-Studio. Man könnt...