- E I N U N D D R E I ß I G -

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"Wir müssen aufstehen", wiederhole ich im Flüsterton und rüttle schon etwas weniger vorsichtig als vor einer Minute an Harrys Schulter. Doch wieder grummelt er nur in mein T-Shirt hinein, klammert sich inzwischen so fest an mich, dass ich beinahe laut aufkeuche. 

"Das ist mein Ernst Harry. Ich muss noch in meine Wohnung meine Sachen holen", erinnere ich ihn und erziele erst damit, dass er seinen Kopf von meinem Bauch anhebt und verschlafen die Nase rümpft.

"Wie viel Uhr haben wir denn?", ist das erste was er in einem unfassbar abgeschlagenen Ton sagt.

"Halb sieben."

"Fuck." Obwohl er leicht verärgert grummelt, drückt er so als hätte er alle Zeit der Welt seine Wange noch ein letztes Mal auf meinen bekleideten Bauch. Auch wenn ich ihn eigentlich zwingen sollte sofort aufzustehen, um mich nach Hause zu fahren, lache ich leicht darüber und streiche ehe ich es verhindern kann einmal durch seine Haare. Als ich aber merke was ich getan habe, ziehe ich sie auch schon wieder zurück, beiße mir leicht auf die Unterlippe.

"Das hat sich gut angefühlt." Harry richtet sich nun ein wenig auf, um mich aus großen Augen anzusehen. Ein leichtes Schmunzeln umspielt seine Lippen und er lehnt sich nach vorne, um mir einen kleinen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. "Du kannst hier duschen gehen, ich gehe ins andere Badezimmer", meint er noch bevor er sich vollkommen von mir herunterrollt und neben dem Bett auf die Füße springt.

Auch ich stehe endlich auf und ziehe das T-Shirt zurecht als Harry mir schon erklärt, wo ich Handtücher finden kann.

Mit meinen Klamotten von gestern in der Hand gehe ich dann ins Badezimmer und lege sie erst einmal auf den geschlossenen Toilettendeckel.

Im nächsten Moment ziehe ich schon Harrys Kleidung aus und falte sie sorgfältig auf, meine Unterwäsche folgt.

In der Dusche muss ich feststellen, dass man wohl auch dort große Unterschiede zwischen teuer und günstig macht. An der Wand sind mehr Knöpfe als an meiner Fernsehfernbedienung und ich kann mich nur gerade so davon abhalten, jeden einzigen auszuprobieren. Schließlich habe ich keine Zeit und muss mich eigentlich beeilen.

Etwa zehn Minuten später gehe ich immer noch mit nassen Haaren aber immerhin in meinen Klamotten aus dem Bad, um fast wieder darin zu verschwinden.

Harry steht vor dem Kleiderschrank und sucht irgendetwas heraus, trägt noch nichts.

"Scheiße", entfährt es mir und ich schließe kindisch meine Augen, um sie dann erst wieder zu öffnen, als ich meinen Kopf in eine andere Richtung gedreht habe.

"Fuck!", erschreckt auch Harry laut. Ich gehe davon aus, dass er sich inzwischen etwas überzieht. Irgendetwas.

"Entschuldigung Lou, das sollte nicht- ich wollte dich nicht-", hastet er schon beinahe hilflos und ich wage es jetzt meinen Kopf wieder in die Richtung des Braunhaarigen zu drehen.

"Alles okay", ich hebe eine Hand, "Ich habe mich nur erschrocken."

"Ich dachte nicht, dass du schon fertig bist", erklärt er peinlich berührt. Ich glaube er steht nicht mit geröteten Wangen da, weil es ihm unangenehm ist, dass ich ihn nackt gesehen habe, sondern eher, weil er glaubt den Eindruck gemacht zu haben, mich bedrängen zu wollen, oder es mit Absicht getan zu haben.

Wobei seine Angst nicht aus dem Nichts kommt. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es nicht als unmöglich gesehen, dass er so etwas täte. Doch inzwischen weiß ich es ein bisschen besser.

"Ich dachte du wärst schon fertig", gebe ich zurück und entferne nun vorsichtig seine Kleidung, die ich mir wohl vor Schreck an die Brust gedrückt habe, von meinem Oberkörper, um sie ihm entgegenzuhalten.

Inked. (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt