- S I E B E N U N D S E C H Z I G -

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Später liegen wir noch stumm einige Zeit in seinem Bett, weil wir beide noch nicht so richtig schlafen können.

Keiner von uns beiden zieht in Betracht, noch irgendetwas über heute Abend zu sagen. Wir liegen lediglich so da. Zumindest bis ich wie aus dem Nichts an eine gewisse Person denke, die ich nur einmal bei Harry gesehen habe und die mir vor allen anderen gesagt hat, dass zwischen uns beiden das eventuell keine schlechte Idee ist.

Seine Haushälterin Dorota.

"Was ist eigentlich mit Dorota?", frage ich also direkt und verschränke meine Hand mit Harrys, die er ruhig auf seinem Bauch abgelegt hat.

"Ich habe sie seit damals nicht mehr gesehen", seufze ich und erinnere mich schmunzelnd daran, dass ich ihn wegen ihrer Anstellung Sklaventreiber genannt habe.

"Sie hat gekündigt", erklärt er und ich höre ein wenig Bedauern in seiner Stimme mitschwingen.

"Warum?" Ich hebe meinen Kopf ein bisschen an, um ihn neugierig anzusehen. Es war ja wohl nicht wegen ihm.

"Ihr Mann ist krank und sie muss ihn pflegen."

"Scheiße.. Wie geht es ihm?"

"So wie als sie gekündigt hat."

Ich küsse Harrys Wange als ich seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sehe.

"Das wünscht man keinem", sage ich noch, "Vor allem kann sie jetzt kein Geld mehr verdienen und was man vom Staat bekommt ist nicht sonderlich viel." Ich nehme nachdenklich meine Unterlippe zwischen die Zähne.

Wie grausam es sein muss, dabei zuzusehen wie der Mensch den man liebt nach und nach zerfällt und schwächer wird. Das ist das letzte, was ich erleben möchte.

"Sie bekommt Geld", unterbricht er seinen gleichmäßigen Atem, seine Stimme ist dabei kratzig vor Zurückhaltung.

"Ich gebe ihr immer noch jeden Monat Geld."

Bei dieser Aussage müssen meine Augen anfangen zu leuchten, denn das ist vermutlich das schönste, was ich je gehört habe. Wenn ich nur daran denke wie meine Eltern eine solche Situation handhaben würden, ist Harrys Art ein Wunder.

Harry sieht mich schüchtern an und ich küsse ein paar Mal lächelnd seine Lippen ab, bis auch er letzten Endes leicht schmunzeln kann.

"Sie hat so viel für mich getan, ich glaube das schulde ich ihr", sagt er sanft und ich nicke, bin immer noch von seiner Bescheidenheit wie gelähmt.

Wie hat er das monatelang verheimlichen können?

"Anfangs wollte sie das Geld nicht, aber ich habe sie gezwungen", erzählt er und wir beide grinsen gleichermaßen über diese unglaubliche Frau.

"Ich glaube das ist das netteste was ich je gehört habe", sage ich ihm nun auch noch direkt ins Gesicht, woraufhin er sich mit leicht geröteten Wangen auf die Unterlippe beißt.

"Ich weiß nicht einmal wo ich mein ganzes Geld ausgeben soll", versucht er es kleinzureden, merkt dann aber, auf welche Art man es auffassen könnte und schluckt. Ich Stütze mich sofort ab und gehe mit ihm auf Augenhöre. "Ich weiß wie du es gemeint hast, keine Sorge." Dabei schmunzle ich einen Moment amüsiert und drücke einen Kuss auf seine Nasenspitze.

"Das hat sich echt mies angehört.."

"War aber nicht so gemeint", füge ich hinzu und ergreife höchste Maßnahmen, indem ich so oft seine Wange küsse, bis ich die kleinen Grübchen sichtbar gemacht habe.

Während ich mich leise an meinem Erfolg ergötze sieht Harry mich wiederum nachdenklich an.

"Was ist?", frage ich ihn kurzerhand und hoffe, dass es nicht darum geht, was ich eventuell von ihm denken könnte nach diesem Satz.

Inked. (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt