Kapitel 88

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Kapitel 88

John Flynn:

Die Bitte von leslie kommt sehr überraschend, doch ich kann sie auch verstehen, das sie nochmal mit Elena reden möchte. Ich hab natürlich gleich meinen Kollegen in der Psychiatrie angerufen. Gemeinsam mit Leslie mache mich daher nun auf den Weg zu Elena. So kann ich dann auch bei Jack Hyde vorbeischauen.

Als wir Elenas Zimmer betreten, stockt mir der Atem. Von der einst taffen und eiskalten, angsteinflößenden Geschäftsfrau ist auf dem ersten Blick nichts mehr zu erkennen. Man hat sie auf Grund der Eigengefährdung, am Bett fixiert und normaler Weise ist auch kein Besuch gestattet. Aber mein Kollege macht da eine Ausnahme. Immerhin ist Leslie ihre Tochter und sie ist ja auch Ärztin.

Doch wenn Elena eins nicht verloren hat, dann ist das ihre spitze Zunge. Ich kann nicht fassen wie kalt sie Leslie ansieht. In ihren Augen ist purer Hass zu lesen und anstatt, das sie sich freut Leslie zu sehen, speit sie ihr entgegen:

"Was willst Du hier? Wenn Du mein Christian wärst, dann würde ich mich ja freuen, aber Du musstest ja ein Mädchen werden. Wärst Du ein Junge geworden, ich hätte dich nie im Leben ausgesetzt. Du und diese Detektiv Schlampe, ihr nehmt mir mein Christian weg."

Leslie ist dann aus dem Zimmer gestürmt. Ich hab eine vorbeilaufende Schwester gebeten, sich um sie zu kümmern und bin dann zurück zu Elena.

"Mrs Lincoln, das kann jetzt nicht ihr ernst sein. Leslie macht sich große Vorwürfe wegen ihrem Selbstmordversuch und sie sagen sowas? Welcher Teufel hat sie denn geritten?"

Sie funkelt mich mit ihren eiskalten Augen böse an und wenn sie nicht fixiert wäre, dann hätte ich höchstwahrscheinlich ihre Hand an meiner Kehle. Diese Frau ist echt das allerletzte und endlich zeigt sie ihr wahres Gesicht.

"Was wollen sie Psycho Doc noch hier? Sie unterstützen doch noch Leslie und Ana darin, mir meinen Christian wegzunehmen. Herzlichen Glückwunsch, sie haben es geschafft. Und ich sehe einfach keinen Sinn mehr darin weiterzuleben, ohne Christian. Erst hab ich seinen Vater, meinen geliebten Greg verloren und jetzt ihn. Ich werde die Schlampen büßen lassen, dafür das sie ihn mir weggenommen haben. "

Ich bin fassungslos. Dieser Frau ist nicht mehr zu helfen. Sie ist total besessen von dem Gedanken, das Christian ihrer wäre. Eine normale Unterhaltung ist so jedenfalls im Moment nicht möglich. Ohne eine Verabschiedung verlasse ich das Zimmer. Ich muss mich erstmal kurz sammeln, bevor ich wieder zu Leslie gehe. Mein Blick fällt in den Aufenthaltsraum. Ich muss zweimal hinschauen, aber das ist eindeutig Jack.

Er wandelt wie ein geist durch den Raum und scheint fliegen zu wollen. Mit ausgebreiteten Armen läuft er umher und redet vor sich hin. Mein Kollege Richard kommt gerade und ich schnappe ihn mir gleich für ein Gespräch. Natürlich will ich zuerst wissen, was mit Hyde ist, doch an den Medikamenten die er bekommt kann sein Verhalten nicht liegen. Doch vielleicht ist er gestörter als wir alle dachten. Er ist ganz und gar nicht im hier und jetzt. Jetzt weiß ich auch warum er nicht vernehmungsfähig ist. Richard und ich tauschen uns noch eine Weile aus und auch über Elena hab ich mit ihm gesprochen. Er verspricht mir, erstmal keinen Außenstehenden zu ihr zu lassen. Und wenn einer zu ihr möchte, gibt er mir Bescheid. Ich mache mir wirklich Sorgen um Ana und Leslie. Leslie sitz mit Schwester Marie im Schwesternzimmer und hat sich einigermaßen gefangen. Natürlich erzähle ich ihr auch von meinem Gespräch mit Elena. Gemeinsam beschließen wir es Christian und Ana zu erzählen.

Schon am nächsten Tag war es soweit. Christian hat die Testergebnisse bekommen. Ich bin froh das die beiden jetzt endlich Gewissheit haben. Ich glaube für beide ist es sehr gut, es jetzt offiziell zu haben. Welch war ja sehr fleißig und bestätigt damit nur mein Eindruck, wie besessen Elena von Christian ist. Soweit haben alle es ja gut aufgenommen.

Christians Entscheidung, seinen Geschwistern, von seinem bisherigen Lebensstil zu erzählen, kann ich nur begrüßen. Es ist sicher das beste, wer weiß was Elena noch plant. Ich mag es mir nicht ausmalen.

Ich hatte Christian und Ana versprochen, telefonisch erreichbar zu sein. Doch zum Glück haben Eliot und Mia das auch ohne meine Hilfe gut aufgenommen. Christian wirkt sehr erleichtert, als er mir am Telefon davon erzählt. Ich freue mich das er langsam, aber sicher seinen Weg findet. Dank Ana kann er es endlich akzeptieren, das er es Wert ist geliebt zu werden und endlich merkt er wie schön es ist eine Familie zu haben. Doch da haben alle irgendwie zu beigetragen. Die Letzten Wochen haben eben alles auf die unterschiedlichsten Arten geprägt.

Meine Frau Rhian hat ja immer großes Verständnis für mich, doch ich glaube ich habe ihre Geduld echt strapaziert die letzten Wochen. Ich wollte gerne mit ihr für 2 Wochen nach England fahren zu meiner Familie. Ich hab Leslie jetzt gebeten meine Vertretung zu übernehmen. Sie hat sich wirklich gefreut. Direkt nach Christians Geburtstag werde ich mit meiner Familie Urlaub machen. Ich vertraue Leslie und weiß meine Patienten bei ihr in guten Händen. Die nächsten 14 Tage werde ich sie einarbeiten und dann kann ich beruhigt in den Urlaub fahren. So eine kleine Auszeit ist genau das richtige. 

Mein rettender EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt