Kapitel 105

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Kapitel 105

Christian:

Ich hatte mir das alles irgendwie leichter vorgestellt. Doch das mich der Anblick von dem Haus, in dem ich vier Jahre lang gewohnt habe, so aus der Bahn wirft, hätte ich nicht gedacht. Allein der Anblick, dieser Ruine, ja anders kann ich es nicht beschreiben, spiegelte mein Seelenleben wieder, bevor Ana in mein Leben trat. Seit sie da ist, hab ich keine Alpträume mehr und sie vervollständigt mich. Deshalb wollte ich mit ihr gemeinsam auch hier her. Ich wollte ein für alle mal mit der Vergangenheit abschließen. Alles hinter mir lassen und mit Ana ein neues Leben beginnen.

Obwohl wir erst drei Monate zusammen sind, möchte ich sie nicht mehr verlieren. Drei Monate voller auf und ab, die uns zusammengeschweißt haben. Mittlerweile kann ich mir sogar vorstellen, mit ihr eine Familie zu gründen. Doch dafür muss ich das alles hinter mir lassen.

Ich schaue auf das Haus und die Flashbacks holen mich mit voller Macht ein. Meine Mom wie sie regungslos auf dem Boden liegt und ich ihr einfach nicht helfen kann. Der Zuhälter, kommt mir in den Sinn. Ich verstecke mich unter dem Tisch. Angst breitet sich in mir aus. Ich fühle mich als wäre ich wieder 4 Jahre. Ich sehe die brennende Zigarette auf mich zu kommen. Der Gürtel, der zu Boden fällt. Ich habe Hunger, die gefroren Erbsen sind so kalt...

Doch dann fühle ich eine warme Hand auf meiner Ganz sanfte Berührungen nehme ich wahr. Die Stimme von Ana dringt an mein Ohr. Sie ist da, ja sie ist da. Es ist die Vergangenheit, uns geht es gut. Immer wieder wiederhole ich diese Worte in meinem Kopf und langsam schaffe ich es die Bilder in meinem Kopf durch schöne zu ersetzen. Ana und ich beim Picknick im Garten, Paris, die erste gemeinsame Nacht. Ich werde Augenblicklich ruhiger und als ich meine Umgebung wieder wahr nehme, sehe ich das Luke uns zu einem Park gefahren hat.

Ana ergreift meine Hand und zieht mich aus dem Wagen. Vielleicht hat sie Recht und die frische Luft wird uns gut tun. Händchen haltend gehen wir in durch den Park. Es ist kein unangenehmes Schweigen zwischen uns. Ich bin froh das sie mir die Zeit gibt mich zu sortieren und mich zu nichts drängt. Sie weiß halt immer was ich brauche.Es dauert ein wenig, doch dann will ich ihr einfach alles erklären.

Es ist so typisch Ana das sie meint ich brauche es nicht für uns tun. Doch ich tue es für unsere gemeinsame Zukunft. Ich möchte den Ballast hinter mir lassen, auch für Ana. Ich hoffe sie wird das verstehen.Als wir auf einer Bank sitzen lasse ich meinen Emotionen freien lauf. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch Ana sieht ziemlich betroffen aus, ich weiß das sie es genauso wenig haben kann wie ich, wenn einer von uns weint. Und dennoch strahlt sie diese Ruhe und Kraft aus, die ich jetzt gerade brauche. Dafür liebe ich sie so sehr.

Gemeinsam machen wir uns nun auf den Weg zum Friedhof. Zuvor hat Ana darauf bestanden bei einem Blumenladen anzuhalten. Mit einem Strauß Rosen in der Hand gehe ich zusammen mit Ana den Kiesweg entlang. Der Weg ist von Bäumen gesäumt und es herrscht eine angenehme Stille. Wir müssen nicht lange suchen, da haben wir das Grab meiner Mutter gefunden.

Ana stellt die Blumen in eine Vase, ich bin nicht fähig mich zu rühren. Emotionen die ich nie zugelassen habe strömen über mich ein. Wut, Hass, aber auch Liebe durchströmt meinen Körper. Und immer wieder diese eine Frage: Warum!!! Meine ganzen Gefühle überwältigen mich und zwingen mich in die Knie. Ana hockt sich neben mich und nimmt mich in den Arm.

"Es ist gut, Schatz lass es raus. Schrei, fluche, egal, aber bitte lasse es raus."

Anas Worte scheinen ein Ventil geöffnet zu haben, denn ich lasse meinen Frust raus.

"Warum hast du mich verlassen? Hast du mich nie geliebt? Bin ich nicht liebenswert?Ich hab dich immer geliebt, verdammt. Du hast mich verlassen, einfach so. Warum konnte ich dich nicht retten. Warum nur ?"

Dann kann ich nicht mehr und mehr als ein Schluchzen kommt nicht aus meinem Hals.Doch es hatte etwas befreiendes, alles mal raus zu lassen. Ich vergrabe meinen Kopf an Anas Schulter und lausche ihren beruhigenden Worten.

"Christian es ist gut, es ist wichtig das Du es raus lässt. Deine Mum hat dich mit Sicherheit geliebt, doch sie wusste keinen Ausweg. Schatz du warst 4 Jahre was hättest Du machen sollen? Und lass Dir eins gesagt sein Du bist ein mehr als liebenswerter Mensch und das beste was mir je passieren konnte. Ich kann dich so gut verstehen."

Mit Tränen verschleierten Blick sehe ich sie an. Was meint sie damit? Hat es etwas mit Carla zu tun? Bisher haben wir ja noch nicht wieder über das Thema gesprochen.

"Danke das Du mich mit hierher genommen hast Christian. Es bedeutet mir wirklich viel. Aber nun lass uns zurück ins Hotel fahren und ich werde Dir dort alles berichten.

Mein rettender EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt