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Tyler

Er hatte sich auf einen anderen Platz weiter hinten gesetzt und nicht neben mich, obwohl der Sitz neben mir noch frei gewesen wäre.
Damit bestätigte sich meine Vermutung, dass er mich für irre hielt und wer wollte schon neben einem irren sitzen, geschweige denn mit ihm befreundet sein?!
Ein scharfer Schmerz fuhr durch meine Brust. Unwillkürlich schlang ich die Arme um meinen Körper und machte mich klein. Es war, als wollte mein Körper sich vor dem Schmerz schützen. Doch es war nicht körperlich. Es war nichts materielles was mir schmerzen bereitete. Es war Josh. Joshs taten. Er wusste wahrscheinlich nicht was er mir antat, aber wüsste er es, währe es ihm höchst wahrscheinlich egal. Schließlich war ich Tyler. Der Typ, der schwul ist. Der Typ, der ihn gestern fast geküsst hätte. Der Typ, der imaginierte Stimmen anschrie. Der irre, schwule und schwache Tyler. Das Opfer.
Ich musste mich anstrengen nicht zu weinen. Ich holte tief Luft und redete mir ein es würde schon alles gut werden.
Insgesamt war der zweite Schultag ungefähr so schei*e wie der erste. Brendon unterstützte mich zwar so gut er konnte aber das hielt Lucas nicht davon ab, mich fertig zu machen.
Brendon riet mir, damit zu unserem Klassenlehrer zu gehen, doch ich hatte Angst, dass Lucas das noch mehr anstacheln würde. Ich ließ es bleiben.
Letztenendes war das aber weder die bessere, noch die schlechtere Entscheidung, denn als ich aus dem Schulgebäude trat, wurde ich so heftig geschubst, dass ich zu Boden fiel.
Ich war der letzte gewesen der die Klasse verlassen hatte, denn unser Lehrer wollte mir noch etwas wegen des Stundenplans erklären.
Ich stöhnte und versuchte mich aufzurappeln. Ganz schlechte Idee, denn als ich mich bewegte, trat mir jemand so heftig in den Rücken, dass ich mit der Nase voran auf den harten Boden stieß. Hoffentlich war meine Nase nicht gebrochen, denn fast im selben Augenblick war mein gesamtes Gesicht blutig und der Asphalt unter mir ebenso.
Jemand lachte. Diese Stimme kam mir unheimlich vertraut vor.
"Du bist echt ein Schwächling, Joseph. Ein bisschen mehr Kraft hätte ich sogar bei dir erwartet. Peinlich!"höhnte Lucas, irgendwo schräg über mir.
"Was willst du?"fragte ich mit matter Stimme.
"Was ich will?! Ich will eine Klasse frei von Schwuchteln! Ich werde entweder dafür sorgen, dass du die Schule verlässt, oder dir deine Krankheit ausprügeln."
Wieder trat er mich. Ich hörte gelächter und johlen um mich herum. Er war nicht allein. Solche Menschen waren nie allein. Menschen, die anderen das Leben erschwerten waren feige. Sie hatten immer andere Feiglinge um sich gescharrt. Dadurch wurden sie "furchteinflößend".
Eine gefühlte Ewigkeit lag ich auf dem Schulhof, wurde getreten und geschlagen. Endlich ließen sie von mir ab. Ich hörte sie diskutieren ob ich tot oder nur Bewusstlos war. Schließlich einigten sie sich darauf, dass es egal wäre und es wurde still. Ich lag dort und war kurz vor der Bewusstlosigkeit. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr und mein Bewusstsein war wie verschleiert.
Irgendwie war mit klar, dass ich nicht liegenbleiben konnte, doch da hatte mich die Dunkelheit schon verschluckt.

Josh

Ich stand an der Bushaltestelle und schaute die Straße hinunter. Dorthin, wo Tyler eigentlich erscheinen müsste.
Ich redete mir ein, dass ich ihn nicht sehen wollte, doch mein Körper glaubte es mir nicht. Also stand ich da und wartete auf Tyler und den Bus.
Als er kam, war Tyler immernoch nicht da. Ich stieg ein und setzte mich ans Fenster. Er war nicht da.
Als der Bus vor der Schule hielt, hatte ich mich damit abgefunden, dass Tyler wahrscheinlich krank sei. Auf dem Weg über den Schulhof, fiel mir eine Stelle auf dem Boden auf, die dunkler war als der Rest des dunkelgrauen Asphalts. Ich dachte mir nichts dabei und ging in den Unterricht. Tyler erschien die folgenden zwei Tage nicht. Dann war Wochenende.
Am Samstag morgen wachte ich wegen eines vorüberfahrenden Autos auf. Ich hörte wie es nebenan hielt. Dann knallten Autotüren zu. Ich hörte Stimmen:"...erzählst du mir was wirklich passiert ist. Die Geschichte mit dem stolpern kaufe ich dir nämlich nicht ab, Tyler. Du hast dir die Nase fast gebrochen und mehrere Rippen waren schlimm geprellt. Du warst im Krankenhaus und sowas passiert nicht wenn..." eine Haustür fiel ins Schloss. Tyler war im Krankenhaus gewesen? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich ihn besuchen? Es ignorieren? Schließlich entschied ich mich dafür, ihm einen kleinen Teddybären und eine "Gute Besserung" Karte zu kaufen.
Ein gute Stunde später stand ich vor der Haustür der Josephs und holte tief Luft. Dann drückte ich auf die Klingel. Kurz darauf sah ich in die selben braunen Augen, die ich von Tyler kannte, nur gehörten sie zu einem Mädchen. Sie lächelte mich schüchtern an. "Hallo. Ich bin Josh Dun. Meine Familie wohnt da nebenan. Tyler ist mit mir in einer Klasse. Ich hab mitbekommen, dass er im Krankenhaus war. Kann ich ihn sehen?"
Sie nickte:"Klar. Ich bin übrigens Madison. Du kannst mich aber auch Maddy nennen."
Ich lächelte sie an. Sie musste so circa zwei Jahre jünger sein als ich. Sie war hübsch. Hellbraune Haare, Haselnussbraune Augen. Einfach süß.

Sie führte mich die Treppe zu Tylers Zimmer hinauf. Dann ging sie wieder und ich stand vor Tylers Zimmertür.
Schüchtern klopfte ich. Drinnen brummte jemand. Ich nahm das als eine Aufforderung herein zu kommen und öffnete die Tür.

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt