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31.12.17

Es war Mittag und Tyler schlief noch immer. Ich war schon seit ein paar Stunden wach und war grade dabei etwas zu kochen.
Am Abend zuvor hatte ich Pizzateig angesetzt, den ich jetzt ausrollte und belegte. Wenn Tyler schon das Frühstück verschlief, sollte er wenigstens etwas zu mittag essen.

Ich schob das Blech in den Ofen und stellte mir einen Handytimer.
Ratlos sah ich mich in der Küche um. Was jetzt?
Ich beschloss, mich einfach noch ein bisschen zu Tyler zu legen und zu kuscheln, doch als ich in unser Schlafzimmer trat, war das Bett leer.
„Ty?" fragte ich. Keine Antwort.
„Tyler? Wo bist du?" fragte ich abermals, diesmal ein bisschen lauter.
Zögernd ging ich auf die Badezimmertür zu, die verschlossen war.
„Ty?"
Von der anderen Seite der Tür hörte ich ein unterdrücktes Schluchzen. Oh Gott.
Sorge breitete sich in mir aus.
„Tyler? Was ist los? Mach bitte die Tür auf." bat ich, doch erhielt keine Antwort.
„Tyler, bitte." flehte ich. Die Sorge wurde größer und Tränen stiegen mir in die Augen. Was wenn er sich verletzt hatte?
Ich muss ihm helfen!
Da fiel mir der Ersatzschlüssel ein, den mein Onkel hatte anfertigen lassen. Schnell holte ich ihn und versuchte die Tür zu öffnen.
Als ich versuchte den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken, stieß ich auf einen Widerstand. Ich hatte den Schlüssel auf der anderen Seite vergessen.
Nach fünf Minuten hörte ich endlich wie auf der anderen Seite der Schlüssel zu Boden fiel.
Die Schluchzer verstummten und plötzlich regte sich etwas im Bad.
Schnell drehte ich den Schlüssel im Schloss und stürzte ins Badezimmer.
Dort, neben der Badewanne stand Tyler.
Er sah furchtbar aus.
Seine Augen waren rot und geschwollen, sein Gesicht war nass von den Tränen, doch das schlimmste war sein Arm.
„Tyler..." flüsterte ich.
„E-es t-t-tut mir-mir l-ei-id."schluchzte er und ließ die Klinge in seiner Hand fallen.
Sie glänzte rot im Licht.
„Wieso?" fragte ich, meine Stimme brach.
„I-ich... i-ich weiß nich-cht" er sah mich nicht an.
„Komm her, lass mich dir helfen." bat ich leise.

Stumm begann ich seine Wunden zu reinigen. Sie waren zum Glück nicht tief, doch das machte es nicht weniger schlimm.
Als ich ihn fertig verarztet hatte, nahm ich ihn in den Arm und trug ihn ins Bett.

„Was ist passiert, dass du das getan hast?" fragte ich ihn vorsichtig.
„Nichts. Er war nie weg." murmelte er.
„Wer?"
„Er." hauchte Tyler.
„Ich... aber... du warst doch glücklich?"
„Josh, ich mag vielleicht glücklich aussehen und vielleicht gibt es Momente in denen ich glücklich bin, aber das heißt nicht, dass... dass er weg ist... dass es mir wieder gut geht, denn das tat es nie."
„Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?" flüsterte ich. Eine kurze Zeit lang schwieg er. Dann sagte er: „Sei einfach da. Lenk mich ab, mach mich glücklich."
Ich nickte, unfähig etwas zu sagen.
„Ich hab Pizza gemacht." fiel mir ein, als mein Handy begann zu vibrieren.
Tyler gab daraufhin ein Geräusch von sich, dass eine Mischung aus Schluchzen, husten und kichern war.
„Willst du ein Stück?" fragte ich, unsicher ob er überhaupt Appetit hatte.
Kurz zögerte er, nickte jedoch gleich darauf.

Nachdem wir aufgegessen und das dreckige Geschirr weggeräumt hatten, zwang ich Tyler dazu mit mir einen kurzen Spaziergang zu machen.
„Josh, ich will nicht." quengelte er „Es ist kalt und nass."
„Die frische Luft wird dir guttun und es wird wahrscheinlich das letzte mal sein, dass du 2017 vor die Tür gehst."
„Haben wir kein Feuerwerk?" fragte er traurig.
„Ähm... das haben wir vergessen." gab ich zu.
Er sah mich böse an.
„Kommst du jetzt mit?" fragte ich und grinste ihn ein bisschen unsicher an.

„Okay, ich hab aufgeschoben dir das zu sagen, aber es ist nötig. Also... sobald wir wieder zuhause sind, gehst zu nem Spezialisten. So kann das nicht weitergehen. Deine Familie und ich machen uns sorgen und du zerstörst deinen Körper."
Wir saßen inzwischen auf dem Sofa und schauten uns das Silvester Programm im Fernsehen an.
„O-okay." sagte er, ohne groß zu streiten.
„Ich bin stolz auf dich, Ty. Wirklich." sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Und ich liebe dich."

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Ich mag diese Geschichte nicht.

Es tut mir leid was ich noch mit Tyler angestellt habe, aber Depressionen gehen nicht einfach weg wenn man sich verliebt, also...
Noch ein Kapitel.

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt