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Josh

"Du hast ihn gehasst?!" Seth sah mich ungläubig an. "Wegen eines Waldes?!"
"Naja, der Wald ist mir sehr wichtig. Ich hatte das Gefühl, Tyler nähme ihn mir weg. Das hat mich halt sauer gemacht." versuchte ich mich zu rechtfertigen.

"Darum hast du mich im Bus so... fies angeschaut." sagte Tyler. Seine Worte klangen in meinen Ohren nach und hinterließ ein schmerzendes Gefühl. Was er sagte zeigte mir, wie sehr ihn meine Feindseligkeit abgeschreckt haben musste. Ich bereute es ihn so behandelt zu haben.
"Tut mir leid." sagte ich leise und drückte seine Hand, welche das ganze Gespräch über in meiner lag.

Tyler

Die folgende Woche verging schnell. Es war kalt geworden und in den Wettervorhersagen wurde immer öfter Schnee angekündigt. Schon bald war der 30.11. Endlich schneite es, einen Tag vor meinem Geburtstag.
Ich mochte Geburtstage nicht, weil ich, das Geburtstagskind, dann im Mittelpunkt stand und jeder mir gratulieren wollte. Man musste sich über jedes Geschenk freuen und sich dafür bedanken. Ich fühlte mich oft schlecht, weil Leute für mich Geld ausgaben. Meistens waren die Dinge die ich geschenkt bekam sowieso nur für zwei Wochen maximal interessant aber danach lagen sie bloß noch herum oder ich verlor sie. Jedes Jahr aufs neue versuchte ich meiner Mutter zu erklären, dass ich nicht so viele Geschenke brauchte, doch sie bestand darauf mir mindestens zwei Dinge zu schenken. Wenn ich mich dann an meinen Vater wand, war er der selben Meinung wie meine Mutter.

Mit Josh hatte ich noch nicht über meinen Geburtstag gesprochen. Ich hoffte, dass er ihn vergessen hatte und ich ihn einfach überspielen konnte, doch gleichzeitig stellte ich mir einen Geburtstag mit ihm gar nicht mal so schlimm vor. Es könnte sogar ganz romantisch werden. Im Grunde genommen konnte ich mich nicht entscheiden welche Version meines Geburtstages ich bevorzugte.

Freitag, 1.12.
"Happy Birthday to you,
Happy Birthday to you,
Happy Birthday lieber Tyler,
Happy Birthday to you."

Stöhnend zog ich mir die Decke über den Kopf, welche mir jedoch gleich darauf wieder entrissen wurde. Der Schuldige war mein kleiner Bruder Jay, welcher auf meinem Bett kniete und aufgeregt in die Hände klatschte. "Tyler hat Geburstag!"
Trotz meiner negativen Einstellung dieses Tages gegenüber musste ich lächeln. Er war sehr süß, wie er dort auf dem Bett saß und sich freute, als wäre es nicht mein, sondern sein Geburtstag.
"Herzlichen Glückwunsch mein Schatz!" wünschte mir meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Alles gute, Tyler!" wünschte mir auch mein Vater und nahm mich mit einem Arm in den Arm.

Nachdem mir auch meine Geschwister gratuliert hatten, überreichten sie mir nacheinander ihre Geschenke.

Von Jay bekam ich ein selbstgemaltes Bild, auf welchem er und ich vor unserem Haus, mit einem Geschenk zu sehen sein sollten.
Zack und Maddy schenkten mir gemeinsam einen iTunes Gutschein im Wert von 15€.
Mum und Dad überreichten mir nacheinander ihre Geschenke.
Mums Geschenk war ein nagelneues Mac Book Air. Bei diesem Anblick war ich zunächst sprachlos.
"Mum, ich... das... das ist viel zu viel! Das kann ich nicht annehmen!" Doch meine Mutter lächelte mich bloß an und erklärte mir, dass es ein Geschenk sei und ich es annehmen musste.
Dad überreichte mir einen Zettel. Als ich las, was er darauf geschrieben hatte, war ich erneut sprachlos.
Eines der hochwertigsten und teuersten Musikbearbeitungs-Programme.
"Ihr..." versuchte ich etwas zu sagen.
"Wir dachte, du könntest so etwas gebrauchen und weil du nicht viele Geschenke wolltest... vielleicht steckst du dann Weihnachten mal ein bisschen zurück."
Ich nickte. So teure Geschenke hatte ich noch nie bekommen und um ehrlich zu sein, fühlte ich mich ein wenig unwohl, der Besitzer von etwas so teurem zu sein.

Als ich mir nach dem Frühstück die Schuhe anzog, die Jacke überwarf und meinen Rucksack schulterte, sah mir meine Mutter zu.
"Tschüss Mum!"
"Tschüss mein Schatz. Ach und, lass dir ruhig Zeit mit dem Nachhause kommen. Verbring doch noch ein bisschen Zeit mit Josh." Sie zwinkerte mir zu. Hat sie was über unsere Beziehung herausgefunden?
Verwirrt, verließ ich das Haus.

Später, im Bus ließ sich Josh nichts anmerken. Keine Anzeichen darauf, dass er an meinen Geburtstag gedacht hatte. Jetzt, wo ich in der Situation steckte, merkte ich die Enttäuschung, die sich still und leise in mir breit machte. Mein Unterbewusstsein hatte den Gedanken, an einen Geburtstag mit Josh, scheinbar favorisiert. Doch ich konnte nichts ändern.

Der Unterricht war so langweilig wie schon lange nicht mehr und auch durch die Pausen musste ich mich quälen. Jeder, der mich oder meine Familie kannte, schien von meinem Geburtstag zu wissen. Da Josh und ich Freitags keinen Kurs gemeinsam hatten, bekam er davon nichts mit.
Glücklicherweise, hatten wir nur bis zwei Uhr Schule.

"Hey, ich dachte du könntest noch ein bisschen mit zu mir nach hause kommen? Oder wir gehen in den Wald. Er ist im Winter, wenn Schnee liegt wunderschön." schlug Josh mir vor, als wir fast bei unserer Haltestellen angekommen waren. Ich zuckte mit den Achseln. "Klar, wieso nicht?"

Kurze Zeit später waren wir auf dem Weg auf unsere Lichtung, durch den verschneiten Wald. Wir hatten unsere Rucksäcke zuhause abgestellt um sie nicht mitschleppen zu müssen.

Josh hatte recht gehabt. Es war wirklich wunderschön.
Für kurze Zeit, vergaß ich alles um mich herum. Meinen Geburtstag, die Schule und Josh. Doch dann holte mein Freund mich aus meine Tagträumen heraus. Wir waren mittlerweile auf der Lichtung angekommen. Es sah atemberaubend aus. Es war schlicht, aber unglaublich schön.
"Ty? Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Mit diesen Worten zog er mich so nah an sich, wie es die dicken Winterjacken zuließen und küsste mich. Seine Lippen waren rau, aufgerissen von der Kälte, doch es war einer der schönsten Küsse überhaupt.
Ich war überglücklich, dass Josh meinen Geburtstag doch nicht vergessen hatte und all das Glück, welches ich empfand, ließ ich in den Kuss einfließen, sodass Josh es ebenfalls spürte.

Schließlich lösten wir uns voneinander und er strahlte mich an. Ich konnte nicht anders als seinen Gesichtsausdruck wieder zu spiegeln.
"Tut mir leid, dass ich dir nicht eher gratuliert habe" er nahm meine kalten Hände in seine "aber ich wollte, dass wir alleine sind. In der Schule oder an der Bushaltestelle ist irgendwie..." er suchte nach dem richtigen Wort.
"Unpersönlich?" schlug ich vor.
Er nickte "Genau! Und das wollte ich nicht. Ich wollte, dass es besonders ist."
"Danke, Josh." sagte ich, ehrlich berührt.
"Ich hab auch ein Geschenk für dich." erklärte er Stolz und holte einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Tasche. Diesen überreichte er mir.
Normalerweise wäre mir das sehr unangenehm, doch mit Josh war es anders. Ich freute mich, war aufgeregt herauszufinden was er mir schenken wollte.
Neugierig faltete ich das Blatt auseinander.
Darauf war das Bild einer kleinen Berghütte. Es war Dämmerung doch im Haus brannte Licht. Es wirkte sehr gemütlich, wie draußen, kalt der Schnee lag, doch drinnen ein warmes Licht brannte.
"Was ist das?" fragte ich.
"Das ist die Berghütte meines Onkels in Kanada." erklärte er.
"Cool." sagte ich, da ich nicht viel mit dieser Information anzufangen wusste.
"Das Geschenk ist, dass wir beide über Silvester dorthin fahren. Sie steht in der Zeit für fünf Tage leer. Wenn du nicht möchtest, müssen wir natürlich nicht fahren."
"Natürlich möchte ich. Josh, das... ich... Danke!" ich drückte ihn an mich. "Du hättest mir kein besseres Geschenk machen können." nuschelte ich in seine Jacke hinein. Er lachte, glücklich darüber, dass ich mich freute.

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Happy Birthday Tyler!!!🎊🎉❤️

Vielen vielen Dank für 1k reads! Ich weiß, dass das die zusammen gezählten reads sind aber das ist trotzdem noch voll unrealistisch für mich. Danke, ihr seid die besten! <3 <3

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt