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Josh

Nächster Halt: Whistler; Endstation. Wir bitten sie hier den Zug zu verlassen."
Ich sah aus dem Fenster. Draußen lag Schnee und in der Ferne konnte man schon den Bahnhof sehen, in den der Zug gleich einfahren würde.
„Hey, Ty. Ty, wir sind da." sagte ich sanft um den schlafenden Jungen nicht zu erschrecken.
„Mhm?" verschlafen sah er mich an.
„Schau mal." ich zeigte aus dem Fenster. Tyler folgte meinem Blick und begann zu lächeln.
„Es ist so... hell." sagte er. Ich kicherte. Er war noch ganz verschlafen, seine Stimme klang belegt, sein Har war platt gelegen und auf seinen Wangen lag ein Hauch von rosa, was ihn nur noch niedlicher machte. Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn auf die Nasenspitze.
„Du bist süß." flüsterte ich. Das rosa auf seinen Wangen intensivierte sich.
Der Zug kam zum halten und wir packten unsere Sachen zusammen.
Als wir vor dem Bahnhof standen, musste ich mich erstmal orientieren. Es war schon länger her, dass ich hier war.
„Wie kommen wir jetzt zu der Hütte?" fragte Tyler.
„Wir nehmen ein Taxi. Leider führt die Straße nicht bis zur Hütte aber vom Parkplatz aus sind es nur noch 100 Meter oder so."
Er nickte, schien mit der Vorstellung jedoch nicht sehr glücklich zu sein.
„Hey, zur Not nehme ich deinen Koffer." versuchte ich ihn aufzumuntern. Er lächelte mich dankbar an, lehnte mein Angebot jedoch ab. Es war typisch. Er war nicht der Typ der sich gerne helfen ließ.
Wir fanden schnell ein leeres Taxi und nach 20 Minuten fahrt, fanden wir uns auf einem Berg wieder. Alles war zugeschneit und der Weg zu unserer Hütte war kaum noch zu erkennen.
„Das macht dann 47,60€" sagte der Taxifahrer. Ich kramte nach meinem Portemonnaie, doch Tyler kam mir zuvor und drückte dem Typen das Geld, perfekt abgezählt in die Hand.
„Das hätte ich auch zahlen können." flüsterte ich ihm zu.
„Du hast die Zugfahrt bezahlt. Jetzt will ich wenigstens das Taxi bezahlen." widersprach er. Ich seufzte. Er würde nicht nachgeben, eine Diskussion anzufangen wäre verschwendete Liebesmüh. Triumphierend grinsend öffnete er die Autotür und holte unser Gepäck aus dem Kofferraum.
„Warte, ich helf dir." bot ich ihm an, als ich sah wie er sich damit abmühte den schweren Koffer heraus zu hieven. Wortlos ließ er den Koffer los.
Als das Taxi weg war, machten wir uns auf den Weg zur Hütte, was komplizierter als gedacht war. Der Schnee war gut 30 Zentimeter hoch und mit dem Gepäck kamen wir nur langsam voran. Mehrmals rutschten wir aus und rutschten wieder ein Stück den Weg hinunter. Jedesmal wenn der jeweils andere das Gleichgewicht verlor, bekamen wir einen Lachanfall und Tyler fiel vor lachen einmal sogar hin. Nach einer guten halben Stunde, kamen wir durchnässt und durchgefroren aber mit roten Wangen und einem grinsen auf den Lippen an.
Drinnen war es nicht viel wärmer als draußen.
„Warte ich hol schnell Feuerholz. Geh schonmal rein und... such decken." trug ich ihm auf, bevor ich an ihm vorbei wieder nach draußen eilte.

Tyler

Decken. Neugierig ging ich den Flur entlang. Er war mit Holzdielen verkleidet und schuf eine gemütliche Atmosphäre. Nur die Temperatur ließ es kälter wirken als es war.
Der Flur endete in einem noch gemütlicheren Wohnzimmer. Es war gerade so groß, dass ein Sofa, ein kleines Tischen, ein Fernseher und ein Kamin hineinpassten. Auf dem Sofa lag eine rote Wolldecke. Bingo!
Und jetzt? Ratlos drehte ich mich um, um nach Josh zu rufen, doch er war schon da.
„Ah, da ist ja ne Decke."
Ich nickte „Und jetzt?" fragte ich.
„Jetzt machen wir ein Feuer, ziehen uns was warmes, trockenes an und setzten uns vors Feuer." erklärte er lächelnd, als er die Holzblöcke in einen Korb neben dem Kamin legte.
Da ich kein Feuer machen konnte, sah ich ihm bloß dabei zu wie er das Holz zum brennen brachte. Es sah nicht besonders schwer aus, doch wenn Josh es konnte, musste ich es ja nicht können.
Einige Minuten später, lagen wir in Jogginghose, Pulli und dicken Socken unter der Decke aneinander gekuschelt auf dem Sofa. Josh spielte gedankenverloren mit meinem Haar und ich genoss die Wärme des Moments.
„Wir müssen noch einkaufen." flüsterte Josh.
„Heute?"
„Leider" seufzte er. „Aber du kannst auch hierbleiben wenn du keine Lust hast." bot er an.
„Nein! Ich möchte mitkommen."
Er kicherte „Na gut. Aber erstmal können wir ja unsere Klamotten einräumen." Ich nickte und begann mich aufzurichten.

Das Schlafzimmer war, ähnlich wie das Wohnzimmer und praktisch jeder andere Raum in der Hütte, nur so groß, dass alle nötigen Möbel hineinpassten. Das Bett, Nachttische, ein Schrank und das wars. Über dem Kopfende des Bettes hing ein großer Spiegel und auf der rechten Seite des Raumes war ein Fenster. Daneben stand der Schrank.
Gegenüber führte eine Tür in unser Bad, welches auch nur so groß war, dass Dusche, Badewanne, Waschbecken und Toilette hineinpassten. Ich liebte die Hütte. Sie war gemütlich und genau richtig groß. Niemals hatte mir ein Geschenk so gut gefallen wie dieses.
Schnell war der Schrank eingeräumt und wir waren auf dem Weg ins Dorf um einzukaufen.
Vorher hatten wir eine Einkaufsliste gemacht, damit wir Geld und Zeit sparen konnten. Keiner von uns hatte Lust auf einkaufen, doch wir wollten beide etwas essen, ohne das Haus dafür verlassen zu müssen. Außerdem wollte ich heißen Kakao mit Sahne. Josh wollte mit Marshmallows. Wir kauften beides. Dank der Liste war der Einkauf schnell erledigt. Ein paar mal diskutierten wir um Chips oder bestimmte Getränke. Josh wollte mehrere Tüten Chips kaufen aber ich fand das wäre viel zu viel für uns gewesen. Wir kauften die Hälfte der Chips die Josh herausgesucht hatte. Das andere mal wollte ich unbedingt Redbull haben, doch Josh fand das bräuchten wir nicht. Wir kauften für jeden eine Dose um sie Silvester zu trinken und ich war zufrieden.
Als wir endlich wieder in der Hütte waren und die Einkäufe eingeräumt hatten, die Josh bezahlt hatte (er hatte darauf bestanden), diskutierten wir, was wir zum Abendessen kochen sollten.
„Ich will aber Makkaroni mit Käse." quengelte ich.
„Die hatte ich schon vorgestern. Können wir nicht einfach Nudeln mit Tomatensoße machen?"
„Nein!" jammerte ich.
„Heute Tomatensoße, morgen Käse?" fragte Josh, die Augenbrauen bettelnd hochgezogen. Ich dachte einen kurzen Moment darüber nach.
„Naaaa guuut. Aber ich darf gleich einen Film aussuchen."
„Deal." nickte Josh. Ich lächelte fröhlich.
Es stellte sich heraus, dass ich besser kochen konnte als Josh. Ich hatte meiner Mutter früher viel in der Küche geholfen und den ein oder anderen Trick behalten. Josh gab sich nach dem kläglichen versuch Tomaten zu schneiden damit zufrieden die Soße und die Nudeln umzurühren. Es fühlte sich so an, als wären wir schon ewig zusammen und die Hütte wäre unsere eigene Wohnung. Es war großartig.

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt