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Tyler

Drei Tage.
Drei Tage zur beobachtung.
Drei Tage Langeweile.
Drei Tage mehr Krankenhaus.
Drei Tage ohne Josh.
Drei Tage Alptraum.
Vielleicht war ich ja doch tot und in der Hölle gelandet. Wer wusste das schon? Woher wusste man, dass das ganze Leben, welches man lebte nicht nur teil des Traumes eines anderen Wesens war? Wer konnte so etwas schon beweisen? Was war schon die Realität? Ein Hirngespinst der Menschen, das jeder glaubte und keiner anzweifelte. Außer mir. Aber ich lebte ja gar nicht mehr. Ich war ja gestorben. Wegen Josh. Ich hatte das Gefühl jeder hasste mich. Nur mein kleiner Bruder Jay kam mich jeden Tag besuchen. Er war meine kleine Sonne, die das Leben im Krankenhaus nicht ganz so einseitig und weiß machte. An einem Tag hatte er mir Süßigkeiten mitgebracht. An einem anderen ein von ihm selbst gemaltes Bild. Heute hatte er mir einfach nur von zuhause erzählt. Maddy war anscheinend total durch den Wind wegen der ganzen Sache mit Josh. Sie war nicht gut auf mich zu sprechen, denn ich war ihrer Meinung nach Schuld an der Trennung. Es tat mir leid für sie aber ein Teil von mir freute sich darüber, dass Josh wieder einmal mich vor sie gestellt hatte.
Doch er kam mich nicht mehr besuchen und ich hatte keine Ahnung wieso. Ich hatte nicht mal die Chance gehabt irgendwas zu verbocken. Er war gegangen als meine Familie gekommen war und seit dem nicht mehr wieder gekommen. Ich hatte schon zwei neue Songs geschrieben. Zum einen, weil ich genug Zeit hatte, zum anderen weil ich von verschiedenen Gefühlen überschwemmt wurde.
Ich hatte so vieles versucht, doch in allem war ich gescheitert;

And I, I tried to sing for you
I tried to live for you
I tried to keep the truth

Oh yeah I, I failed to sing for you
I failed to live for you
I failed to keep the truth

People look at him and think that he will live his live so perfectly
But what they don't know is
that he wants to die
Because the only reason why you think
his life is because he knows that
People never understand

I want to know
I want to see
I want to be with you when I am weak

Josh

Liebe. Was war eigentlich Liebe? Ein Gefühl? Ein Zustand? Ein Defekt? Eine Krankheit? Einbildung? Eine Naturwissenschaftliche Reaktion? Einfach nur Hormone?
Woher wusste man, dass man jemanden liebte? War ich verliebt? Liebte ich? Gab es da überhaupt einen Unterschied?
Mein Kopf brummte von all den Fragen, auf die ich keine Antwort hatte.
Ich wusste nur, dass Tyler der Grund für all diese Fragen war. Ich wusste nicht mehr wer ich war, was ich wollte seit Tyler aufgewacht war. Ich hatte ihn seit dem auch nicht mehr besucht, denn ich war einfach viel zu verwirrt.
Dieses Kribbeln und ziehen im Bauch, immer wenn ich Tyler sah. Die völlige Glückseligkeit wenn jemand auch nur seinen Namen sagte. Und das dauergrinsen, immer wenn ich an ihn dachte. Ich wusste nicht, wie ich das einzuordnen hatte. Meine Gefühle liefen Amok. Ich war komplett überfordert und solange ich nicht hundertprozentig wusste was los war, fühlte ich mich nicht in der Lage ihn zu besuchen. Doch heute wurde er endlich entlassen und am Montag würde ich ihn wohl oder übel in der Schule sehen. Ich hoffte, dass ich meine Gefühle bis dahin sortiert hatte.

Tyler

Nachdem ich nochmal gründlich untersucht wurde, war ich nun dabei den Papierkram mit meiner Mutter zu erledigen. Ich blickte durch das meiste nicht durch, doch meine Mutter half mir. Endlich waren wir fertig. Der Arzt hatte mich noch bis Montag krank geschrieben, also würde ich diese Woche nicht mehr in die Schule dürfen. Ich hoffte ich würde Josh trotzdem schon eher treffen, doch besonders viel Hoffnung hatte ich nicht.
Zuhause angekommen, wurde ich überschwänglich von Jay begrüßt. Er rannte mir entgegen und schmiss sich in meine Arme. Lachend hob ich ihn hoch und wirbelte ihn im Kreis. "Na Jay? Hast du mich vermisst?" Er nickte nachdrücklich. Ich setzte ihn ab und drückte ihm einen Kuss aufs Haar.

Als ich in meinem Zimmer war, hatte ich wieder Zeit über Josh nachzudenken, doch ich wollte es nicht. Also setzte ich mich ans Klavier und komponierte eine Tonlinie zu den Worten, die ich im Krankenhaus geschrieben hatte. Als ich fertig war, hatte ich eine Idee. Wenn Josh nicht zu mir kam, und ich mit ihm nicht über meine Gefühle reden konnte, dann musste ich ihm halt meine Lieder zeigen. Also fing ich an, die drei Lieder, die ich für/über ihn geschrieben hatte aufzunehmen. Als ich endlich zufrieden war, brannte ich sie auf eine CD und steckte sie in eine Briefumschlag, wo ich Joshs Namen drauf schrieb. Dann ging ich hinunter, zog mir die Schuhe an und wollte gerade gehen, als meine Mutter kam. "Tyler Robert Joseph was hast du vor?"
Verdammt! "Mum, ich muss das hier nur eben zu Josh bringen. Ich bin in fünf Minuten wieder da, versprochen."versicherte ich in einem bettelnden Tonfall. Erschöpft legte sie den Kopf in ihre Hände und als sie mich wieder ansah, nickte sie:"In Ordnung, aber nur fünf Minuten!"
Ich nickte, und schon stand ich vor der Tür. Es war kalt geworden und ich fröstelte, da ich meine Jacke vergessen hatte. Schnell lief ich nach nebenan und steckte die CD in den Briefkasten.

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt