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Tyler

Es hatte mir schwer zugesetzt, dass der Typ in meiner neuen Klasse mich als 'Schwuchtel' bezeichnet hatte. Ich fühlte mich so sehr in die Zeit nach meinem 'outing' zurückversetzt. Es tat weh. Die Angst, die Depressionen und Panikattacken nochmal durchleben zu müssen, drückte mich nieder, wie eine Bleischürze.
Das einzige, was mich ablenkte war mein Sitznachbar. Er hieß Brendon Urie. In der ersten Stunde hatten wir uns kaum unterhalten, doch in der Pause, lernten wir uns besser kennen.
Er erklärte mir wie es in der Klasse lief:"Alle folgen Lucas. Er ist der jenige der alle im Griff hat. Entweder man respektiert ihn oder du hast ein riesen großes Problem. Er scheint dich nicht zu mögen deswegen solltest du ihm möglichst aus dem weg gehen."
Na super! Ich war kaum zwei Stunden in dieser Klasse und schon hatte sich jemand gefunden der mich hasste.
Da fiel mir etwas ein:"Und dieser Typ mit den gelben haaren? Wer ist das?"
"Oh, du meinst Joshua Dun? Er ist eigentlich ganz cool drauf. Vielleicht eher der Einzelgängertyp. Er hängt meistens mit Mark ab. Das ist der Typ mit den dunkelblonden haaren."
Ich nickte. Dieser Mark war mir auch schon aufgefallen. Er schien nicht ganz so schlimm wie der Rest der Klasse. "Du hast gesagt Joshua-" Ich wurde von Brendon unterbrochen:"Nenn ihn besser Josh. Er hasst es Joshua genannt zu werden."
"Okay... ähm du hast gesagt er wäre ganz okay. Ich hab ihn heute morgen schon im Bus getroffen und da hat er auf mich einen Eindruck gemacht als würde er mich hassen."
Brendon zuckte mit den Schultern:"Keine Ahnung was er gegen dich haben sollte. Ich mein, er kennt dich doch gar nicht, oder?"
"Ne..."   "Siehst du? Sonst, geh ihm halt auch aus dem Weg." Ich nickte. Cool! Schon zwei Leute die mich nicht leiden konnten. Wahrscheinlich hetzten sie diesen Mark dann auch gegen mich auf.
Nein! Denk positiv Tyler! Es wird schon alles gut gehen. Sie müssen dich halt nur besser kennenlernen. Ja genau! So war das Leben! Voll easy!! Keine Ahnung warum ich mich so stresse. Ich seufzte und verfluchte mich innerlich selbst. Dafür, dass ich so dumm war und meine Hobbys erzählt hatte, dafür, dass ich schwul war, und einfach, wegen der Tatsache, dass ich überhaupt lebte.

Bis zur Mittagspause befolgte ich Brendons Rat und ging Lucas, Josh und vorsichtshalber auch Mark aus dem Weg. Meine Taktik ging eigentlich ganz gut, bis zur Mittagspause.
Ich hatte mir was zu essen geholt. Nicht viel, weil ich keinen Appetit hatte, mir jedoch aus Erfahrung klar war, dass ich essen musste. Früher war ich schon mehrmals zusammengeklappt, weil ich nichts gegessen hatte. Mit den Augen suchte ich die volle Mensa nach Brendons dunklen Haaren ab. Als ich ihn in der Schülermenge endlich gefunden hatte, bahnte ich mir schüchtern einen Weg auf ihn zu. Es war für mich nicht so leicht durch die Flut an hungrigen Schülern zu meinem neuen Kumpel zu gelangen. Gerade wegen meiner Größe und Statur wurde ich wie ein Papierbötchen auf dem Meer, hin und her geschubst. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es endlich geschafft.
Brendon grinste mir schon entgegen:"Na? Probleme?" Ich wurde rot. Ich fühlte mich neben ihm klein, hässlich und schwach. Er sah aus wie ein junger Gott. Mir war in den vergangenen Stunden aufgefallen von wie vielen Schülerinnen er angehimmelt wurde. Trotz seiner Homosexualität.
Schüchtern ließ ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken und stellte das Tablett, mit meinem mageren Mittagessen darauf, ab. Ungläubig starrte er auf das Brötchen und mein Wasser. Es war ein unbelegtes Brötchen. "Das soll für dich reichen? Ist das dein Ernst?!"fragte er skeptisch. Ich zuckte die Schultern:"Ich gab nicht so großen Hunger." Das war gelogen. Ich hatte null Hunger, doch ich traute mich nicht es ihm zu sagen, aus Angst er würde mich dazu zwingen etwas zu essen. Wenn ich mehr aß, würde ich noch fetter werden als ich ohnehin schon war.
Da merkte ich, dass jemand hinter mir stand. Langsam drehte ich meinen Kopf, um zu sehen wer es war.
"Hey na? Ihr zwei passt echt gut zusammen. Wir haben gerade darüber geredet, wie es wäre euch knutschend auf dem Schulhof stehen zu haben. Sag mal Tyler, ekelst du dich nicht selber an?"
Ich fuhr zusammen. Lucas kam um meinen Stuhl herum und sah mich abfällig an.
Er hat recht! Du bist ekelhaft! Niemand braucht dich und niemand mag dich! Hör auf ihn, er ist wohl der einzige der dir die Wahrheit sagt.
Ich fuhr zusammen. "Hast du was gesagt?" fragte ich Lucas. Er sah mich verwirrt an"Nein! Bist du irre? Nicht nur ne schwuchtel sondern auch noch ein psycho. Krass, du bist echt Abschaum"
Ich senkte den Kopf um die Tränen zu verbergen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten.
"Lass ihn in Ruhe Lucas. Er hat dir nichts getan." mischte sich Brendon, erstaunlich gelassen ein.
"Wie Süß, du nimmst deinen Freund in Schutz. Ich glaub ich muss kotzen vor rührung!"
Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich sprang auf und rannte weg. Irgendwann fand ich die Jungstoilette und stürmte mit tränennassem Gesicht hinein. Drinnen schloss ich mich in einer der Kabinen ein und begann nun haltlos zu weinen. Eigentlich hatte ich mir geschworen nicht mehr zu heulen. Es war ein Zeichen der Schwäche und ich wollte nicht schwach sein. Schwäche macht einem zum Opfer. Das musste ich schon sehr früh lernen.
Tja du heulst. Schwächling! Du fängst nur wegen ein paar Worten an zu flennen? Selbst ich hätte nie gedacht, dass du so schwach bist.
"Wer bist du? Was willst du von mir?"schluchzte ich.
Ich bin du. Ich bin immer bei dir. Ich bin der einzige der dich nie verlassen wird.
"Geh weg. Geh weg! GEH EINFACH WEG!!" Schluchzend vergrub ich das
Gesicht in meinen Händen. Womit hatte ich so ein Leben nur verdient?

Ich habe meinen Ersten Read!!!! Und wer auch immer du da draußen bist, der meine Geschichte gelesen hat, ich liebe dich!❤️ Auch an alle anderen die das hier gelesen werden haben (?) DANKE😘❤️😍

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt