.:19:.Gruselspecial

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Tyler

Ich kuschelte mich in die Decke und sah ihn erwartungsvoll an. Josh knipste die Taschenlampe an und hielt sie sich ins Gesicht, so dass die Schatten sein hübsches Gesicht zu einer seltsamen Fratze verzogen.
Er räusperte sich erneut und begann:"Kennst du die Geschichte vom Slenderman?" Ich schüttelte den Kopf.
"Dann erzähle ich sie dir. Also:
In Schweden lebte vor vielen Jahren ein alter Mann in einem Wald, in dessen Nähe sich ein See befand. Er hatte sein ganzes Leben dort verbracht, denn er hasste die Menschen und insbesondere Kinder. Eines Tages baute eine junge Familie nicht weit weg von dem Haus des alten Mannes ebenfalls ein Häuschen, in das sie im Herbst einzogen. Nach ein paar Jahren passierte es: Das mittlerweile acht Jahre alte Mädchen der kleinen Familie langweilte sich. Da kam ihm eine Idee: Es schlich an das Haus und spähte durch die Scheibe. Und da war er: der alte Mann, auf den zuvor niemand von ihnen einen Blick hatte werfen können.

Er lag dort in einer merkwürdigen und unbequemen Haltung und – seine Augen waren geöffnet. Nach einiger Zeit wurde es dem Mädchen klar: Der Mann war tot. Nachdem die Behörden informiert waren und ein Leichenwagen bestellt, machten sich die Eltern auf den Weg zu der Leiche, um vor Ort behilflich zu sein. Doch als sie dort ankamen, war keine Leiche zu finden! Nachdem sie auch noch die Anfahrtskosten des Leichenwagens bezahlen mussten, stapften sie wütend zurück zu den Kindern.

Dort angekommen, riefen sie die beiden, um nun endlich der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Aber die Kinder kamen nicht. Völlig entnervt fingen sie also wieder zu suchen an. Aber sie blieben ohne Erfolg – ihre Kinder waren verschwunden. Als sie draußen auch alles abgesucht hatten und die Mutter der beiden völlig aufgelöst und tränenüberströmt zusammenbrach, sah der Vater etwas am Waldrand. Da waren sie! Ihre Kinder! Und sie rannten um ihr Leben, denn hinter ihnen lief eine grauenvolle Gestalt her! Sie war beinahe drei Meter groß, in einen schwarzen Anzug gekleidet und anstelle von einem Gesicht war nur eine flache, mit Haut bedeckte Schiebe zu erkennen.
Die Arme und Beine der Gestalt waren übernatürlich lang und dünn und es schien, als würden sie sich nicht bewegen, wenn das ‚Ding' seinen Standort wechselte. Es sah aus, als würde es in rasender Geschwindigkeit von einem Ort zum anderen schweben. Nachdem sie die ganze Nacht den schrecklichen Geräuschen hinterhergejagt waren, erkannten sie in der Morgendämmerung etwas Farbiges in der Nähe einer Böschung. Mit letzter Kraft gingen sie darauf zu, bis sie erkannten, um was es sich handelte. Es waren die Kleider ihrer Kinder, zerfetzt, auf dem Boden zerstreut und in Blut getränkt."

Er knipste die Taschenlampe aus. Erst als er mir kichernd eine Hand auf die Schulter legte, merkte ich, dass ich zitterte. Ich hatte unglaubliche Angst, dass auf einmal der Slenderman zwischen den Bäumen hervorkam.
Ich schlug seine Hand weg. Das heißt, ich wollte sie wegschlagen, doch es war mehr ein zittriges tätscheln. Jetzt lachte er richtig. "Das ist nur eine Geschichte, Ty. Und wenn der Slederman vorbei kommt, beschütze ich dich. Versprochen."
Ich hatte unglaublich schiss. In meinem Kopf war kein Platz mehr für irgendwelche anderen Gedanken, wie, dass ich mich wie ein kleines Kind aufführte oder die Tatsache, dass Josh zu mir herangerückt war um mich zu umarmen. Alles woran ich denken konnte war, wo der Slenderman am ehesten aus dem Wald kommen würde.
"Hey, wenn du willst können wir wieder zurückgehen. Du kannst bei mir übernachten und wir machen noch irgendwas um dich auf andere Gedanken zu bringen."flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte und brachte ein leises:"Ok" heraus.
Auf dem Rückweg schaute ich alle drei Sekunden über meine Schulter, was uns nicht unbedingt schneller nach hause brachte, doch schließlich standen wir vor Joshs Haustür. Er schloss sie auf und ließ mich herrein.
"Joshua William Dun, wo warst du?!"zeterte seine Mutter, sobald er die Tür geschlossen hatte drauf los.
"Im Wald"
"Ich habe dich seit gestern Abend nicht mehr gesehen! Heute morgen als wir aufgestanden sind warst du weg und nach der Schule bist du immernoch nicht aufgetaucht! Kannst du dir eigentlich vorstellen was für sorgen wir uns gemacht haben?!?!"
"Tut mir leid, Mum."
"Sollte es auch."sagte sie erschöpft. Dann sah sie mich an.
"Tut mir leid Tyler. Schön das du da bist. Ich nehme mal an ihr habt eine Übernachtungsparty vor?" fragte sie.
Josh nickte.
"Na gut. Aber nur ausnahmsweise! Und macht nicht so lang es ist jetzt schon spät." Wir nickten und machten, dass wir in Joshs Zimmer kamen. Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war begannen wir haltlos über unsere Filmreife 'Flucht' zu lachen. Ich hatte ihn ja so unglaublich vermisst. Genau so einen Tag wie heute hatte ich gebraucht. Es tat gut wieder zu lachen. Mit ihm zu lachen.
"Willst du mit in meinem Bett schlafen oder ist es dir lieber wenn ich ne Matratze hole?"wollte er jetzt wissen. Oh shit, schlechte Frage. Sehr gefährlich. "Ist mir egal."meinte ich deshalb einfach.
"Also ehrlich gesagt bin ich jetzt zu faul noch ne Matratze zu holen. Wäre es für dich okay, dir mit mir das Bett zu teilen?"
KLAR!
"Okay, kein Problem"
Super Tyler! Hast du toll gemacht! Selber schuld wenn was passiert.

Holding On To You [Joshler]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt