Tyler
Ich wachte mit den Mörderkopfschmerzen des Jahrhunderts auf. Stöhnend sah ich auf den Wecker. Es war halb sieben. Ich hatte keine Lust auf Schule. Ich hatte keine Nerven für die ausführliche Beschreibung des Dates meiner Schwester mit meinem besten Freund. Vielleicht durfte ich ja zuhause bleiben, doch weit gefehlt. Maddy meinte ich muss unbedingt zur Schule, denn sie hatte etwas unglaublich wichtiges zu verkünden. Ich ahnte nichts gutes, doch ich ließ mich überreden. Wie eigentlich immer.
In der Pause kam Madison zu uns und stellte sich direkt neben Josh, welcher sie glücklich anlächelte. Sie nahm seine Hand und sah uns alle an. Dann sah sie wieder zu Josh hoch. Dieser begann zu reden:"Also, ihr habt ja alle mitbekommen, dass Maddy und ich gestern unser erstes Date hatten und... naja, wir sind zusammen."
In mir zerbrach etwas. Vielleicht mein Herz? Nein, es war schon vorher gebrochen worden. Es war die Hoffnung gewesen, dass die beiden nicht zusammen kommen. Die Scherben bohrten sich von innen in meine Brust. Es tat so weh. Ich wollte hier weg. Ich hielt den Anblick nicht aus, wie sie sich anschmachteten. Das machte alles noch schlimmer.
Ich wusste, wenn ich jetzt wegrannte wäre das unhöflich, asozial und vor allem auffällig. Also riss ich mich zusammen und setzte ein künstliches Lächeln auf. Ich gratulierte den beiden und entschuldigte mich dann mit der Ausrede, es ginge mir nicht so gut. Da ich ja heute morgen schon zuhause bleiben wollte, glaubte Maddy mir und ich verkroch mich aufs Jungsklo. Sobald ich mich in der engen Kabine eingeschlossen hatte, begannen die Tränen zu fließen. Es fühlte sich so an, als würde ein riesiges Loch in meiner Brust klaffen. Um es zu verschließen, schlang ich die Arme um meine Brust. Ich kauerte mich auf dem Klodeckel zusammen, zog die Beine hoch und weinte. Und weinte. Zwischendurch ging die Tür auf und irgendjemand kam herein. Doch die meiste Zeit war ich allein. Ich weinte die gesamte nächste Stunde doch irgendwann ging es nicht mehr. Es war, als hätte ich jede Träne die ich hatte vergossen. Stattdessen fühlte ich jetzt nur noch lehre. Es erinnerte mich an das Gefühl welches ich vor drei Monaten, nach meinem sogenannten Unfall, hatte.
Wie in Trance holte ich einen schwarzen Stift aus meinem Rucksack. Meine Hände schienen nicht mehr zu meinem Körper zu gehören. Sie öffneten den Stift und begannen an die Kabinenwand zu schreiben.
Als sie fertig waren, sah ich mir an was meine Hände geschrieben hatten. Es beschrieb meine Lage ziemlich gut.
Dann stand ich auf und ging zurück in den Unterricht.Josh
Tyler war nach der Pause nicht wieder in den Unterricht gekommen und hatte eine ganze Mathestunde verpasst. Ich machte mir sorgen um ihn. Er hatte sich merkwürdig benommen nachdem Maddy und ich unsere Beziehung öffentlich gemacht haben.
Mittlerweile hatte die Englischstunde begonnen und er fehlte noch immer.
Plötzlich ging die Tür auf und ein schüchterner Tyler kam herein.
Unser Lehrer sah ihn erstaunt an:"Wo waren sie Mr Joseph?"
"Mir ging es nicht so gut und ich war draußen."erklärte er leise.
"Geht es ihnen denn jetzt besser?"fragte er weiter.
"Ja ein bisschen"antwortete Tyler.
"In Ordnung. Bitte sagen sie mir das nächste mal Bescheid. Sie können sich jetzt setzten."
Tyler nickte und setzte sich auf seinen Platz. Maddy hatte, nachdem er verschwunden war erzählt, dass es ihm heute morgen schon schlecht ging. Ich glaubte ihm aber nicht so richtig. Er sah zerschmettert aus. Blass und emotionslos. Ich hatte ihn schon einmal so gesehen und ich erinnerte mich nicht unbedingt gerne daran.
Ich musste aufs Klo also zeigte ich auf und fragte ob ich gehen dürfe.
Als ich fertig war und mir die Hände waschen wollte, fiel mein Blick auf eine offene Kabine. Oder besser gesagt auf die Wand. Dort stand etwas. Normalerweise trauten sich die Jungs nichts zu schreiben, denn einmal wurde ein Typ erwischt und flog kurz darauf von der Schule.
Ich ging in die Kabine um besser erkennen zu können was dort stand:
I'm a Goner
Ich bin ein Todgeweihter
Diese Schrift kannte ich. Ich würde sie überall wiedererkennen, denn sie gehörte Tyler.
Und das was er geschrieben hatte machte mir Angst. Wie er ausgesehen hatte. Was er geschrieben hatte. Er erinnerte mich an den morgen an dem er vor drei Monaten aus dem Krankenhaus gekommen war. Er hatte gesagt, er wolle nicht mehr leben. Es würde alles keinen Sinn mehr machen.
Er hatte genauso ausgesehen wie heute. Emotionslos. Leer.
Ich rannte zurück in die Klasse. Das konnte nicht sein. Warum sollte er? Er hatte doch keinen Grund, oder?
Als ich in den Raum trat, saß er noch an seinem Platz. Unbewegt, wie vorher. Ich hatte echt Angst um ihn.
Als es Klingelte ging ich zu ihm und fragte ihn:"Geht es dir wirklich besser?" Er sah mich an. Ich merkte, dass er über die frage nachdachte. Ich wusste, dass er den doppelsinn erkannt hatte. Er war nicht dumm. Er hatte verstanden, dass ich seine Nachricht gelesen hatte.
"Das geht dich nichts an"schnappte er.
Ich zuckte zusammen. Ich wusste nicht was ich falsch gemacht hatte.
"Ty, hab ich was falsch gemacht? Was ist los?"ich war traurig, dass er nicht mit mir redete.
"Tut mir leid. Ich...ich weiß nicht. Es ist nur...ich mache mir sorgen um Maddy."
"Ich werde auf sie aufpassen. Versprochen!"
Er sah zur Seite und biss sich auf die Lippe. "Okay. Danke."sagte er knapp.
Den Rest des Tages redeten wir nicht mehr miteinander. Ich wusste, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte, doch ich wollte ihn nicht zwingen mit mir zu reden. Wenn er bereit dazu war, würde er schon zu mir kommen. Das hoffte ich zumindest.
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Holding On To You [Joshler]
FanfictionTyler kommt aus einer großen, liebevollen Familie. Es geht ihm gut, doch als er erfährt, dass seine Familie unziehen muss, bricht für ihn eine Welt zusammen. Sein Leben scheint den Bach hinunter zu gehen und keiner kann ihn retten. Oder doch? Start...