Kapitel 7

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Ich blicke kurz in die Klasse und sehe, dass die Meisten sehr interessiert wirken. Ich starre nur kalt zurück und antworte schliesslich: Das hat niemanden etwas zu interessieren. Desinteressiert blicke ich kurz zum Lehrer, der mir bedeutet, dass ich mich auf den freien Platz neben dem Mädchen setzen soll, da der Junge sich nicht mehr meldete. Mit festen Schritten gehe ich auf den Platz in der hintersten Reihe zu. Er ist am Fenster, worum ich mehr als nur froh bin. Ich lasse meine Tasche neben mich auf den Boden fallen und setze mich auf den Stuhl.

Der Lehrer beginnt etwas an der Wandtafel zu erklären, doch ehrlich gesagt interessiert es mich nicht. Meine neue Sitznachbarin lächelt mich meiner Meinung nach etwas zu freudig an und flüstert leise: ,,Hey, ich bin Bell! Also, eigentlich heisse ich ja Bellinda, aber dieser Name ist grässlich, nicht wahr?" Sie blickt mich kurz mit funkelnden Augen an und fährt fort: ,,Siehst du diesen blonden Trottel in der mittleren Reihe?" Ich suche die Reihe kurz nach einem blonden Jungen ab. Als ich ihn entdecke, nicke ich leicht. Auch er ist ein Werwolf und da er einen ähnlichen Geruch hat wie Bell, nehme ich an, dass das ihr Bruder ist.

Ich sehe wieder zu Bell, deren Gesicht ein überdimensionales Grinsen ziert. ,,Das, meine Liebe, ist mein heissgeliebter, hohler Zwillingsbruder! Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich bei der Geburt die ganze Intelligenz abbekommen habe." Ich fange nun auch an zu Grinsen. Ich mag Bell! Ja, ich finde sie auch ganz in Ordnung. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn sie ist trotz allem ein Werwolf. Jaja, ich weiss. Aber es ist unauffälliger, wenn wir auch einen Werwolf in unserem Freundschaftskreis haben, sonst bemerkt man noch, dass wir uns nur von den Werwölfen verstecken. Als ob das irgendjemandem auffällt. Doch, natürlich fällt das auf! Nein.

Innerlich verdrehe ich wieder einmal die Augen. Diese innere Wölfin ist echt unmöglich! Ich versuche, mich einigermassen auf den Unterricht zu konzentrieren und muss feststellen, dass der Lehrer ihn ziemlich gut macht. Er erklärt es gut, allerdings ist sein Tonfall etwas forsch. Aber das stört mich nun wirklich nicht. Doch nachdem schon etwa die Hälfte der Unterrichtsstunde vergangen ist, klopft es plötzlich laut an der Tür und ein Schüler kommt hinein. Ich beachte ihn erst nicht, sondern die Reaktion meines Lehrers. Er blickt den Schüler kurz an. Mit einer fliessenden Bewegung nimmt er ein Heft von seinem Tisch, schlägt es auf und schreibt etwas hinein.

Dann blickt er auf und kritisiert mürrisch: Das ist bereits der siebte Eintrag in etwas mehr als einer Woche. Nachsitzen Black! Bei diesem Nachnamen schrecke ich auf. Kalt läuft es mir den Rücken hinab und ich muss mich beherrschen, nicht zu zittern. Dieser Typ macht mir Angst. Panische Angst. Verdammt, wird doch schwerer als gedacht, ihm aus dem Weg zu gehen Ich glaube auch. Ich zwinge mich, der Szene vorne zuzuschauen und nicht panisch wegzurennen. Ascan mustert den Lehrer kalt und antwortet gelangweilt: Uninteressant für mich, finden sie nicht? Dann dreht er sich um und setzt sich an seinen Platz.

Allein seine Stimme löst bei mir eine Panik aus, die nur wenige Male überboten wurden. Bleib stark, er wird uns schon nichts tun. Das glaubst du doch selber nicht! Ich habe nicht gesagt, dass es von ihm aus kommt. Aber wir sind schneller als er, wetten? Um so etwas wette ich nichts, Sorry. Vielleicht hat er uns ja nichts mal bemerkt. Ich schaue kurz in die Richtung von Ascan. Er durchbohrt mich regelrecht mit einem wütenden, drohenden Blick. Oh. Er hat uns ja doch bemerkt. Ich ignoriere ihren völlig unnötigen Kommentar und konzentriere mich wieder auf den Unterricht, den der Lehrer, übrigens heisst er Klaus Huber, wieder aufgenommen hat, nachdem er kurz den Kopf über Ascans Verhalten geschüttelt hat.

Woher ich das weiss? Ganz einfach, es steht auf dem Stundenplan und Bell erzählt mir gerade seine Lebensgeschichte, der ich aber nur mit halbem Ohr zuhöre. Als der Unterricht noch eine Minute geht, beginne ich bereits leise und unauffällig meine Sachen einzupacken. Bell hat mir bereits angeboten, mich noch etwas herumzuführen. Auch sie hat ihre Sachen bereits eingepackt und grinst mich freudig an. Ist sie nicht extrem sympathisch? Ja, und sie könnte uns extrem schnell verraten, wenn sie wüsste, wer ich wirklich bin. Das würde sie nicht tun! Und das willst du wissen weil? Instinkt vielleicht. Ich unterdrücke nur ein genervtes Seufzen.

The Night WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt