Kings of New York

Kapitel 4

Die Musik kann ich schon von weitem hören. Wir haben uns gemeinsam bei Zoe zurecht gemacht und schlendern nun bereits vom Parkplatz in Richtung Schwimmhalle. Natürlich kommen wir direkt zur Party und haben uns das vorherige Schwimmturnier nicht angesehen.

Zu meiner schwarzen Röhrenjeans trage ich heute ein schwarzes lockeres Top, welches mir bis zum Bauchnabel reicht. Meine Haare trage ich heute offen. Zoe hat im Gegensatz zu mir ein grünes Shirt an. Das sieht zu ihrer Hautfarbe einfach fantastisch aus.

»Zoe? Am Samstag ist schon wieder eine Party«, gestehe ich grinsend.

»Was für eine Party?«

»Liam hat von meinen Eltern die Erlaubnis bekommen eine Feier nachträglich zu seinem Stipendium an der NYU abzuhalten. Frag mich nicht wie er meine Eltern rumgekriegt hat. Mom und Dad sind am Wochenende in Paris – irgendein politisches Treffen...«

»Ach du meine Güte! Der helle Wahnsinn!«

»Ja ich hoffe da läuft nichts aus dem Ruder. Mr. Donovan wurde von meinen Eltern beauftragt Bericht zu erstatten. Alkohol nur in Maßen, nichts hartes. Liam hat dafür extra einen Club angemietet. Er meinte jemand müsse mal wieder eine anständige Party feiern«

»OH!MEIN!GOTT!«, bricht es aus Zoe heraus. Sie ist völlig euphorisch.

»Ich glaube Sean ist auch eingeladen, oder? Ich habe gestern die Gästeliste gesehen. Meine Güte. Liam haut definitiv auf den Putz.«

»Meinst du nicht, das hat eventuell auch etwas mit der Presse zu tun? Ich meine euer Image ist ja ziemlich konservativ und eingestaubt. Da kann ne anständige Party nicht schaden«

Lachend lege ich meinen Arm um Zoe und hoffe, dass Sie mit dieser Vermutung einfach mal Recht behält.

Wir betreten die Schwimmhalle. Alle sind bereits ordentlich am Feiern und auch Heather kommt direkt auf uns zu und begrüßt uns.

»Schön, dass ihr da seid! Holt euch doch ein Bier? Das gibt es dahinten«, sie zeigt mit dem Finger auf eine provisorische „Bar". Ein Bierfass mit Zapfhahn. Ich muss schmunzeln.

»Für mich nicht, danke.«

»Allie, quatsch nicht rum! Natürlich trinken wir ein Bier. Ein einziges«

Jedes Mal muss ich die gleiche Diskussion führen. Wenn ich schon heimlich ausgehe, dann halte ich mich meistens wenigstens an die Alkohol-Regel. Aber ich glaube, ich muss mal wieder eine Ausnahme machen, Zoe wird heute nicht nachgeben.

Ergeben hebe ich meine Hände in die Luft. »Okay, okay! Schon gut!«

»Dann los!«

Zoe hakt sich bei mir ein und wir gehen auf das Bierfass zu. Anscheinend ist Ash heute der Verwalter...

»Na Ladys? Bock auf ein Bier?«, fragt er uns.

»Jepp, zwei bitte!«, antwortet Zoe ohne zu zögern.

»Allie ich habe gehört du begleitest Taylor auf den Herbstball. Geht das was?« Er wippt anzüglich mit den Augenbrauen und steigt von dem Bierfass auf dem er bisher saß.

»Ähh«, zögere ich und muss mich kurz fragen wieso das schon die Runde macht. »Naja nicht wirklich – ein Arrangement unserer Väter.«

»Das will ich doch schwer hoffen. Bevor Taylor eine Chance bekommt, bin ich jawohl zuerst dran.« Grinsend verzieht er sich in die Menge und klatscht Jackson aus Spaß mit der Handfläche in den Nacken. Dieser wird so wütend, dass er Ash packt und ins Schwimmbecken schmeißt. Absoluter Kindergarten...

Die anderen Mädels finden dies jedoch ziemlich lustig, sodass die Hälfte der Party auf einmal inklusive Klamotten das Becken stürmt.

»Zoe? Wo sind wir nur gelandet? Das ist doch Kinderkacke...«

»Ach, wenn du nicht so verklemmt wärst und dich mal gehen lassen würdest, hätten wir auch mal Spaß!«

»Danke.«, protestiere ich. »Die Leute, ich weiß nicht. Irgendwie sind die alle schräg drauf«

»Man Allie... Sei nicht so pessimistisch! Sie sind einfach noch nicht so reif wie wir. Wären Sean oder Liam im Pool und ihre Leute, dann wäre es sicher was anderes...«

»Ach Quark! Das ist einfach kacke«, maule ich und nippe an meinem Becher Bier. Solche Partys sind einfach nicht mein Ding. Ich liege lieber zu Hause in meinem Bett und schaue Serie oder entspanne.

Letzten Monat hat mich meine Mom zu einem Psychiater geschleppt, weil sie meinte ich wäre depressiv. Totaler Schwachsinn – hat dann auch der Psychiater gesagt.

Ich fühle mich einfach nicht wohl in dieser Welt. Das ist einfach alles nicht meins. Nicht zu selten fühle ich mich fehl am Platz. Liam hingegen gehört genau hier rein. Er will Anwalt werden oder Richter. Am liebsten ganz nach oben. Aber ich? Ich will einfach meine Ruhe. Ein kleines Apartment. Kein großen Luxus und einen Job, den ich liebe. Mein Vater bevorzugt für mich ebenfalls eine Politik oder Jura Karriere. Aber ich bin einfach nicht so. Ich liebe das Tanzen, Kunst, Sprachen und Musik. Ich bin kreativ und kein Denker-Typ.

»Hallo? Erde an Allie?«, zerrüttet Zoe meine Gedanken.

»Oh, was denn? Ich war völlig in Gedanken«

»Habe ich gemerkt! Komm trink dein Bier aus. Wir holen uns bei Oliver's noch nen Burger und gehen dann schlafen. Hier ist es langweilig. Was meinst du?«

»Klingt nach einem super Plan!«

Als wir das Oliver's erreichen, knurrt mein Magen schon laut auf. Vor lauter Stress habe ich heute ganz vergessen zu essen und freue mich riesig auf einen Burger. Ich überlege mir gerade welchen Burger ich gerne essen möchte, als mich Zoe's Ellenbogen in die Rippen piekt.

»Aua!«

»Shhht! Guck mal. Weißt du wer das ist?« Zoe deutet mit einem nicken in die Richtung von zwei Mädels die ebenfalls auf die Anzeigetafel starren. Ich deute Zoe mit einem Kopfschütteln an die beiden nicht zu kennen – ich kann mir nie Gesichter merken.

»Man das ist Catherine King! Das IT-Girl aus den Medien. Ich folge ihr bei Instagram. Die schmeißt Partys... Die sind episch!«

»Das hat meine Mom neulich auch erzählt. Was ist so toll an ihr?«, flüstere ich Zoe zu.

»Du meinst neben ihrem Aussehen?«

Ich mustere die Brünette von der Seite. Sie hat unglaublich lange, trainierte Beine. Ein kurzer Minirock, ermöglicht mir eine einwandfreie Sicht. Ihre High-Heels betonen dies noch mehr. Sie hat eine schmale Taille und eine üppige Oberweite. Volle Lippen und braune Locken die ihr über die Schulter fallen. Ein frecher gerader Pony rundet ihren vollkommenen Look ab.

»Der feuchte Traum aller Männer?«, flüstert Zoe neidisch zurück.

»Also ich finde nicht, dass wir uns verstecken müssen! Schau dir deinen Körper an, Zoe! Ich brauche jetzt nen Oreo-Shake und den Chicken-Burger.«

»Ich auch«, stellt Zoe zufrieden fest.

Den restlichen Abend verbringen wir bei Zoe im Bett. Ihr Bett ist so riesig, dass ich immer auf das Gästezimmer verzichte und direkt bei ihr unterkomme. Wir schauen oft zusammen noch Fern ehe wir in den Schlaf fallen.

Selbstverständlich lasse ich vorher meiner Mom noch eine Nachricht zukommen, dass es mir gut geht, wir wohlbehütet sind und jetzt schlafen, um morgen wieder fit zu sein.

»Gute Nacht, Zoe!«, murmle ich.
»Gute Nacht, Allie. Ich hab dich lieb.«