Kapitel 2

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Wie jeden Morgen hat meine Mum schon mein Schuloutfit zur Seite gelegt. Wir tragen auf der Windsor High, natürlich eine Privatschule, eine Uniform und da werden von meiner Familie keine Falten geduldet. Ganz im Stil der New York Rangers, Dad's geliebte Eishockey Mannschaft, hat sich auch die Windsor High für ein helles Blau entschieden. Darunter eine weiße Bluse mit dunkel karierter Krawatte. Für die Mädchen gibt es passend dazu einen Rock. Dieser ist zum Glück nicht ganz so lang, sondern knielang und verfügt über ein paar hübsche Falten. Meistens trage ich dazu auch passende gräuliche Strümpfe und meine Tory Burch Ballerina.

Immerhin muss man sich dann nicht jeden Tag mit einem Outfit auseinander setzen, es ist nämlich fast immer das Gleiche. Nachdem ich in mein Outfit geschlüpft bin, mache ich mir noch die Haare, einen langen Pferdeschwanz, und trage etwas Mascara auf. Heute kann auch etwas Gloss auf meinen Lippen nicht schaden.

Zum Glück haben meine Eltern akzeptiert, dass ich morgens zu Hause nicht frühstücke und seit einem Jahr mit meinem Auto zur Schule fahre. Dann kann Mom nämlich auch Regel fünf nicht so stark kontrollieren. Vermutlich würde Sie mein Müsli sonst noch abwiegen.

»Ciao Mom!«, rufe ich noch kurz bevor ich mich auf den Weg zu meinem Auto begebe. Dieser steht in der Tiefgarage des Hauses und ist mein ganzer Stolz. Zufrieden greife ich nach meinen Schlüsseln und lasse mich auf das Leder gleiten. Mein Porsche 911 Carrera jault auf, als ich die Garage verlasse.
Es ist Sommer und ich habe das Verdeck geöffnet. Auf dem Weg zur Schule sammle ich jeden Tag meine beste Freundin Zoe ein. Zoe ist die Tochter eines erfolgreichen afroamerikanischen Star-Anwalts hier in New York. Neben ihrem tollen Aussehen bewundere ich an ihr ihre unglaubliche Fröhlichkeit. Sie bringt mich jeden Tag zum Lachen und ich genieße es eine so gute Freundin an meiner Seite zu wissen.

Ich halte vor dem Hochhaus indem Zoe wohnt und beginne zu hupen – etwas Spaß muss schließlich sein.

»Hör auf mit dem Scheiß!«, brüllt sie mir entgegen, als sie aus dem Gebäude auf mein Auto zurennt. »Das ist verdammt peinlich.«

»Naja, wenigstens sieht man dir nicht an, dass du rot wirst«, pruste ich los.

»Haha! Allie, hast du nen Clown gefrühstückt?«, erkundigt sich Zoe leicht genervt.

»Nein eigentlich nicht. Lass uns los, sonst kommen wir zu spät zu Geschichte!«

Zoe lässt sich in mein Cabrio fallen und wir düsen zur Schule.

Als wir die Windsor High erreichen ist der Parkplatz schon gut gefühlt und wir müssen etwas abseits parken. Unsere Schule ist ziemlich modern und besteht aus mehreren roten Backsteingebäuden in Kastenform. Die Kurse sind immer in unterschiedlichen Räumen, sodass wir uns nie über Bewegungsmangel beklagen können. Erst Ost- dann Westflügel macht am meisten Spaß.

Nach zehn Minuten Fußmarsch erreichen wir unseren Spind. Natürlich ist Zoe's Spind direkt neben meinem. Wir tauschen unsere Bücher gegen das Gesichtsbuch und machen uns zügigen Schrittes auf den Weg zum Unterricht von Mr. Carter.

»Ladies, das war aber mal wieder knapp«, begrüßt er uns. »Was würden Sie davon halten mal etwas eher zu kommen?«

»Ach Mr. Carter, sie wissen doch... Der Verkehr ist unberechenbar«, säuselt Zoe ihn an.

»Jaja... los geht's! Bücher auf Seite 145 öffnen«

Genervt rolle ich mit den Augen.

Während der Schulzeit fühle ich mich oft mehr wie ein normales Mädchen. Ja, hier auf der Schule haben zwar alle irgendwie viel Kohle, aber trotzdem sind wir unter uns. Keine Presse, keine strengen Eltern die schauen, was du auf dein Brot schmierst. Sicher würden einige schmunzeln, wenn ich behaupte, dass Schule ein Stück Freiheit für mich bedeutet.

Nach der Stunde erreichen Zoe und ich unseren Spind, um erneut die Bücher zu tauschen.

Mit einem Mal rumst es neben mir und ich kann unter der Spindtür sehen, dass dort jemand steht. Ich klappe die Tür etwas ein und schiele um die Ecke.

»Hi Allie. Wie geht's dir?«, strahlt er mich an.

»Hi Taylor. Super... wir hatten Geschichte bei Mr. Carter und sind fast zu spät gekommen«, grinse ich.

»Perfekt! Scheint als hätten unsere Eltern ein Herbstball-Arrangement getroffen, was?«

»Taylor ich musste ja sagen. Sie haben mich auf der Veranstaltung völlig vor den Kopf gestoßen...«

»Ich weiß. Alles in Ordnung. Wir können ja so tun als ob...«, schlägt er vor.

»Mhm? Verstehe ich nicht...«

»Ich wollte gerne mit Jessica hingehen. Davon weiß mein Dad aber nichts... Und das muss auch so bleiben«

»Ich wusste nicht, dass ihr ein Paar seid.«

»Sind wir nicht. Aber naja... Du weißt Bescheid. Ich würde dich dann abholen und wir spielen bis dahin das Spiel einfach mit, abgemacht?«

»Geht klar!«

Als Taylor sich bereits zum Gehen wendet rufe ich noch schnell ein »Wir sehen uns!« hinterher.

Ich hasse es, wenn ich meinen Eltern was vorspielen muss. Aber leider ist es in einigen Fällen nicht anders möglich. Taylor ist kein schlechter junger Mann, aber er ist echt nicht mein Typ. Blond und groß. Aber zugleich schlank. Für mich viel zu schlank.

»Allie? Wieso hast du davon nichts erzählt?«, pault mich Zoe an, die alles mitgehört hat.

»Ach, das war doch erst gestern. Mein Vater und Mr. Daniels haben das arrangiert. Nein danke! Habe keinen Bedarf!«

»Allie...Du brauchst auch mal jemanden. Eine erste große Liebe und so...«

»Tja. Wer will schon freiwillig mit der Tochter des Senators gehen?«, murmle ich.

»Du spinnst doch! Daran liegt es nicht. Was ist denn zum Beispiel mit Jackson oder Ash? Die haben beide Interesse bekundet und sind im Football-Team!« Zoe wackelt anzüglich mit den Augenbrauen woraufhin ich lachen muss. Ihre lockere Albernheit gefällt mir.

»Ähm... Jackson sieht aus als wäre er auf Anabolika. Voll der Schrank! Und Ash... Zoe ich bitte dich. Er ist ein Frauenheld. Wer sucht denn sowas?«

»Du? Besser als als ewige Jungfrau zu sterben!«

»Oh Zoe!!!«, schimpfe ich los und stapfe den Flur entlang. Zoe sprintet jedoch hinterher und hält Schritt.

»Ja ist doch so. Du weißt ich nehme kein Blatt vor den Mund«

»Mhm...«, grummle ich und wir betreten die Cafeteria.

ani,

Kings of New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt