Kapitel 36

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Selbst nachdem das Flugzeug abhebt, wollen meine Tränen einfach nicht versiegen. Fast zwei Tage habe ich durchgängig dafür gekämpft nicht fahren zu müssen. Aber meine Mom und mein Dad dulden keinerlei Widerrede. Sie sind meine Eltern und sie entscheiden. In einer winzig kleinen Ecke, kann ich Ihre Beweggründe sogar verstehen. Aber es reißt mir mein Herz aus der Brust. Ich kann nicht gut alleine sein und der Gedanke, dass weder Liam noch Zoe in der Nähe sind, macht mich krank. Seitdem wir von zu Hause aufgebrochen sind, habe ich durchgängig geweint. Ich wollte stark sein für Mom, aber ich konnte es nicht. Ich habe Angst und keine Lust auf ein Abenteuer in Europa. Für vier Wochen soll ich ein Internat in London besuchen. Mein Dad hat mir in Aussicht gestellt, dass ich nach vier Wochen zurückkommen darf, sofern ich mich von Kielan fern halte. Dies habe ich ihm versprochen. Auch das zerreißt mein Herz, aber jetzt gerade ist es mir wichtiger zu Hause zu sein, als Kielan zu sehen. Seit zwei Tagen versuche ich mir bereits einzureden, dass zwischen Kielan und mir eh nichts Richtiges war. Wir hatten weder Sex noch eine Beziehung. Es war lediglich etwas alberne Magie...

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen, Miss?«, erkundigt sich die Stewardess.

Mit verquollenen Augen schüttelte ich bloß den Kopf.

Nach acht Stunden Flugreise setzt der Flieger nun endlich zur Landung an. Ich bin total erschöpft und die Vorstellung, dass hier auch noch eine andere Zeitzone gilt, macht mich noch nervöser.

Müde ziehe ich meine großen Koffer von dem Kofferband und begebe mich zum Ausgang. Viele Menschen warten dort bereits auf Ihre Verwandten und Freund und haben Schilder in der Hand. Schließlich entdecke ich auch einen grauhaarigen, älteren Herrn, der ein Schild mit meinem Namen trägt. Schnurstracks gehe ich auf ihn zu und stelle mich als Allie McKenzie vor. Er grinst mich freundlich an, heißt mich in London willkommen und nimmt mir den Koffer ab. Der Fahrer verstaut meinen Koffer im Kofferraum und öffnet mir die Tür der schwarzen Mercedes Limousine. Ich lasse mich auf das kalte Leder gleiten und reibe mir müde die Augen. Die Vorstadt Londons zieht an mir vorbei. Doch ich habe weder Interesse an London noch an meinem zu Hause für die nächsten Wochen. Ich bin unglaublich müde und habe keine Energie mehr. Ich hoffe nur, dass alles schnell vorbei geht.

Frustriert greife ich nach meinem Handy und schalte es ein.

Sofort vibriert alles und ich entdecke zwei Nachrichten von Zoe, die mir schreibt, ich soll durchhalten und anrufen, wenn ich angekommen bin. Eine von Mom in der steht, dass es ihr leidtut und eine von Kielan. Sofort erhöht sich mein Herzschlag, als ich die Nachricht öffne.

Kielan, 12:25

Warum bist du in diesen gottverdammten Flieger gestiegen????

Meine Tränen drohen schon wieder überzulaufen. Schnell sperre ich mein Handy, atme tief durch und verstaue es in meiner Jackentasche. Still denke ich mir: Weil ich keine andere Wahl habe...

Die Internatsleitung begrüßt mich freundlich und bringt mich zu meinem Zimmer. Sie erklärt mir wie der Tag hier normalerweise abläuft und dass ich mir mein Zimmer mit einem Mädchen namens Maureen teilen würde. Ich würde morgen noch ein Tag zum Ausruhen bekommen und müsste dann erst am übernächsten Tag zum Unterricht um 7 Uhr erscheinen. Dieser geht immer bis zum Nachmittag. In der großen Mittagspause, gibt es warmes Essen in der Cafeteria. Das Internatsgelände darf nur zwischen 17 und 19 Uhr verlassen werden, ansonsten drohen einem Strafen.

»Haben Sie noch Fragen, Miss McKenzie?«, erkundigt sich die Internatsleitung. Nein, danke. Mir ist der Appetit vergangen, wollte ich am liebsten sagen, schüttle dann aber nur den Kopf.

Ich klopfe zaghaft an und werde direkt hinein gebeten.

»Du musst Allie sein? Ich bin Maureen«, sagt das blonde Mädchen mit den Sommersprossen und einer riesigen Hornbrille auf der Nase. Von Mode haben die hier noch nichts mitbekommen.

»Ja, Hi!«

»Du kannst das Bett da haben. Der Schrank ist leer, räum also gerne aus.«

Ich nicke nur und lasse mich erschöpft auf mein Bett fallen. Wenigstens war Maureen ganz nett und keine Hexe, das ist schon mal etwas wert. Es vergehen keine zwei Minuten, ehe ich voll bekleidet auf dem Bett einschlafe. Das ist einfach alles zu viel für mich.

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