Kapitel 5

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Ein lautes „Brrrrrrrrm" lässt uns aus unserem tiefen Schlaf erwachen. Der Wecker meldet sich, heute ist Freitag. Also fast Wochenende.

Schnell husche ich ins Bad und mache mich für den Tag fertig. Als ich die Küche erreiche, sehe ich Zoe, die freudestrahlend telefoniert. So wie sie dabei aussieht, kann es nur Sean sein. Ich gönne ihr das wirklich, aber ich muss zugeben, dass ich manchmal schon neidisch bin. Was wäre wohl, wenn ich jemanden an meiner Seite hätte? Jemandem dem ich vertrauen kann und der mir zur Seite steht, mir zuhört. Ich schüttle den Gedanken schnell ab und nehme mir einen Pancake vom Stapel auf dem Küchentresen. Vermutlich hat Mr. Ward das Frühstück schon vorbereitet bevor er zur Arbeit gefahren ist. Neben den Pancakes entdecke ich einen Zettel, der mich bestätigt:

Frühstückt ordentlich, das ist wichtig für eure Konzentration!

Hab euch lieb, habt einen schönen Tag.

Dad / Mr. Ward

Ich muss grinsen. Mr. Ward ist wirklich ein super Dad. Ich liebe diese herzliche Atmosphäre wenn ich bei Zoe bin. Genau diese Kleinigkeiten, machen das Leben so lebenswert. Für sowas ist bei mir zu Hause jedoch nie Zeit.

Nachdem Zoe ihr Telefonat beendet hat, essen wir zusammen die Pancakes auf und machen uns dann mit meinem Wagen auf den Weg zur Schule. Ausnahmsweise sind wir heute mal etwas pünktlicher, bekommen weiter vorn einen Parkplatz.

»Mr. Carter wird mit uns zufrieden sein«, grinse ich Zoe an.

»Ohja...«

Als wir den Klassenraum erreichen, scheint Mr. Carter wirklich überrascht und nickt uns freundlich zu.

»Ach, Mrs. Ward. Der Direktor möchte gerne mit Ihnen sprechen. Würden Sie bitte hochgehen? Es sei dringend«

Genervt verdreht Zoe die Augen. Meist kann das nichts Gutes heißen.

»Ja, in Ordnung«, gibt Zoe zurück.

»Kommen Sie danach einfach wieder rein.«

Die Stunde vergeht extrem langsam. Alle zwei Minuten schaue ich auf die Uhr und rechne mit Zoe's Rückkehr. Doch sie kommt nicht. Ich werde langsam nervös und ziehe unter dem Tisch mein Handy hervor und tippe eine Nachricht an sie, ob alles ok sei.

Weitere fünfzehn Minuten später habe ich noch immer keine Antwort. Sie ist schon seit einer guten Stunde weg und in dreißig Minuten ist der Kurs um. Was dauert denn da so lange?

Als der Pausengong ertönt und Zoe immer noch nicht da ist, beschließe ich sie zu suchen. Schnell springe ich von meinem Stuhl und eile in den Flur. Keine Zoe zu sehen. Ich gehe an der Mensa vorbei und schaue in den Hof. Dort entdecke ich sie auf einer Holzbank, den Blick nach unten gesenkt. Schnellen Schrittes gehe ich auf sie zu.

»Zoe, was ist denn los? Ich habe mir Sorgen gemacht«, platzt es aus mir heraus.

»Ich... ich bin so wütend! Allie! Deine Eltern... es darf nicht wahr sein«, sie blickt noch immer zu Boden und ich könnte schwören, dass sie leise weint.

»Was ist denn mit meinen Eltern? Was ist passiert?«

»Ich muss die Leitung der Tanzgruppe an dich angeben. Es ist mein Baby, mein Herzblut. Dein Dad hat beim Direktor angerufen und gemeint, dass du als Tochter des Senators weitere, leitende Aufgaben übernehmen sollst. Ich konnte nicht mal was dazu sagen...«

Ich lasse mich schockiert auf die Bank neben Zoe fallen.

»Das darf nicht wahr sein! Fragt mich mal wer ob ich das will? Ich wollte dir das nicht wegnehmen. Es... es tut mir so leid, Zoe!«

»Ich weiß... du kannst nichts dafür. Kannst du mich trotzdem etwas alleine lassen? Das muss ich erstmal klar kriegen.«

»Okay....na klar. Bis später?!« Völlig leer und wütend zugleich stehe ich von der Bank auf und mache mich auf den Weg zum nächsten Kurs. Mein Gott. Das darf nicht wahr sein. Die kontrollieren echt alles..

Auf dem Weg zurück zum Kursraum tippe ich eine Nachricht an Liam und berichte was passiert ist. Kurze Zeit später klingelt mein Handy, mein Bruder ist dran.

Er versucht mich immer aufzubauen und sagt mir, dass die nächste Party naht und wir dann alles begraben werden. So ein schönes Ereignis würde zusammenschweißen. Oh man, aber ganz ehrlich. Ich habe doch kaum noch Zeit. Wann soll ich den Tanzkram denn auch noch machen?

Nach der nächsten Einheit mache ich mich auf den Weg in die Sporthalle. Heute steht Cheerleader Training an und da ich die Trainerin bin, darf ich mir immer ausdenken, was wir als nächstes machen. Meine Mädels stehen schon geschniegelt in der Halle und wärmen sich auf, als ich eintreffe. Ash, der in dem Gerätebereich oberhalb der Sporthalle trainiert, wirft einen Blick nach unten und pfeift mir zu:

»Scharfes Outfit, McKenzie!«

Lächelnd schüttle ich nur den Kopf. So ein Spinner. Wer fährt auf so ein Matcho-Kack ab? Oh ja, Lauren definitiv. Kurzerhand tritt sie einen Schritt vor damit Ash sie besser sehen kann und winkt ihm freudig zu. »Hi Ash, schaust du beim Training zu?«

Das kann ja nichts werden...

»So Leute«, rufe ich den Mädels zu »Wir gehen heute laufen. Zieht eure Trainingsjacken über, es ist kalt!«

Ein frustriertes Murren macht die Runde. Wir haben alle wirklich coole Moves drauf und lernen die Choreografien schnell – es hapert öfter nur mal an der Kondition.

»Los, auf geht's!« Motivierend klatsche ich in die Hände und meine Mädels folgen mir joggend nach draußen. Aufgrund der neuen Tanzleiterposition bin ich so richtig geladen und gebe extra Gas – meine Mädels keuchen und fluchen.

Kings of New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt