Kings of New York

Kapitel 21

Nervös starre ich erneut auf mein Handy. Nix. Keine Nachricht, kein Kielan. Er ist einfach nicht hier. Dabei ist es inzwischen schon viertel vor Acht. Er wird mich doch nicht versetzen?

Mit zittrigen Händen tippe ich eine Nachricht an Zoe.

Zoe?
Ich glaube er versetzt mich. Es ist noch nicht da :'(

Sofort erreicht mich ihre Antwort:

Das kann ich nicht glauben! Er wird sicher einen Grund haben. Ich hab gesehen, wie er dich angeschaut hat. Da ist was...

Schmollend gehe ich zur Bar herüber wo ich meine Mom und Liam treffe, die sich ein Glas Champagner gönnen.

»Allie, wo ist denn Taylor? Du wolltest ihn doch treffen«, fragt Mom. Liam verschluckt sich fast an seinem Getränk und starrt mich entsetzt an.

»Ähm ich weiß nicht... Er ist noch nicht hier.«

»Du und Taylor?«, prustet Liam los. Wütend haue ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite. Jetzt lacht er noch mehr. Verdammt!

»Hör auf zu lachen!«, ermahne ich ihn. Er kennt die Wahrheit ja nicht...

Weiter entfernt kann ich Catherine und Nick entdecken. Sie unterhalten sich. Mir entgeht Liams Blick nicht, der auf Catherine hinauf und wieder herab wandert.

»Hör auf zu sabbern...«, flüstere ich Liam so leise ins Ohr, dass nur er es hören kann. Sein Kopf schnellt zu mir herum: »Tu ich gar nicht!«, versucht er sich herauszureden. Hallo? Ich bin eine Frau, sowas sehe ich...

Aber wo ist nur Kielan? Ich muss es einfach wissen. Mutigen Schrittes gehe ich mit meinem Glas Champagner auf Nick zu.

»Hi Allie, schön dich zu sehen«, sagt er fröhlich und gibt mir einen förmlichen Kuss auf die Wange. Das macht man in diesen Kreisen so um unauffällig zu bleiben.

»Hey Nick. Was treibt ihr denn hier? Geht ihr nicht eher auf coolere Partys?«, frage ich lachend. Verdutzt guckt er mich an und fängt an noch lauter zu lachen. Auch Catherine die alles mitgehört hat beginnt zu lachen.

»Ähh... Allie... meiner Mom gehört die HumanSafe Stiftung«, entgegnet er noch immer lachend.

»Oh. Das wusste ich nicht. Ich intere...«, weiter komme ich nicht denn Catherine fällt mir ins Wort. »Ich weiß, Schätzchen. Wir uns auch nicht. Wir zeigen uns heute nur!«

»Wisst ihr wo Kielan steckt?«, erkundige ich mich nervös.

»Nein. Sorry. Wir erwarten ihn auch schon«, gibt Nick zu. Ich bin sicher, er weiß von dem Date.

»Kannst du mir seine Nummer geben? Er hat mir nur von einer unterdrückten geschrieben, dann kann ich nachfragen.«, schlage ich unsicher vor.

»Allie, das kann ich nicht. Lass sie dir von ihm geben. Ist son Kodex bei uns King's.«

Resigniert nicke ich und wende mich ab. Beschissener kann der Abend doch nicht werden. Mein erstes Date ist eine absolute Katastrophe. Er hat mich einfach versetzt und hat nicht mal den Anstand mir kurz Bescheid zu geben. Das hätte ja schon gereicht. Er ist eben ein King... kommt mir in den Kopf. Vielleicht haben meine Eltern auch Recht, dass sie mich von solchen Leuten fern halten. Ich bin ein verdammtes Rennen gefahren wegen den. Wollte mich auf ein Date einlassen... Ich setze damit nicht nur meinen Ruf, sondern auch den der Familie auf's Spiel. Das ist es nicht wert. Er hat es heute bewiesen: ich muss mich von den Leuten fernhalten. Das bringt nix gutes mit sich, bis eben auf ein gebrochenes Herz.

Ich mache Liam in der Menge ausfindig und geselle mich zu ihm. Er erkundigt sich, ob sich Dad bereits für die Ohrfeige entschuldigt hat und wie es zu Hause so läuft. Im Gegenzug will ich alles wissen, was so auf dem Campus passiert. Da wir immer seltener Zeit füreinander finden, freut mich das Gespräch gerade umso mehr.

»Kleines, ich vermisse dich!«, sagt er und zieht mich in eine Umarmung.

»Ich dich auch. Es ist so einsam zu Hause, ohne dich!«

»Hast du eigentlich einen Freund?«, platzt es auf einmal aus ihm heraus. Verwundert blicke ich ihm in seine braunen Augen.

»Hä? Wie kommst du denn dadrauf?«

»Du bist im Moment so anders. Gibt es jemanden?«

»Nur eine blöde Schwärmerei«, gebe ich zu, ohne weiter ins Detail zu gehen.

»Soso...Ich werde mal nach Cole sehen. Der hängt hier auch irgendwo ab. Bis später!«

»Jepp...«

Liam dreht sich ab und lässt mich alleine zurück. Ich mache mich auf dem Weg zu den Toiletten, um mein Make-Up zu erneuern. Auf einmal werde ich am Arm in einen Nebenraum gezogen. Es ist dunkel und könnte wohlmöglich eine Abstellkammer sein. Gerade will ich ansetzen zu schreien, als mich ein bekannter Duft umgibt. Es ist Kielan.

»Wo warst du?«, platzt es direkt aus mir heraus.

»Sorry, ich wurde aufgehalten«, entgegnet er kühl. Es ist stockdunkel hier, weshalb ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Das ist mir gerade aber irgendwie ganz recht.

»Warum stehen wir in einer dunklen Kammer?«

»Ich wollte dich nur kurz informieren, dass mir etwas dazwischen gekommen ist. Ich muss wieder los...«, erklärt er genauso kühl wie zuvor.

»Und warum schreibst du mir dann nicht einfach?«

»Kannst du mal aufhören so viele Fragen zu stellen?«

»Bitte?«, räuspere ich mich empört. Das ist ein Witz, oder? Er versetzt mich und wenn ich nach einer kleinen Erklärung verlange ist er gleich genervt? Nicht mit mir...

»Du hast schön gehört. Frag nicht so viel«, sagt er nun mit einer Belustigung in der Stimme.

»Das ist mir jetzt echt zu blöd«, sage ich und will mich aus seinem Griff befreien. Dies ist jedoch nicht so einfach, da er mich zurückhält.

»Allie.. Bitte, bleib kurz«, fleht er fast.

»Warum?«, zische ich genervt.

Ich spüre, wie er sich mir nähert und er drückt mir einen flehenden zarten Kuss auf den Mund. Leider bin ich viel zu perplex ihn wegen dieser Frechheit zu ohrfeigen... Aber ich nehme direkt einen metallischen Geschmack wahr. Blutet er?

»Äh... Blutest du?«, erkundige ich mich direkt. Kielan zögert kurz bevor er antwortet.

»Ja, meine Lippe ist aufgeplatzt. Ich muss los.«

Kielan stößt sich abrupt von mir ab und verschwindet wie ein Blitz aus der Abstellkammer. Was zur Hölle ist hier los? Was macht er nur mit mir? Was war mit dem Vorhaben mich von ihm fernzuhalten?