Ein Geflüster lässt mich aufwachen. Verschlafen sehe ich mich in dem Raum um und reibe mir die Augen. Es ist noch immer dunkel draußen, also muss es noch entsprechend früh sein. Kielan liegt nicht mehr neben mir, sondern läuft sichtlich nervös mit dem Handy in der Hand auf und ab und flüstert energisch in sein Handy. Halb verschlafen verfolge ich seine Bewegungen und seinen wütenden Gesichtsausdruck. Schließlich beendet er das Gespräch und kommt auf das Bett zu. Er entdeckt, dass ich wach bin und unsere Blicken treffen sich.
»Ich muss nochmal los«, erklärt er schroff. »Du kannst ruhig hier schlafen. Ich weiß nicht wann ich zurück sein werde« Mit einem knappen Grinsen dreht er sich um und verschwindet über die Treppe zum unteren Geschoss. Na toll – tschüss?
Nervös schlinge ich die Decke enger um mich und inhaliere seinen Duft, der auf dem Kissen zurückgeblieben ist. So alleine in einem fremden Zimmer gefällt es mir überhaupt nicht. Mein Magen beginnt sofort zu rumoren und meine Hände werden erneut schwitzig.
Erschöpft greife ich nach meinem Handy und überprüfe die Uhrzeit. Es ist erst fünf Uhr in der Früh. Verdammt. Ich könnte genauso gut aufstehen und nach Hause fahren. Wäre da nicht meine Mitfahrgelegenheit, die sich soeben verabschiedet hat.
Kurzentschlossen wähle ich die Nummer von Zoe und warte das Tuten ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit meldet sie sich verschlafen und brummt ins Telefon.
»Hi Zoe. Allie hier. Kannst du mich abholen? Ich hänge auf dem Campus fest. Und ja, ich weiß es ist mitten in der Nacht. Zumindest nach deiner Uhr.«
»Ähhhhhh....Weißt du...«, bricht Zoe los, aber unterbricht sich schnell selbst. Sie weiß genau, ich würde nicht ohne Grund anrufen und bin auf ihre Hilfe angewiesen.
»NYU?«
»Columbia. Ich schick dir den Standort und ja, ich schulde dir eine Menge. Bitte rette mich.« Es klingt schon fast flehend und ich schäme mich etwas für meine Lage. Wieso muss der Kerl auch mitten in der Nacht los. Was kann bitte so wichtig sein?
»Gib mir 20 Minuten.«
Nickend lege ich auf. Verdammt – das konnte sie ja gar nicht sehen. Dabei dachte ich immer, dass dieses Verhalten nur in solchen Romanen zu beobachten gibt. Ich richte mich im Bett auf, schlage die warme Bettdecke zurück und gehe hinüber zu meinen Sachen, die ich gestern Abend noch ordentlich auf den Schreibtischstuhl drapiert habe. Fix schlüpfe ich in die nach Party muffenden Sachen, lege Kielan's Shirt auf den Stuhl und verlasse leise das Verbindungshaus. Ich wollte schließlich nicht noch so eine Begegnung wie gestern Abend genießen.
Als mich Zoe schließlich einsammelt schweigen wir uns zunächst an. Ihr Blick ist vernichtend und ich weiß genau, was sie mir sagen will: Allie, das war total leichtsinnig. Wieso tust du sowas? Und dann auch noch ohne zu wissen, wie du nach Hause kommst, das ist nicht dein Stil. Was ist nur los mit dir.
In meinem Kopf spukt es wie wild und ich mache mich auf ihre Standpauke gefasst, die jedoch ausbleibt.»Allie, du wartest vergebens auf meine Predigt. Ich glaube du weißt, was ich dir zu sagen habe.«
Stumm nicke ich. Ich bin viel zu erschöpft um jetzt mit ihr zu diskutieren. Ja sie hat so Recht. Ich weiß, was ich falsch gemacht habe.
»Ist das eigentlich nur eine Phase von dir oder rebellierst du jetzt offiziell gegen deine Eltern?«, platzt es auf einmal aus Zoe hervor.
Zu gerne würde ich ihr antworten. Aber so genau weiß ich es gerade nicht einmal selbst. Was tue ich eigentlich und warum? Will ich rebellieren oder habe ich einfach nur genug und setze mich zur Wehr? Nervös fahre ich durch meine dunkelblonden Haare und drehe sie auf meinem Finger ein.
»Äh, ich weiß... weiß es wirklich nicht so genau. Dad's Ohrfeige hat alles verändert. Ich schätze ich gebe nur meinen Wünschen nach. Ich will normal sein. Auf Partys gehen wie andere in meinem Alter auch. Und normal behandelt werden. Nicht wie die Tochter des Senators.«
»Allie...« Zoe's Stimme klingt traurig. So als hätte sie nicht wirklich gewusst, was in mir vorgeht.
»Ich weiß, mir gelingt noch alles nicht ganz so gut. Ich arbeite daran«, versichere ich ihr und sie nickt zustimmend, ehe sie mich vor meinem zu Hause absetzt. Zoe greift nach hinten auf die Rückbank und hält mir einen sauberen Pullover hin.
»Hier - zieh den über, falls dich wer sieht.«
»Danke«, hauche ich und ziehe sie in eine enge Umarmung.
»Mrs. McKenzie! Wenn Sie schlafen möchten, dann tun Sie das bitte nachts. Zu Hause! Und nicht in meinem Unterricht!«, brüllt Mr. Carter auf einmal und reißt mich aus meinem Sekundenschlaf.
»Was?«, bringe ich verwirrt hervor. Mist! Ich bin doch tatsächlich eingenickt. Das ist mir noch nie passiert. Vielleicht sollte ich mal an meinem neuen Ich arbeiten. So funktioniert das definitiv nicht.
»Ja, genau. Was eigentlich? Mrs. McKenzie Sie schlafen in meinem Unterricht. Was ist los mit ihnen? Gelbe Karte«, sagt er und nimmt seine Ermahnungskarte vom Schreibtisch. Sowas von Kindergarten. Es gibt auch eine rote. Bei der muss man dann zum Direktor.
»Ihre Karten sind doch absolut scheiße!«, platzt es aus mir heraus. Hups... Das hätte ich nicht sagen sollen. Der Gesichtsausdruck von Mr. Carter verändert sich von enttäuscht zu absolut wütend. Entsetzt starrt Zoe mich an und zieht verwirrt die Augenbrauen hoch. Warum bin ich nur so impulsiv im Moment?
»So. Das wars.«, knirscht er. »ROTE Karte. Ab zum Direktor, Allie!« Dabei betont er die Farbe der Karte nochmal extra und hält sie genauso peinlich wieder vor den Kurs. Na fein. Dann gehe ich eben. Wütend stehe ich auf und lasse dabei den Stuhl über die Fliesen des Kursraums fahren. »Bin dann mal weg«, brumme ich Mr. Carter an und eile aus dem Raum. Um meiner Wut noch mehr Untermalung zu verleihen, knalle ich die Tür richtig zu. So. Friede Freude Eierkuchen ist vorbei!

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Kings of New York
RomanceIhr sagt immer wir wären die Könige, aber wenn ihr genau hinsehen würdet, würdet ihr sehen, dass wir nichts als Verlierer sind. Wir betrügen, verletzen und manipulieren. Wenn uns jemand nicht passt, wird er aus dem Weg geräumt. - Kielan --- Teure Au...