Kings of New York

Kapitel 8

Punkt 23 Uhr stehen Sean und Zoe bei mir im Foyer. »Komme gleich!«, rufe ich von oben hinunter. Liam ist schon vorgefahren. Immerhin ist er der Gastgeber und er wollte mit Cole noch einiges vorbereiten.

Ich habe mein neues Kleid angezogen, trage dazu die neuen High-Heels und durchsichtige schwarze Strumpfhose. Hinten an meinen Waden und bis zu dem Po verläuft eine schwarze, samtige Naht die sich von der Strumpfhose etwas absetzt. Mein Geld und mein Handy habe ich in einer Clutch verstaut. Heute Abend habe ich nur Bargeld eingesteckt, die Nummer mit der Kreditkarten Kontrolle hat mir vorhin schon gereicht. Meine Haare trage ich zu einem Zopf gebunden. Einzelne Strähnen habe ich hinaus gezogen, damit es etwas lockerer wirkt.

Ich flitze die Treppe nach unten und begrüße Zoe und Sean. Beide sehen wieder hinreißend aus. Zoe trägt ein glitzerndes mit Pailletten besticktes Cocktailkleid und Sean trägt eine Jeans und ein weißes Shirt. Das Shirt betont seine Muskeln und passt perfekt zu seiner Hautfarbe.

»Heiß!«, entfährt es Zoe als sie mich genauer betrachtet.

»Das kann ich nur zurückgeben! Sean? Du siehst auch super schick aus.«

Sean lacht nur und verbeugt sich leicht. Was Zoe und ich mit einem lauten Lachen quittieren.

»Los, auf geht's, Ladys! Der Wagen wartet.«

Wir nehmen alle in der Stretch-Limousine platz und öffnen bereits während der Fahr einen Champagner.

»Wie dekadent!«, lache ich künstlich.

»Hab dich nicht so! So oft fahren wir nämlich nicht ins Crafters. Einmal wird man ja wohl feiern dürfen und du«, dabei zielt sie mit ihrem Finger genau in mein Gesicht. »Du wirst heute anständig mitfeiern!«

»Das hatte ich ausnahmsweise auch vor«, gebe ich zurück. Sofort legt sich ein Grinsen auf Zoes Lippen und wir stoßen zusammen an.

»Auf den Abend!«, erklingen wir im Chor.

Ein Fahrstuhl bringt uns in das zwanzigste Stockwerk. Die Location die Liam ausgesucht hat, ist ein absoluter Knaller. Der Club wird oft für Privatpartys vermietet und bietet mit seiner Dachterrasse einen atemberaubenden Blick über New York. Man kann sogar das Empire State Building von hier sehen.

Heute ist der Club jedoch nicht privat vermietet. Liam hat dies damit begründet, dass wir sonst die fremden süßen Häschen aussperren würden. Das wollte er in jedem Fall vermeiden.

Der Türsteher erkennt mich sofort und lässt uns drei eintreten. Der Club ist bereits ganz gut besucht und einige tanzen bereits. Ich entdecke Liam an der Bar und wir gehen auf ihn zu.

»Sieht super aus hier, Liam! Wie viele hattest du jetzt eingeladen? Und wie hast du das mit Donovan gelöst?«, brülle ich über die Musik hinweg.

»Es kommen um die 100 Gäste. Und Donovan? Tja, der hat ein Date mit Lilly«

»Bitte was? Der Butler und das Hausmädchen?« Mir klappt die Kinnlade herunter und ich fasse mir erschrocken an den Brustkorb.

»Ohja! Aber wir schweigen – das ist der Deal! Dafür haben wir freie Bahn. Solange alles in diesen Räumlichkeiten bleibt«, betont Liam nochmal stark. Ich nicke nur.

Aufeinmal erinnere ich mich an die Aktionen von meinem Dad und spüre die Wut hochkochen. Ich bin so wütend auf meinen Vater wegen der Kontrolle der Kreditkarte aber auch wegen der Tanzleitungs-Nummer, dass ich mich heute an garantiert keine Regel halte. Ich habe beschlossen heute mal Spaß zu haben und das wird mir niemand nehmen.

»Holen wir uns was zu trinken?«, frage ich in die Runde. Sean und Zoe nicken, Liam ist schon wieder unterwegs.

»Erste Runde geht auf mich. Worauf habt ihr Lust?«, brülle ich über die Musik hinweg.

»Bier«, antwortet Sean stumpf.

»Gin Tonic... bitte!«, grinst mich Zoe an.

Ich wende mich zur Bar und bestelle. Der Barkeeper kennt mich und es wird keine Probleme geben, wenn ich bei ihm harten Alkohol bestelle.

»Ein Bier, einen Gin Tonic und einen Long Island Ice-Tea, bitte«

Der Barkeeper grinst nur und funkelt mich an. Dann beginnt er die Bestellung zu bearbeiten.

Ich reiche die Getränke an Sean und Zoe und wir stoßen erneut an. Meine Kehle ist ganz trocken vom Schreien, sodass ich gleich einen ordentlichen Hieb nehme.

»Leute? Ich gucke mal, was draußen so geht.«

Ich will nicht die ganze Zeit wie ein drittes Rad am Wagen hängen und beschließe daher mich auf der Dachterrasse mal umzusehen. Die Musik wird über die Lautsprecher auch nach draußen getragen, sodass man theoretisch auch draußen tanzen könnte.

Etwas abseits entdecke ich Ava und ihre Freundin und unterhalte mich ein wenig mit ihnen. Ava erzählt mir, dass sie ein Auge auf Cole geworfen hat, was mich wirklich schockiert. Ich will nicht, dass man ihr weh tut. Ava und Jamie teilen sich gerade eine Tablet mit Tequila Shots an dem ich mich seit Beginn der Unterhaltung rege beteilige. Ich spüre den Alkohol brennen und merke, dass die erhoffte Wirkung langsam einsetzt.

»Gehen wir tanzen?«, frage ich in die Runde und die Mädels nicken zustimmend.

Die Musik ist absolut genial und ich lasse meine Hüften auf der Tanzfläche schwingen. Ganz im Sinne meines Pegels. Ich spüre, dass sich jemand von hinten nähert und meine Taille ergreift. Aber nicht auf eine aufdringliche Art, sondern vielmehr spielerisch. Ich drehe mich um und wundere mich nicht, dass ich Liam entdecke, der hinter mir mit Cole rumalbert.

»Was soll das werden? Gräbst du deine Schwester an?«, grummle ich ihn grinsend an.

»Ich mache nur Spaß, Mensch! Cole wollte zu Ava«, flüstert er mir in mein Ohr, sodass nur ich es hören kann.

Keine Minute vergeht, dann tanzen Cole und Ava zusammen. Jamie und ich tanzen weiterhin zusammen, geben den beiden aber etwas Freiraum.

Nach drei Liedern brauche ich dringend Nachschub und bestelle an der Bar einen weiteren Long Island Ice-Tea. Mit meinem Getränk mache ich mich auf die Suche nach Zoe, die alleine im Lounge-Bereich sitzt und einen Gin Tonic schlürft.

»Was ist los? Wo ist Sean?«, frage ich sie verwundert.

»Er hat seit dreißig Minuten angeblich was zu klären«, gibt Zoe frustriert preis.

»Häääh? Was denn bitte?«, der Alkohol macht sich bemerkbar und ich ziehe einzelne Wörter etwas in die Länge – Ups!

»Ich weiß es nicht. Ich hab Angst, dass er mich betrügt.«

»Quatsch. Aber dann suchen wir ihn einfach?«, schlage ich vor. Niemals würde Sean sie betrügen, aber ich spiele gerne Sherlock Holmes damit es Zoe besser geht.

Nickend stimmt Zoe zu. Ich ziehe sie auf die Beine und wir suchen den Club nach Sean ab.

Als wir ihn nach zwanzig Minuten noch immer nicht gefunden haben, beschließen wir uns auf der Toilette erstmal frisch zu machen. Als wir in den dunklen Gang, der zur Toilette führt einbiegen, entdecken wir Sean, der neben einem Typen steht und schnell was in seiner Hose verschwinden lässt...

Was geht denn hier ab?