Kapitel 42

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Ein extralanges Kapitel für Euch <3

Nachdem wir unser Mittagessen beendet haben, unternehme ich einen erneuten Versuch auf das Thema mit der Presse zurückzukommen. »Mom? Wie habt ihr das jetzt mit der Presse geregelt?«, bohre ich weiter nach. Meiner Mom scheinen die Gesichtszüge zu entgleisen, was ich nicht wirklich verstehen kann. »Allie, das sollten wir nachher unter vier Augen besprechen«
»Nein. Sollten wir nicht«, schmolle ich und wende mich nun an Liam der unsere Unterhaltung aufmerksam verfolgt: »Liam, warum war ich in London?« Verwundert sieht er mich an. »Na, weil du auf dem Schulball einen Zusammenbruch hattest«
Mein Puls schießt in die Höhe. Aber nicht vor Nervosität, sondern vor Wut. Was fällt meinen Eltern eigentlich ein? Ich springe auf und schiebe dabei den Stuhl, auf dem ich gesessen habe, laut schabend über den Boden. »Pass auf Liam...«, setze ich an und blicke ein letztes Mal zu Mom, bevor ich die Bombe platzen lasse. Mom schüttelt nur in slow-motion ihren Kopf.
»Ich habe auf dem Herbstball mit Kielan King getanzt. Anstatt mit meiner Verabredung Taylor Daniels. Um es kurz zu machen: Ich wurde im Anschluss daran von Cole Daniels erpresst, dieser hat mich an die Wand vor den Mädchentoiletten gedrückt und von mir verlangt, dass ich dafür mit Taylor gehen muss. Damit du und Mom und Dad das alles nicht mitbekommt, habe ich mitgespielt. Naja bis Kielan eben ausgeflippt ist und in der Schule Taylor geboxt hat. Daraufhin hat Cole die Fotos an die Presse geschickt. Woraufhin Dad und Mom mich zu einer vierwöchigen Auszeit nach London geschickt haben. Was dann mit der Presse passiert ist, weiß ich nicht. Ach und nebenbei habe ich erfahren, dass Mattheo King, Kielan's Vater den Wahlkampf von Dad gesponsert hat«, beende ich meinen ausführlichen Wutanfall. Meine Mom schlägt die Hände vor den Mund und Liam starrt mich an. Tja, die ganze Wahrheit ist auch für sie neu, aber sie verkneift sich jeglichen Kommentar.

»Cole?!«, knirscht er und ich bin mir nicht sicher, ob es eine Frage oder eine Feststellung ist.
»Liam, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass du das erfährst. Weil er dein Sandkastenfreund ist. Tut mir leid«, murmle ich und blicke nun auf meine nackten Füße. Liam erhebt sich und kommt auf mich zu, schließt mich in seine Arme. »Ach, Allie. Wieso hast du nichts gesagt. Den knöpfe ich mir vor.«
»Nein!«, zischt Mom dazwischen. »Es ist alles geregelt, ok?«
»Mom, du musst mir schon ein bisschen mehr geben, als das. Das reicht nicht mehr aus.« Nun steht auch Mom auf und kommt zu uns herüber. Sie atmet einmal tief durch und beginnt zu erzählen: »Also, Kielan hat wahrhaftig gut Beziehungen zur Presse. Er hat drei Wochen damit verbracht alle Klatschpressen so hartnäckig zu bearbeiten, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangen ist. Er ist ein absolutes Wunderkind. Keine Ahnung, ob Mattheo da seine Finger auch im Spiel hatte, aber es ist alles geregelt. Ich würde ungern Salz in die Wunde streuen, indem man nun Fotos von meinem prügelnden Sohn schießt.«
»Klingt als wäre Kielan ein cooler Typ«, grinst Liam und lässt mich langsam wieder los.
»Allie, die Vorgabe von deinem Dad hat nach wie vor Bestand«, erklärt Mom und ein zarter Stich fährt durch mein Herz. »Was für eine Vorgabe?«, will Liam nun wissen. »Kontaktverbot«, murre ich. »Mom, was soll das denn? Lass Allie doch ihr Leben leben! Ich treffe mich auch mit Catherine King« Mom nickt. »Ich weiß, aber von euch gibt es keine Fotos.«
»Sei nicht so streng mit ihr. Sie wird ihn so oder so treffen. Sei dir sicher.«
Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Um genauer zu sein, sogar heute Abend. Aber das erzähle ich Mom nicht.
Nachdem wir drei uns zumindest ausgesprochen haben, gehe ich auf mein Zimmer um meinen Jetlag zu kurieren. Ich bin richtig froh, dass Liam nun eingeweiht ist und vor allem froh darüber, dass Dad nicht beim Mittag war. So wie ich Mom verstanden habe, kommt er erst übermorgen von einer Geschäftsreise aus dem Süden zurück.

Unsicher, was ich heute Abend anziehen soll, stehe ich prüfend vor meinem Kleiderschrank. Ein Nickerchen am Nachmittag hat mir geholfen mich etwas zu erholen. Jetzt freue ich mich einfach nur noch auf mein Date. Zoe habe ich vorhin getextet, dass ich mich freuen würde, wenn wir morgen was zusammen unternehmen würden und das ich mit Kielan ausgehe. Um vorzubeugen habe ich Mom schon Bescheid gesagt, dass ich eventuell bei Zoe übernachte, sollte es zu spät werden. Auch Zoe ist eingeweiht! Also diesmal ist alles perfekt geregelt.

Kurzerhand entscheide ich mich für eine enge, schwarze Jeans, meine Boots und eine Lederjacke, die ich über mein graues T-Shirt ziehe. Meine Haare habe ich zu leichten Wellen eingedreht, auf großes Make-Up habe ich verzichtet. Immerhin das habe ich aus London beibehalten. Um 19.55 Uhr nehme ich den Aufzug zur Lobby um pünktlich um 20 Uhr am Hinterausgang zu sein. Nervosität macht sich in mir breit und ich knete unruhig meine Hände. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen mich von ihm fernzuhalten. Aber sein Auftritt in meinem Bad war einfach zu umwerfend, um ihn zu vergessen.
Als ich die Tür zum Hinterausgang öffne, lehnt Kielan wieder zu erwarten an seinem Bike und grinst mich an. In der Hand den Helm. Ich grinse über beide Ohren als ich auf ihn zugehe und mustere ihn. Gott er muss mit dieser Nick-Bateman-Nummer aufhören, sonst verliere ich irgendwann noch einmal den Verstand und springe ihn an. Er grinst ebenso verschmitzt und reicht mir mit einem sanften »Hi« den Helm.
»Wohin geht es heute?«, frage ich ihn grinsend. »Zu einer Campusparty. Was meinst du?«, erkundigt er sich. Ich finde die Idee fantastisch. Keine Fotografen und er kann ganz normal sein. »Perfekt. Ich habe übrigens vorgesorgt, falls es spät werden sollte«, plappere ich los. Erst danach fällt mir auf wie das klingen muss. »Ähh... also nicht das ich es darauf anlegen würde«, grinse ich zart und meine Wangen werden rot. »Schon klar, Allie. Steig auf. Wir verschwinden hier.«

Ich streife den Helm über, klettere auf das Bike und klammere mich wie ein Äffchen an Kielan fest. Genau wie beim letzten Mal nagelt er durch die Stadt, dass ich einem Geschwindigkeitsrausch erliege. Das ist immer aufs Neue absoluter Wahnsinn. Schon viel zu schnell für mein Empfinden fährt er auf den Parkplatz der Columbia und das Bike kommt zum Stehen. Ich steige ab und streife mir den Helm von meinem Kopf.
»Das war schnell«, sage ich und kann mein Grinsen noch immer nicht verkneifen.
»Nein, das war noch mittelmäßig«, sagt er. »Gut, dann will ich schnell nicht erleben!«
Kielan nimmt mir den Helm ab und geht dann neben mir her in Richtung des Wohnheims, wo heute die Party stattfindet. Nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass es sich dabei um das Wohnheim von Kielan handelt. »Ist die Party heute in eurem Verbindungshaus?«, frage ich neugierig nach.
»Jap. Wir feiern mein bestandenes Semester«, sagt er stumpf. Ich habe das Gefühl, dass ihn irgendwas bedrückt. Er ist zwar physisch neben mir aber gedanklich ganz weit weg. Wieso gehen wir dann überhaupt aus? »War es knapp?« Kielan lacht und schaut mich das zweite Mal seitdem er mich abgeholt hat an. »Verdammt. Knapp. Daher gibt es jetzt auch eine Party«, sagt er belustigt und greift nach meiner Hand, um mich die Stufen zum Verbindungshaus hochzuziehen. Wie beim letzten Mal ist die Party schon in vollem Gange. Die Musik ist wahnsinnig laut und die Leute tanzen bereits ausgiebig. In der Mitte kann ich ein riesiges Bierfass entdecken, auf dem sich einige Typen akrobatisch verrenken. Das keine ich bisher nur aus den Highschool-Filmen. Kielan zieht mich die Treppe hinauf und ich befürchte, er will in sein Zimmer. Als er schließlich die Tür zum Dachgeschoss aufschließt, frage ich nach. »Die Party ist doch unten, oder?«
»Ja«, lacht Kielan. »Aber ich wollte vorher noch was mit dir besprechen.« Besprechen? So heißt das jetzt, wenn man zu zweit naja rummachen will?
Als wir sein und West's Zimmer schließlich über die Treppe erreichen lässt er sich auf sein Bett fallen. Ich nehme lieber den Fußboden. Wir wollen ja nicht gleich übertreiben. Spöttisch sieht Kielan mich an. »Na? Bequem? Du darfst auch neben mir sitzen«
»Nein... der Fußboden ist super!«
»Also, Allie. Ich wollte mich entschuldigen. Dafür, dass ich dich nicht abgeholt habe.«
»Quark«, plappere ich dazwischen. »Die Zeit hat mir mal ganz gut getan. Weg von alldem.«
»Naja, aber das solltest du wissen. Ich habe das mit der Presse geklärt und die Zeit genutzt meinen Arsch zu retten, damit ich nicht vom Campus fliege. Ich wollte nur, dass du das weißt.«
»Alles cool«, murmle ich und bin mir selbst nicht sicher, wem ich hier was vorspiele.

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