Kapitel 14

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Am nächsten Morgen sind meine Eltern bereits aus dem Haus und auch Liam ist wieder zurück am College. Er hat dort ein Zimmer und kommt nicht jeden Tag nach Hause – der Glückspilz! Wie fast jeden Morgen hole ich Zoe zu Hause ab und wir fahren gemeinsam in die Schule. Das Wetter ist heute erstaunlich gut, sodass ich heute meinen kürzeren Schulrock angezogen habe. Zoe strahlt die ganze Zeit, vermutlich hatte sie mal wieder einen erfolgreichen Abend mit Sean. Ich berichte ihr von unserem gestrigen Dinner und von dem Fahrer des Sportwagens mit dem ich mir ein Rennen geliefert habe.

»Du weißt schon, dass es Kameras gibt und die Bullen gerade in der Stadt sehr aktiv sind?«, tadelt mich Zoe, als wir den Parkplatz der Windsor High erreichen.

»Stell dich doch nicht so an! Als würde ich jeden Tag durch die Stadt jagen. War nur von Ampel bis zur Ampel«

»Mhm!«, grummelt sie. »Treffen wir uns nachher hier wieder? Heute haben wir ja keinen Kurs zusammen«, schmollend zieht sie ihren Mund zusammen.

»Klar, bis dann!«

Der Tag zieht sich heute ewig hin. Nicht nur weil mir Zoe total fehlt und ich dadurch gezwungen bin dem Unterricht zu folgen, nein weil auch Ash in meinem Kurs sitzt und die ganze Zeit versucht Kontakt mit mir aufzunehmen.

»Pssssst... hey, Allie!«, flüstert er mir in den Nacken. Eigentlich haben die Sitzreihen entsprechende Abstände, aber Ash scheint mir gerade förmlich im Nacken zu sitzen.

»Was ist?«, zische ich.

»Uhh...Mit welchem Fuß bist du denn aufgestanden, Captain?«, zieht er mich auf.

Gott irgendwie bin ich echt genervt von dem Kerl.

»Halt doch mal den Rand, Ash!«, schaltet sich der Rotschopf von der Seite auf einmal ein.

»Danke, Ava. Lieb von dir. Hat es dir auf der Party eigentlich gefallen?«, erkundige ich mich. Denn nach dem Stromausfall habe ich sie gar nicht mehr gesehen.

»Ja!«, strahlt sie mich an. »Danke für die Einladung. Es war der Hammer. Und Cole erst.«, schwärmt sie und ich bekomme ein ganz schlechtes Gewissen. Immerhin hat er es vorher ja darauf angelegt.

»Ruhe jetzt! Der nächste der quatscht sitzt nach!«, brüllt Miss Lambert in die Klasse. Ash tut so als würde er seinen Mund mit einem Schlüssel abschließen, woraufhin Miss Lambert nur die Augen verdreht und den Unterricht fortsetzt.

Mein Blick gleitet nach draußen, denn mich langweilt ihr Unterricht wirklich. Geografie ist einfach nicht mein Ding. Als ich meinen Blick schweifen lasse, entdecke ich den orangenen Lamborghini Aventador. Kurz setzt mein Atem aus, dann stiehlt sich direkt ein Grinsen in mein Gesicht. Das ist sicher der Fahrer, dem ich nachts begegnet bin. Ich finde es unglaublich spannend, wer wohl dieses Geschoss fährt und ich nehme mir vor, dies direkt nach Unterrichtsschluss in Erfahrung zu bringen.

Es gibt einige Vorzüge, die ich in meinem Leben wirklich genieße. Dazu gehört der Luxus schnelle Autos fahren zu können und natürlich ab und an mal shoppen zu gehen. Aber dies alles würde ich sofort gegen ein Leben eintauschen, bei dem ich weniger in der Öffentlichkeit stehen würde. Aber dieses Schicksal ist mir ja nicht vorausgesagt – jetzt klinge ich schon wieder wie meine Eltern.

Das Klingeln der Schulglocke reißt mich aus meinen Gedanken und ich verlasse zügig den Raum, um den Fahrer des Lamborghinis kennen zu lernen. Dieser parkt nämlich nicht unweit von meinem Porsche.

Die Sonne wärmt sofort mein Gesicht als ich aus dem Schulflur hinaus auf den Parkplatz trete. Das Wetter ist ziemlich gut heute und bei dem Anblick des Sportwagens schlägt meine Laune augenblicklich ins positive um. Mein Grinsen wird immer breiter.

Da ich niemanden in der Nähe des Wagens entdecke, erlaube ich mir die Konturen mit meinem Zeigefinger nachzufahren und in den Innenraum zu sehen.

»Gefällt dir was du siehst?«, reißt mich eine männliche, bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich fühle mich ertappt und zucke zusammen, ehe ich mich umdrehe. Oh man... Wieso habe ich immer so ein verdammtes Pech? Der Fahrer ist niemand anderes als der Typ, der Sean im Crafters das Tütchen zugesteckt hat.

Schnell setze ich mein Grinsen auf, damit er mir nicht anmerkt, wie verschreckt ich wirklich bin. Immerhin wollte er sonst was in dem Flur mit mir anstellen...

»Ach geht so... So schnell warst du neulich gar nicht, als ich neben dir Gas gegeben habe«, spotte ich.

»Sag nicht, dass du den Porsche fährst?«, fragt er erstaunt und kriegt dabei eindeutig größere Augen. Ich muss schmunzeln.

»Ähm doch...Das ist meiner«, erkläre ich und deute auf meinen 911er zwei Parklücken weiter.

»Verdammt! Seitdem bin ich auf der Suche nach dem Fahrer. Ich dachte mir, dass derjenige hier zur Schule geht. Aber mit einer Frau habe ich nicht gerechnet«, gibt er offen zu.

»Wieso hast du mich gesucht?«, frage ich verwundert.

»Ich veranstalte Straßenrennen und brauche jemanden, der für meinen Freund am Freitag einspringt. Du fährst... gut?« Ich und Straßenrennen? Der hat wohl nen Knall! Ich pruste los.

»Weißt du eigentlich, wen du hier auf die dunkle Seite ziehen willst?«

»Ach, das ist mir scheiß egal. Wer bist du denn, Süße?«

»Das „Süße" kannst du dir sparen«, zische ich. »Ich bin eine McKenzie. Also überleg dir besser vorher, wem du was anbietest.«

»Ach nee... Die Tochter des Senators. Die dunkle Seite liegt euch doch im Blut«, schmunzelt er nun.

»Was willst du damit sagen?«

»Ach nichts... Nur das du eh viel zu verklemmt bist um ein Rennen zu fahren.« Okay, Baby! Mein Kampfgeist ist geweckt. Ich lasse mich von niemanden als Püppchen bezeichnen und in irgendeine Ecke der Töchter mit Vaterkomplexen drängen. Niemals. Challenge accepted!

»Wo geht's los?«, frage ich provozierend.

»Wie wo geht's los?«

»Man, das Rennen! Ich bin dabei. Ich ziehe dir deine Hose aus!«

»Uh, das hättest du wohl gern«, kontert er und lässt dabei seinen Blick an mir heruntergleiten. Gerade wünsche ich mir, ich hätte den längeren Rock gewählt. Klar er sieht gut aus, aber wirkt überhaupt nicht anziehend auf mich. Sein Verhalten ist eher abstoßend. Viel zu platt.

»Was ist nun? Brauchst du mich oder nicht?«, fordere ich ihn heraus.

»Ok. Freitag. Wir treffen uns am Times Square«

»Bitte was? Geht es noch öffentlicher?«, frage ich schockiert. Ob das wirklich klug war? Wenn mein Dad dahinter kommt, kann ich einpacken. Oder gar die Polizei.

»Ich bringe dir Donnerstag gefälschte Kennzeichen. Die solltest du schon benutzen. Dann treffen wir uns am Times Square am Freitag und wir fahren dort eine bestimmte Runde. Dies wird aber erst kurz vorher festgelegt. Die Navis mit den Routen werden vor Ort verteilt. Du bist eh zu schnell für die Bullen, also mach dir keinen Kopf.«

»Alles klar! Wie heißt du eigentlich?« Immerhin muss ich ja wissen mit wem ich es hier zu tun habe.

»Nick King. Freut mich dich kennen zu lernen McKenzie. Ich komme dich am Donnerstag besuchen. Hier ist meine Nummer, solltest du deine Meinung ändern« Er reicht mir einen zerknüllten Zettel. Ein richtiger Rabauke. Und der Bruder von Catherine King. Ich muss mich bemühen bei diesem Namen nicht zusammen zu zucken... Mein Vater würde diesen Kontakt nicht gut heißen.

»Tu ich nicht. Bis dann!«, sage ich und wende mich zum Gehen ab. Zoe wartet bereits an meinem Auto auf mich. Fuck, was habe ich mir nur dabei gedacht...

Kings of New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt