Kielan
Rückblick
Ich bin mir nicht sicher, ob sie denkt das ich schlafen könnte, wenn sie in diesem knappen Shirt neben mir liegt. Aber vielleicht denkt sie darüber auch gar nicht nach. Als sie mich vor ein paar Minuten gefragt hat, ob ich mich zu ihr legen kann, musste ich kurz zögern. Ich weiß immer noch nicht ob ich mich beherrschen kann und die Finger von ihr lassen kann. Ich muss ihr sagen, warum es nicht gut ist sich mit mir abzugeben und das es besser für sie wäre, wenn sie das Weite sucht. Aber andererseits fühle ich mich in ihrer Nähe sehr wohl, fast zu wohl. Ich bin ein verdammter Egoist sie nicht wegzuschicken. Ihr dunkelblondes Haar breitet sich über meinem Kissen aus und sie riecht wie der Frühling. Wie soll ich dabei nur die Augen schließen? Allie hingegen ist soweit zur Wand gerückt, als hätte ich die Pest. Manchmal verstehe ich nicht wieso sie so schüchtern ist. Ihr Körper ist fantastisch und ihr Lächeln haut einen um. Sie könnte mit viel mehr Selbstbewusstsein durch die Welt gehen. Ich beobachte, wie sich ihre Schulter langsam hebt und senkt. Vermutlich ist sie bereits eingeschlafen. Ich bohre derweil mit meinen Augen Löcher in die Decke. Das ist doch Quälerei. Fast eine Stunde später erfasst mich ein leichter Schlafzustand und ich döse weg.
Leider hält dieser Zustand nicht lange an, denn mein Handy beginnt zu klingeln. Und ein Klingeln um diese Uhrzeit verheißt nichts Gutes. Ich blicke mich zu Allie um, die inzwischen zu mir gedreht liegt. Ihre Augen sind geschlossen und vermutlich schläft sie noch. Ich hoffe das bleibt auch so. Langsam hebe ich die Bettdecke an und eile zu meinem Handy, welches auf dem Schreibtisch vor sich hin vibriert. Inzwischen schon das zweite Mal. Genervt greife ich danach und flüstere energisch in den Hörer: »Was? Es ist verdammt nochmal mitten in der Nacht. Das muss ein verdammt wichtiger Anruf sein«
»Kielan, hier ist Nick. Wir haben ein Problem. Der Typ vom Denelli Clan macht Ärger. Ich brauche dich hier«, bettelt mein jüngerer Bruder ins Telefon. Empört über die nächtliche Störung und die Unfähigkeit anderer knurre ich leise: »Nick, es ist deine verdammte Aufgabe gewesen. Du weißt nicht, was ich aufgebe, wenn ich jetzt zu dir komme. Argh...! Sims mir den Ort, ich bin auf dem Weg«
Niemals würde ich groß zögern, wenn Nick mich um Hilfe bittet. Er ist mein ein und alles. Genau wie ich ist auch er in unserer Welt gefangen. Und wenn in dieser Welt eins wichtig ist, dann sich gegenseitig zu helfen. Als ich mich umdrehe, entdecke ich wie mich zwei große blaue Augen erwartungsvoll ansehen. Dieser Blick erschüttert mich bis ins Mark. »Ich muss nochmal los«, erkläre ich stumpf. »Du kannst ruhig hier schlafen. Ich weiß nicht wann ich zurück sein werde«Allie nickt nur zögerlich. Damit ich meine Meinung nicht nochmal ändere, drehe ich mich zügig ab, ziehe mir meine Jeans über und schlüpfe in meine Boots. Ohne groß nachzudenken steuere ich auf die Dachbodentreppe zu und verlassen das Zimmer und genauso schnell auch das Verbindungshaus.
Mein pechschwarzer Range Rover jault auf, als ich vom Parkplatz der Columbia schieße. Innerhalb von Sekunden erwacht mein integriertes Navigationsgerät zum leben und zeigt mir die Route zu dem Treffpunkt an. Da der Treffpunkt etwas außerhalb liegt, kann ich mir erstens gut vorstellen was mich dort erwartet und zweitens muss ich entsprechend Gas geben, denn bis dorthin brauche ich gut eine halbe Stunde.Der Schotter knirscht unter meinen Reifen als ich das leere Fabrikgelände erreiche. Es gibt hier nicht mal Strom, denn bis auf meine Scheinwerfer kann ich nicht erkennen. Im Lichtkegel entdecke ich schließlich das Auto von Nick und schere direkt daneben zum Parken ein. Der Knall meiner Autotür, die ins Schloss fällt, schallt über das gesamte Gelände. Es müsste jetzt also jeder Bescheid wissen, dass Besuch im Anmarsch ist. An der Seite öffnet sich eine alte Metalltür und ich kann Nick dort erkennen. Er kommt mit zügigen Schritten auf mich zu.
»Was zur Hölle?«, fahre ich ihn an. Er ist komplett mit Blut beschmiert. Im Gesicht sind Spritzer zu sehen, die Arme sind dunkelrot und auch sein Shirt und seine Hose haben ordentlich gelitten. »Ich sagte doch der Typ ist außer Kontrolle«, erwidert Nick matt. Er ist komplett erschöpft, das kann ich an seiner Haltung und an seinen Augen erkennen. Ganz offensichtlich war es wie immer die richtige Entscheidung hier aufzukreuzen.
»Ganz kurz: Du hast gesagt er macht Ärger und nicht das er außer Kontrolle ist. Was zur Hölle geht hier vor? Dad war relativ deutlich mit dem Wort observieren, oder?«, hake ich etwas genervt nach. Es kommt öfter vor das Nick oder Dads Handlanger nicht richtig zuhören und ich dann die Scheiße ausbaden kann. Nick senkt den Kopf und beginnt Steine auf dem Boden hin und her zu treten. »Er hat mich dabei entdeckt. Meine Tarnung ist aufgeflogen, ich musste handeln, ok?«
»Mann, Nick. Kann man dir nicht mal eine Observierung überlassen? Was ist dann passiert. Die ganze Geschichte, bitte«, zische ich ihn an.
»Er wollte gerade ins Haus und den anderen berichten, dass sie observiert werden. Das musste ich verhindern. Also haben Jeff und ich kurzen Prozess gemacht. Ausgeknockt und hier mit hergeschleppt. Naja und leider hat Jeff nicht ganz aufgepasst und auf dem Weg nach unten in die Halle hat er seine Fesseln gelöst. Er hat Jeff die Treppe runter gestoßen. Die gesamten Treppen. Dabei hat er sich das Genick gebrochen und ich war mit ihm alleine. Wir haben bestimmt eine halbe Stunde gekämpft, ehe ich ihn wieder gefesselt hatte... Und dann bin ich so wütend geworden...«, erklärt er erschöpft.
»Moment... Jeff ist tot?«, hake ich nach.
»Ja. Es war ein Unfall«, sagt Nick kleinlaut. Geschockt von der Nachricht fahre ich mir durch die Haare. Jeff war ein sehr loyaler Mitarbeiter meines Vaters. Er hat uns einiges beigebracht und auf ihn war immer Verlass. Nicht nur die Trauer, dass er nicht mehr da ist, sondern auch die Furcht, dass Dad uns dafür den Arsch aufreißen wird, überschlagen sich in meinem Kopf.
»Und wieso bist du voller Blut? Wessen Blut ist das?«
»Ich war so wütend, weil er Jeff getötet hat. Es ist etwas mit mir durchgegangen«
»Herrgott, Nick! Du weißt schon, dass wir ihn nicht töten können. Ich hoffe für dich er lebt noch«
Nick nickt langsam und nachdem er mir nun alles offenbart hat, weiß ich was zu tun ist. Die Leiche beseitigen und den Typen vom Clan wieder vor seinem Haus abladen.
»Du fährst jetzt nach Hause. Ich mache das hier«, verkünde ich entschlossen. Nick schüttelt den Kopf. »Nein. Ich löffle die Suppe mit aus«, sagt er energisch. Wütend mahlt mein Kiefer. »Du.fährst.nach.Hause.«, zische ich und Nick tritt ohne weitere Diskussion den Rücktritt an. Als ich höre, dass seine Autotür sich geschlossen hat, nehme ich Kurs auf die Metalltür.Ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird.

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Kings of New York
RomanceIhr sagt immer wir wären die Könige, aber wenn ihr genau hinsehen würdet, würdet ihr sehen, dass wir nichts als Verlierer sind. Wir betrügen, verletzen und manipulieren. Wenn uns jemand nicht passt, wird er aus dem Weg geräumt. - Kielan --- Teure Au...