Kapitel 24

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Ohne meine Unsicherheit zu zeigen, setze ich den Helm auf und ziehe die Handschuhe über, die er mir ebenfalls reicht.

Er setzt sich auf seine Maschine und lässt den Motor an. Ich glaube, dass wird eine sehr schnelle Fahrt... Kielan klappt sein Visier hoch und deutet mir aufzusteigen.
»Halt dich gut fest«, sagt er und ich kann an seinen Augen sehen wie sehr ihn das freut, dass ich keine andere Wahl habe. Ich nicke mit dem Kopf, steige auf und klammere mich an seinem Rücken fest.

Das Motorrad heult auf und wir düsen vom Hof. Kielan manövriert sein Bike gekonnt durch den Verkehr von New York. Denn auch um diese Uhrzeit sind die Straßen noch nicht wesentlich leerer. Ich bin gespannt wo wir hinfahren, denn ich hab gar keine Ahnung, wo die Party stattfindet. Die Fahrt dauert nur fünfzehn Minuten ehe Kielan von der Hauptstraße abbiegt und auf einen Parkplatz fährt. Der Parkplatz der Columbia Universität. In Sekundenschnelle entwickeln sich tausend Fragen in meinem Kopf. Warum sind wir hier? Studiert er etwa? Gehen wir auf eine Studentenparty?

Wir steigen von seinem Motorrad ab und nehmen die Helme ab.

»Ich dachte du würdest mehr klammern«, sagt er und grinst.

»Haha... Schon vergessen? Fahre Rennen!«

»Ja, allerdings. Einmal und nie wieder.« Dabei versteift sich sein Blick etwas und er wird wieder ernster. Scheint als habe ihm das wirklich nicht gefallen.

»Was machen wir hier?«, frage ich neugierig nach und lenke zu gleich vom Thema ab.

»Na wir gehen auf eine Party!«

»Warum auf der Columbia?«

»Studiere hier.«, sagt er platt.

»Und was?«, bohre ich weiter nach. Er schüttelt nur den Kopf und greift nach meiner Hand. Es macht den Eindruck, als würde er sich nicht sonderlich gerne unterhalten. Ich lasse mich von ihm mitziehen und wir gehen über den Campus. Schon von weitem kann ich die Musik hören, die aus einem der Verbindungshäuser kommen muss.

»Lass dir am besten von niemandem was andrehen«, sagt er bevor wir den Eingang erreichen. Ich weiß genau worauf er hinaus will. Die Studenten mischen sich ja jeden scheiß in ihre Getränke. Nein – danke! Ich verzichte.

Wir betreten das Haus und ich habe das Gefühl, dass alle Kielan hier kennen. Als wir uns durch die Menge kämpfen klopft ihm fast jeder auf die Schulter. Er grinst immer nur brav und nickt. Die Musik ist wirklich laut und ist glaube ich ältere Black Music aus den 90ern.

Einige Mädels tanzen auf den Tischen und kippen sich dabei einige Shots rein. In einem anderen Raum spielen welche Beerpong, eben ganz Studentenparty.

»Ich will dir meine Freunde vorstellen«, sagt Kielan und dreht sich dabei halb zu mir um. Noch immer hält er meine Hand. Beim ersten Date die Freunde kennen lernen? Ist das nicht eigentlich etwas zu früh, frage ich mich. Aber schiebe den Gedanken schnell wieder zur Seite. Allie, sei nicht immer so konventionell und lass dich mal auf was Neues ein, ermahne ich mich selbst.

Kielan bleibt stehen als wir eine Sofa Ecke erreichen. Dort sitzen einige Jungs aber auch einige Mädels. Deren Gesichter kann ich jedoch nicht sehen, weil diese mit Knutschen beschäftigt sind. Sehr vielversprechend...

»Hi Kielan! Was geht? Wen bringst du denn da hübsches mit?«, fragt einer der Typen und blickt mich grinsend an.

»Halt die Klappe, West! Allie? Das ist West einer meiner besten Freunde. West, das ist Allie«, stellt er uns einander vor.

»Hi«, sage ich etwas schüchtern. Ich war noch nicht so oft auf Partys und wenn ich niemanden kenne, bin ich etwas schüchtern.

»Da drüben sind Ian und Paul. Die Mädels kenne ich nicht. Außer die da...«, Kielan zeigt auf ein Mädchen, dass anscheinend Ian gerade den Rücken massiert. »Das ist Annabelle.«

Freundlich nicke ich Ihnen zu.

»Magst du was trinken?«, erkundigt er sich.
»Äh.. Gibt es hier Cola?«, frage ich extra leise, damit sich niemand über mich lustig macht. Kielan scheint das jedoch nicht zu stören.

»Klar. Kommst du mit in die Küche?« Wieder nicke ich und folge ihm in die Küche.

»Hey Kielan, was machst du denn hier? Wurdest du nicht exmatri... hier weißt schon«, spricht ihn ein Student in der Küche an. Er studiert etwa gar nicht mehr hier?

Kielan's Blick verhärtet sich. Der Student scheint auf einmal großen Respekt zu haben. Er wirft entschuldigend die Hände in die Luft und verlässt die Küche. Was geht denn hier ab...

»Hier deine Cola«, sagt er und reicht mir einen typischen roten Plastikbecher.

»Kielan? Darf ich dich was fragen?«, bringe ich zögerlich hervor.

»Klar...«

»Warum ich?«

»Wie warum du?«, verwundert zieht er die Augenbrauen hoch.

»Wieso... na wieso bringst du mich mit her und stellst mich deinen Freunden vor? So als wäre ich jemand Besonderes?«

»Allie... ich.. Es ist nur ne Party. Nix großes. Meine Freunde lernen viele Leute kennen«, sagt er und fährt sich dabei nervös durch die Haare. Die Antwort hatte ich nicht erwartet. Ich bin also lustiger Zeitvertreib... Weil ich ja auch blöd genug bin, um mich auf sowas hier einzulassen. Herrgott! Wie konnte ich so blöd sein... Mit großen Augen starre ich ihn an.

»Ich möchte doch ein Bier«, sage ich und deutet auf das silberne Fass auf dem Tresen.

»Wie du meinst«, sagt er und reicht mir einen weiteren Becher.

Mit zwei Bechern in der Hand kehren wir zu den Sofas zurück, auf denen noch immer seine Kumpels sitzen. Ich trinke einen großen Schluck vom Bier und funkle West an.

»Ist da noch frei?«

»Klar, Allie. Setz dich«, sagt er und schaut mich mit vergnügtem Blick an.

Kielan lässt sich ebenfalls auf einem Sessel nieder.

»Mir ist langweilig...«, nörgelt Annabelle los. Sie hat wasserstoffblondes Haar, welches ihr bis zum Rücken reicht. An den Armen und im Nacken hat sie auffällige dunkle Tattoos und sie ist ziemlich stark geschminkt. Sowas würde es auf der Windsor High nicht geben, denke ich.

»Nerv nicht, man! Schlag was vor oder hau ab«, presst Ian hervor.

»Flaschendrehen!«, kreischt sie und klatscht dabei freudig in die Hände.

»Boah sind wir im Kindergarten?«, fragt ein anderer der weiter hinten sitzt nach.

»Naja dann komme manche vielleicht mal aus sich raus?«, giftig funkelt sie mich auf einmal an. Hallo geht's noch?

»Ich bin dabei«, sage ich ganz selbstbewusst und Kielan fällt die Kinnlade herunter. Tja, das hätte er jetzt nicht erwartet.

Da ich den Alkohol von einem Bier schon spüre und es hier drin ziemlich heiß ich ziehe ich meine neue Lederjacke aus. Kielan's Augen werden auf einmal ganz riesig als er mein enges weißes T-Shirt entdeckt. Darunter trage ich einen Push-Up, natürlich volle Absicht.

Annabelle holt eine Flasche und dann kann es endlich losgehen.

Kings of New YorkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt