Als die letzten Töne des Liedes erklingen, wird Kielan langsamer und beginnt mich von der Tanzfläche zu führen. Ich bin so hin und weg, dass ich ihn anstrahle wie ein Honigkuchenpferd. Auch an Kielan scheint der Tanz nicht spurlos vorbei gegangen zu sein. Grübchen erscheinen unter seinen Augen, so doll und herzlich grinst er mich an.
»Nicht schlecht, McKenzie! Du tanzt wie ein Engel«
»Höhere Schule halt«, sage ich und spüre wie mir die Röte in die Wangen schießt.Ich löse meinen Blick einen Moment von meinem Begleiter und stelle fest, dass uns die gesamte Schülerschaft mit großen Augen beobachtet. So ein Mist!
»Äh... Kielan. Die glotzen alle«, bringe ich zögerlich hervor.
»Lass sie glotzen! Vermutlich haben sie noch nie so einen Tanz gesehen« Er grinst voller Selbstbewusstsein und freut sich über die Aufmerksamkeit.
»Hast du schon vergessen? Du bist mein Fahrer, nicht mein Date. Du kennst meine Eltern nicht. Sie machen mir das Leben zur Hölle. Es gibt Regeln an die ich mich zu halten habe und es gibt einfach keine Ausnahmen. Alles ist vorbestimmt. Meine Karriere und wahrscheinlich auch meine Ehemann«, platzt es aus Angst, jemand könnte es meinen Eltern verraten, aus mir heraus. Allerdings bereue ich sofort, dass ich Kielan schon einen so direkten Einblick in mein Dilemma gewährt habe. Alles was in der Familie geschieht, muss kein Außenstehender erfahren.Kielan's Miene wird hart und seine eben noch dagewesenen Grübchen verschwinden schlagartig.
»Wie soll deine Karriere vorbestimmt sein, wenn du noch nicht gewählt hast?«
»Kielan... ich... Bitte lass uns das jetzt nicht ausdiskutieren. Vergiss einfach was ich gesagt habe.«
»Das kann ich nicht. Wieso hast du nicht das Recht einmal auf einem Ball glücklich zu sein?«
»Du verstehst das nicht«, sage ich traurig und schaue dabei zu Boden. Die ganze magische Stimmung von eben ist futsch. Und das nur, weil ich mit diesem dämlichen Thema anfangen musste. Ich ärgere mich über mich selbst und meinen Kontrollverlust.»Ich verstehe das sehr wohl! Sag mir eins: Was passiert, wenn du die Regeln brichst? Ich kann es dir verraten. Es passiert rein gar nichts. Sie tun das nur, damit du dich daran hältst. Sie versuchen dich klein zu machen. Damit du Respekt zeigst und gehorchst. Aber so wirst du niemals Glück oder Liebe erfahren. Niemals.«
Jetzt fässt er nach meinem Kinn und hebt es an, sodass ich ihn anschauen muss. In meinen Augen haben sich Tränen gesammelt. Er weiß überhaupt nichts. Mein Dad schreckt nicht mal vor einer Ohrfeige zurück. Liam hat es früher noch viel schlimmer getroffen. Ich habe keine Wahl – nicht wirklich.»Warum weinst du?«, erkundigt sich Kielan, als er die Tränen erblickt. In dem Moment kann ich seine Angst vor der Antwort förmlich spüren.
»Du hast Unrecht, Kielan. Ich habe keine Wahl. Ich muss mich an die Regeln halten«
»Warum?«, bohrt er weiter nach. Ich wünschte, er würde es einfach sein lassen. Ich weiß nicht wie lange ich meine schützende Mauer noch aufrechterhalten kann. Eigentlich glaube ich nicht an Gott - aber als ich in diesem Moment Kielan's Handy klingeln höre, komme ich mir vor, als wären meine Gebete erhört worden.
»Entschuldige mich kurz. Wir sprechen gleich weiter«, murmelt er als er auf das Display blickt und geht in Richtung Ausgang.Prima, jetzt stehe ich mit Tränen in den Augen auf der Tanzfläche und das auch noch alleine. Schnell schreite ich auf die Toiletten zu, um die Zeit zu nutzen und mein Äußeres zu überprüfen. Gerade als ich die Türklinke zu den Damentoiletten herunter drücken möchte, packt mich jemand von hinten und wirbelt mich an die Wand. Eine dunkle Gestalt erscheint vor mir. Der Flur ist sehr schlecht beleuchtet, weshalb ich ihn nicht sofort erkennen kann. Aber als ich, nachdem er sich mir weiter nähert, sein Gesicht sehen kann, stockt mir der Atem. Ich stecke in der Scheiße.
»Da haben wir ja die kleine McKenzie. Schön dich hier zu sehen. Nur leider mit der falschen Begleitung. Wolltest du nicht viel lieber mit meinem Bruder kommen?«
»Cole, was soll das...«, zische ich mit brüchiger Stimme. Das er mir hier auflauert, mich so grob gegen die Wand stößt und dies mit so einem furchteinflössenden Gesichtsausdruck macht mir richtig Angst.
»Ich.habe.dich.was.gefragt«, knirscht er mit zusammen gebissenen Zähnen und schlägt die Faust neben meinem Kopf gegen die Wand. Es dröhnt in meinen Ohren und ich kneife schlagartig die Augen zusammen.
»Ja, eigentlich...wollten wir zusammen gehen«, antworte ich schnell aus Angst er würde mich das nächste Mal vielleicht treffen.
»Und dann hast du kleine Schlampe dich lieber mit Kielan King verabredet, was? Was meinst du wie das jetzt für Taylor aussieht? Er ist Jahrgangssprecher. Er strebt eine Karriere an. Die... DU... ihm nicht versauen wirst. Haben wir uns verstanden?«
Das kann doch nicht Coles Ernst sein. Wenn Liam davon wüsste, würde er ihn kurz und klein machen. Aber leider kann ich Liam das nicht sagen. Er und Cole sind Freunde seitdem sie Kinder sind, ich hätte niemals gedacht, dass er in der Lage ist, solche Seiten aufzuziehen. Liam würde zerbrechen, wenn seine einzige Konstante, sein bester Freund, seine Schwester angreift.»Äh, ja. Ich will ihm ja nicht schaden...«
»Gut, dann fahr jetzt nach Hause und ich will das du dich am Montag vor allen bei Taylor entschuldigst. Du wirst Kielan nicht mehr treffen. Und du und Taylor - ihr werdet ein süßes kleines Paar. Kapiert?«
»Das.. das kannst du doch nicht verlangen!«
»Und ob ich das kann« Cole greift nach seinem Handy und hält es mir so dicht an die Augen, das ich kaum sehen kann, was da passiert.
»Das Allie, ist ein Video. Von dir und dem Kielan! Und wenn du nicht spurst, schicke ich das erst an die Presse und dann an deinen Vater«
»Aber was ist denn mit Taylor. Das würde er unmöglich wollen...«
»Er möchte nur eins. Und das ist Jessica. Das darf Dad nur nicht wissen, deswegen wirst du brav sein Alibi spielen. Ich bin sicher, er ist mit dem Deal einverstanden. Ach und Allie? Ich tue dir eh einen Gefallen. Jemand wie Kielan King ist nichts für dich. Schön das wir uns verstehen. Bis dann«
Indem er den letzten Satz ausgesprochen hat, lässt er von mir ab und verschwindet im dunklen Flur.Zitternd richte ich mich auf. Ein Stich durchfährt mich, als ich die Worte nochmal nachklingen lasse. Das muss ein Albtraum sein. Ein ganz fürchterlicher und wenn ich erwache, ist alles wieder gut. Ich muss nur fest daran glauben - alles wird wieder gut.

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Kings of New York
RomanceIhr sagt immer wir wären die Könige, aber wenn ihr genau hinsehen würdet, würdet ihr sehen, dass wir nichts als Verlierer sind. Wir betrügen, verletzen und manipulieren. Wenn uns jemand nicht passt, wird er aus dem Weg geräumt. - Kielan --- Teure Au...