Kapitel 6 Niall

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Heute hatte ich in der Psychatrie die Nachtschicht gehabt. Glücklicherweise war nichts besonders nervenaufreibendes passiert, sodass ich bis sechs Uhr durchschlafen konnte, was bei meinen Schichten ziemlich selten der Fall war. Wenn ich, wie heute, die richtige Nachtschicht hatte, dann kam ich um 24 Uhr und blieb bis über die Frühstückszeit, also circa bis 10 Uhr. Das war die so ziemlich längste Schicht, da man auch Schlafen konnte, wenn nichts passierte. Was bedeutet: In gutem Nachtschichten wurde ich für sechs Stunden Schlaf und nur vier Stunden echte Arbeit bezahlt, womit ich gut leben kann.

Es klopfte an meiner Tür. Das passierte morgens oft, dass einer der Patienten mal Hilfe wollte oder so was, also rief ich fröhlich: "Immer Hereinspaziert!" Die Türklinke wurde heruntergedrückt und Lea trat ein. Sie war seit einem Monat hier und litt unter einer sehr stark ausgeprägten Objektophilie (fühlt sich zu Gegenständen mehr hingezogen, als zu Menschen). Eigentlich war sie ein echt nettes Mädchen, 18 Jahre alt mit braunen Haaren und einer Brille auf der Nase, aber alles in allem doch recht hübsch. Nur nicht mein Typ und auserdem meine Patientin. Momentan war sie in eine Figur meines Schachbrettes im Gemeinschaftsraum verliebt, was beim Schachspielen echt schwierig war, wenn keiner das weiße Pferd anfassen durfte.

"Guten Morgen Pfleger Niall.", sagte sie monoton, lächelte dabei aber. Wieso sie mich immer Pfleger Niall nannte, wusste ich nicht, da ich ihr jeden Tag sagte, dass Niall ausreichen war, aber gut, wenn es ihr so gefiel. "Wie geht's Lea?", erkundigte ich mich freundlich. Sie nickte nur. Das tat sie immer, wenn man nachfragte wie es ihr ging. Ich wusste das und darum störte es mich auch nicht.

"Eigentlich wollte ich fragen, ob ich das weiße Pferd mit zum Frühstück nehmen darf?", murmelte sie kleinlaut. "Aber das Frühstück fängt doch erst um acht an!" Wieder bekam ich ein Nicken. Ich seuftze:"Ja nimm es mit."

Strahlend verließ sie den Raum. Dieser Job würde mich irgendwann noch umbringen. Da ich noch einen Kontrollgang machen musste, schwang ich meinen Körper jetzt doch mal auf den Flur hinaus.

Mein Lieblingspatient im moment, war ein etwas älterer irischer Mann, der an irgendeiner Halluszinationskrankheit litt und alle paar Monate mal für drei Wochen hierher kam. Er erzählte immer schöne Geschichten von seinem Leben in Irland. Zu ihm ging ich auch zuerst, aber da er noch schlief wollte ich ihn nicht stören.

Auf dem Weg zum nächsten Zimmer, erblickte ich ein fremdes Gesicht auf dem Flur. Ein hübsches großes Mädchen mit grünen Augen und rötlichen Haaren stand dort und sah irgendwie verloren aus.

"Kann ich helfen?", erkundigte ich mich freundlich. Erschrocken fuhr sie zu mir herum. Manno man war die schreckhaft. "Ehm ja. Ich bin Tonia Parton. Ich bin die neue Praktikantin.", stellte sie sich vor, "Ich muss zum Büro von DrDrCox?!" Ich nickte und zeigte ihr dann den Weg dorthin. Wir redeten ein bisschen und ich fand heraus, dass sie 19 war und Medizin studierte und dass nicht direkt in London wohnte.

Viel zu schnell kamen wir bei Dr. Cox an und ich musste meinen morgendlichen Kontrollgang fortsetzen.

"Morgen Nialler!", rief mir Jenni zu. Sie war wegen einer Antiagressionstherapie hier, die sie bisher mit Erfolg meisterte und in dieser Zeit zu meiner besten Freundin geworden. "Hey Jen!" Schnell setzte ich meinen Weg fort. Nicht, dass ich nicht gerne noch mit Jenni geplaudert hätte, aber wenn ich schnell fertig wurde konnte ich noch mit ihr zusammen frühstücken, da die ersten oft erst um halb neun kamen und die Pfleger bis dahin auch frühstücken durften.

Es war ein ruhiger Tag. Niemand von den Patienten schien ein Problem zu haben und so saß ich um kurz nach acht, gemeinsam mit Jenni an einem Tisch im Speiseraum. Wenig später gesellte sich auch Lea zu uns. In Begleitung meiner Schachfigur.

"Danke das sie mit frühstücken darf.", strahlte mich Lea an. Ihre Therapie war etwas schleppend, da die Krankheit bisher noch nicht Medizinisch als Krankheit anerkannt wurde, aber ihre Eltern hatten das Geld, sie in dieser Anstalt unterzubringen und daher taten wir unser möglichstes.

Schweigend aßen wir weiter, bis ich ein Räuspern hinter mir vernahm. "Darf ich mich vielleicht setzen?", fragt Tonia, die Praktikantin, schüchtern. Ich klopfte auf den Stuhl neben meinem.

Auch das restliche Frühstück lief problemlos und ich war auch mal froh eine entspannte Schicht gehabt zu haben. Tonia hatte ich nachdem sie sich beim Frühstück verabschiedet hatte leider nicht mehr gesehen.

Also machte ich mich auf den Heimweg, ohne mich von ihr zu verabschieden. Mit größter Wahrscheinlichkeit half sie gerade Dr. Cox, dafür war sie ja Praktikantin, aber ich fand es schade, sie verpasst zu haben.

The Story Of My Wildheart [One Direction+The Vamps] <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt