Kapitel 10 Louis

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Nach seinem Streit mit James war Tristan noch nicht wieder nach Hause gekommen. Wir hatten einen Kinoabend geplant. So zu sagen als Entschuldigung. James hoffte, dass Tristan ihm nicht wirklich böse war. Ich hoffte das auch. Wenn Tristan sauer war, war er echt anstrengend.

Gerade saß ich in der Küche und nippte an einer Tasse Tee. Unter anderen Umständen würde ich mich langweilen, aber heute hatte ich so viele Gedanken im Kopf. Ich bemerkte noch nicht einmal, als Harry die Küche betrat. "Hey Lou.", sagte er. Er klang bedrückt. Also rutschte ich herum, sodass ich ihn ansehen konnte und sah ihn dann auch besorgt an. "Was ist los Harry?", fragte ich nach. Er schien mit sich zu ringen. Dann sagte er: "Also da ist jemand, den ich sehr mag, aber ich weiß nicht wie ich ihm das sagen soll..." Harry hatte also wieder ein Auge auf einen Jungen geworfen. Das er gleichermaßen auf beide Geschlechter stand wusste ich ja, trotzdem versetzte es mir einen komischen Stich. Noch schob ich das darauf, dass ich Beziehungen zu Jungen komisch fand.

Kurz überlegte ich, wie ich antworten sollte und legte mir die richtigen Worte für ihn zurecht. "Also Haz es ist so: Wenn du ihn wirklich magst, musst du ihm das sagen. Du gehst sonst daran kaputt. Außerdem bist du so ein toller Mensch, er muss dich praktisch einfach lieben." Jeder liebte Harry. Er war ein toller Mensch. Schon immer gewesen. Seine Augen trafen meine. "Und wenn er eben nicht auf Jungen steht?", fragte er vorsichtig. "Dann musst du es ihm trotzdem sagen." Lange sah er mich einfach weiter an. Dann nickte er, stand auf und ging aller Wahrscheinlichkeit nach in sein Zimmer.

So kannte ich ihn nicht. Normalerweise war er fröhlich und hätte mir hundertmal gesagt wie dankbar er für meinen Tipp war, egal was ich gesagt hätte. Heute war er komisch drauf. Ich beschloss ihn fragen zu gehen.

Kurz entschlossen ging ich zu seinem Zimmer. "Haz? Kann ich rein!?", erkundigte ich mich, wartete aber nicht auf die antwort, sondern ging einfach rein.

Was ich dann sah brach mir auf eine seltsame weise das Herz. Harry saß Tränenüberströmt auf seinem Bett. Unregelmäßige Schluchzer kamen aus seinem Mund, seine Locken sahen matt aus und die Augen waren rot angeschwollen. Und genau aus diesen rot geschwollenen Augen sah er mich jetzt an. Ich konnte seinen Blick schwer deuten. Das war bei Harry immer so. Nie wusste ich wirklich was er dachte.

"Hat dich irgendwer hereingebeten? Geh weg!", keifte er mich sauer an.

Überfordert sah ich ihn einfach nur an, bis er auf einmal zu brüllen begann: "ICH HABE GESAGT : RAUS!!!"

Erst war ich so geschockt, dass ich tatsächlich mit dem Gedanken spielte das Zimmer zu verlassen, aber als ich mich umdrehte und hinter meinem Rücken Harry wieder schluchzen hörte, konnte ich das nicht. Blitzschnell war ich neben ihm auf dem Bett und schloss ihn ohne zu zögern in meine Arme.

Er wirkte angespannt. Ich fuhr ihm, weil er immernoch stark weinte, beruhigend mit der Hand über den Rücken. Das Weinen wurde aber nur immer schlimmer.

"Haz... Wer auch immer es ist er ist es nicht wert!", flüsterte ich mit sanfter Stimme.

Was im Nachhinein betrachtet wohl das aller dummste war was ich hätte tun können.

Im Folgenden schubste Harry mich nämlich von sich weg (mit einem SEHRR entsetzten Blick wohlgemerkt). Verzweiflung war in seinen Augen zu sehen, oder eben etwas das ich für Verzweiflung hielt.

"Sag sowas niewieder!!!", begann er wütend zu brüllen, "Wenn du wüsstest um wen es geht, würdest du dir jetzt verdammt dumm vorkommen, weil du sowas sagst! Er ist der wundervollste, einfühlsamste und klügste Mensch den ich kenne und er ist mir die Welt wert. Das ausgerechnet du sowas sagst..." Zum Ende hin wurde er leiser.

Dieser Typ musste ihm echt viel bedeuten. "Harry wer ist es?" Wieder starte er mich an. Dieses Mal meinte ich Wut in seinen Augen zu erkennen. Ich saß wieder neben ihm auf dem Bett. Er mied es mir in die Augen zu sehen und spielte mit seinen Fingern. Las ich schon dachte, er würde nie anfangen, tat er es dann doch: "Louis... Ich kann dir das nicht sagen... nicht dir."

Und genau in diesem Augenblick wurde ICH wütend. Und jetzt brüllte ich drauflos: " was heißt du kannst es MIR nicht sagen? Ich bin dein bester Freund verdammte Scheiße! Wenn du es mir nicht sagen kannst wem dann? Ich war immer für dich da, wenn es dir dreckig ging! Ich hab dich immer unterstützt! Manno Harry ich will dir doch nur helfen! Wer kann der Typ schon sein? Hallo ich würde dich nie verurteilen und das weißt du also mach jetzt endlich den verdammten Mund auf!!!"

Der Blick den Harry mir zuwarf sprach Bände, aber ich konnte ihn nicht deuten. Weiterhin starrte ich ihn einfach verzweifelt an. Irgendwann, nach gefühlten Hundert Jahren, räusperte sich Harry.

Gespannt sah ich auf. "Lou..." Anscheinend hatte er wieder den Mut verloren. Seine Augen suchten verzweifelt meine. Ich verstand es nicht. Vertraute er mir nicht mehr?

Tief in meinem Inneren muss ich sagen, dass ich schon vermutete, was ee sagen wollte, aber nicht konnte, nur mein dummes Hirn sah das nicht ein.

Mich traf wieder ein Blick voll mit Verzweiflung aus diesen grünen Augen.

"Ich...", stotterte Harry, doch dann fing er sich wieder und klang wieder wie er selbst, " Louis ich bin verdammte Scheiße nochmal in dich verliebt!"

Okay. Auch wenn ich es irgendwo in mir drinne vermutet hatte, machte es mich fertig. Mein bester Freund war in mich verliebt. Hallo? Das konnte nicht wahr sein. Ich sah ihn entgeistert an, sprang auf und rannte aus der Wohnung. Egal wo hin, nur erstmal möglichst viel Abstand zu Harry.

Ich landete im Hydepark. Okay, man sieht ich bin nicht sehr einfallsreich, wenn ich unter Schock stehe. Ich erblickte einen dicken Baum und lies mich darunter auf die Erde fallen.

Harry war in mich verliebt. Eben im Zimmer war es ein Schock, aber jetzt merkte ich, dass ich mich darüber eigentlich garnicht aufregte. Es gefiel mir sogar auf irgendeine verquere art und weise.

Eigentlich wollte ich den Gedanken nicht mögen, aber genau das tat ich eben. Auf einmal hörte ich Tristans aufgeregte Stimme: "Da bist du ja Lou! James hat mich eben angerufen, dass Harry weinend in seinem Zimmer sitzt und als irgendwas von 'Louis' und 'weg' erzählt. Ich dachte schon es wäre was passiert.

Armer Harry. Was er jetzt wohl von mir dachte? Tris half mir auf und wir liefen gemeinsam Richtung nach Hause.

"Was war los?", wollte er wissen. Seufzend erklärte ich, dass ich das erstmal mit Harry alleine klären sollte. Doch diese Gelegenheit gab es nicht.

James hielt trotz der angespannten Stimmung am Kinobesuch fest.

Tris war anscheinend genervt von der ganzen Situation.

Harry sprach kein einziges Wort mit mir und hörte mich auch nicht an.

War man hier eigentlich nurnoch von Idioten umgeben?

Und James zwang mich und Harry dann auch noch nebeneinander zu sitzen. Nach unsere Auseinandersetzung und während eines Horrorfilmes!!!

An der gruseligsten Stelle im ganzen Film, griff ich wie automatisch nach Harrys Hand. Obwohl wir ja eigentlich grade nicht miteinander redeten, beziehungsweise er nicht mit mir, legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

Mit dieser Situation war ich zufrieden. Anscheinend war er wenigstens nicht mehr so sauer wie vorhin. Ich legte meinen Kopf schief, um ihm zuzuflüstern: "Hazzy es tut mir Leid..." Seine Augen strahlten im dunklen Kino. "Hazzy?", fragte er mit glücklicher Stimme. "Wenn du willst, dass ich über das was du vorhin zu mir gesagt hast nachdenke und vielleicht auch etwas ähnliches empfinde, solltest du dich an Hazzy gewöhnen.", lächelte ich ihn an.

Jetzt sah ich ganz klar die Hoffnung in seinen Augen aufleuchten.

"Du denkst darüber nach?"

"Harry... pardon Hazzy. Ich mag dich wirklich gerne, aber ich muss das überdenken. Ich muss wissen was ich fühle, bevor ich dir etwas verspreche. Aber ich denke, deine Chancen stehen gut.", hauchte ich ihm zu. An James Gesichtsausdruck neben mir war nicht abzulesen, ob er mitgehört hatte.

Aber eins war mir klar. Wenn ich über Harry und mich, über ein UNS, nachgedacht hatte und mich dafür entscheiden sollte, dann mussten die Jungs damit auskommen.

So oder so.

Dann ist es was es ist.

The Story Of My Wildheart [One Direction+The Vamps] <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt