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Lächelnd blickte ich dem schwarzen Auto hinter her, das mehr und mehr mit der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Als ich den Wagen nicht mehr sehen konnte, stürmte ich wieder zurück in die Wärme.
Ich presste meinen Rücken gegen die Tür, um die Kälte nicht mehr herein zu lassen und ließ den Abend noch einmal Revue passieren.
Und eine Frage ließ mich währendessen einfach nicht los: was ist mit meinem Dad passiert?
Langsam ging ich in die Küche, wo ich meinen Vater gerade beim Tellerwaschen sah.
"Dad?", flüsterte Ich leise und lehnte mich gegen den Türrahmen.
"Hmm?", fragte er nach ohne seinen Blick zu heben.
"Was ... Wieso warst du heute so anders?", stellte ich leise meine Frage, die mir auf der Zunge brannte.
Augenblicklich richtet er seine Aufmerksamkeit auf mich und sah mich nervös an.
So hatte ich meine Vater noch nie gesehen!
"Dad?", fragte ich stirnrunzelnd nach, da er keine Antwort gab.
"A-an dem Tag, an dem ich mich mit Cole sehr stark gestritten habe und du zusätzlich dazu kamst ...", fing er an und sah dabei nervös auf den Boden.
Vor meinem inneren Auge spielte sich die ebengenannte Szene ab.
Das Gebrüll - das Chaos im Wohnzimmer - die Hasserfüllten Blicke von Cole und Dad - der gewalttätige Handgriff - mein geübter Handtrick - Dad's schmerzvoller Blick
Ich blinzelte und sah nur nich meinen Vater in der Küche.
"... und ich dich ... gepackt habe ..." Niedergeschlagen verzog sich sein Gesicht.
"... und du mir das selbe ... angetan hast ..." Seine rechte Hand rieb sich schmerzvoll die Linke.
"... habe ich zum ersten Mal, dass gespürt, was ich euch und besonders dir immer wieder angetan habe", erzählte er und schaute mich traurig an.
Ich schluckte den dicken Kloß hinunter und sah ihn blinzelnd an.
"Ich habe mich so geschämt und tue es immer noch. Seit fast 14 Jahre ist eure Mutter tot und kein einzigen Tag habe ich euch geholfen oder unterstützt. Und erst jetzt merke ich, wie dumm ich war ...", flüsterte er beschämt und sah mich nicht an.
Meine Augen wurden langsam feucht und ich hatte große Mühe die Tränen zurück zu halten, da seine Worte mich einen endlosen Rückblick meiner Kindheit vor dem inneren Augen abspielen ließ.
"Alles, was ich tun kann, ist euch und vor allem dich um Entschuldigung zu bitten", sagte er unsicher und sah mich wieder an.
Plötzlich rollte mir eine Träne über die Wange und gleich danach noch eine. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, einerseits hatte er sich entschuldigt und er hatte eingesehen, dass sein Handeln mehr als falsch war, jedoch ist das nicht einfach, ein einmaliges Vergessen einer Hausarbeit, sondern meine komplette Kindheit, die er zur Qual gemacht hatte.
"Du musst mir nicht antworten, denn ich weiß, dass diese Entscheidung nicht so leicht ist", fügte er schnell hinzu, da ich nichts sagte.
Dankend atmete ich leise auf und sah ihn weiter an.
"I-ich habe mich im Internet umgeschaut und eine Selbsthilfegruppe gefunden", erzählte er immernoch nervös. "Ich gehe dort seit einer Woche regelmäßig hin und ich ... sie hilft mir sehr."
Ich blinzelte ein paar mal, um seine Worte sacken zu lassen.
Er geht in eine Selbsthilfegruppe? Seit einer Woche schon?
"Was ...?", fing Ich an zu fragen, brach aber ab, da mein Dad bereits wusste, was ich fragen wollte.
"Wir treffen uns und sprechen über unsere ... Probleme. Alkohol ist natürlich nicht erlaubt", entgegnete er lächelnd, so als würde er sich schon auf die nächste Sitzung freuen.
Auch meine Mundwinkel zucken nach oben, da ich mehr als stolz auf meinen Vater war.
"Kann ...", begann ich, holte jedoch noch einmal tief Luft. "Kann ich mal ... mitkommen?", frage ich leise, was bei meinem Dad für ein breites Grinsen sorgte.
"Natürlich! Das würde mich freuen", strahle er sofort zurück.

~

Es war bereits Mittwoch und das Verhältnis zwischen mir und Dad wurde jeden Tag mehr und mehr harmonischer. Auch Cole bekam von Dad's positiven Änderungen mit und auch ihr Verhalten stimmte sich gut.

Ich saß gerade an dem Tisch im Pausenhof und streckte lächelnd der Sonne mein Gesicht entgegen, als Rosy wieder mit dem selben Thema anfing.
"Kommen wir doch nochmals zu deinem Geburtstag", grinste sie mich frech an, was mit ein Seufzer entlockte.
"Kannst du nicht einmal, nicht von diesem Thema sprechen?", entgegnete ich leicht genervt.
Ich hatte früher nie meinen Geburtstag groß gefeiert, zum einen weil ich keine Freunde hatte und zum anderen war mir seit dem Tod meiner Mutter nicht wirklich zum feiern zu mute.
"Nein! Es ist dein 18 Geburtstag! Die Eintrittskarte zur Volljährigkeit! Das muss man feiern", rollte sie mit ihren Augen und schüttelte dabei unverständlich den Kopf.
"Es ist nur ein Geburtstag, Rosy! Kein achtest Weltwunder", verdrehte ich nun meine Augen und stochern in meinem Salat herum.
"Das glaubst aber auch nur du! Als ich 18 wurde, hab ich erstmal eine fette Party geschmissen, bis in die Nacht getanzt und mehr getrunken, als ich hätte sollen", erzählte sie, wobei sich ihr glücklicher Blick in den Bäumen verlor.
Ich hingegen verzog mein Gesicht und schüttelte den Kopf.
Wer macht sowas denn freiwillig?
"Wir machen etwas großes!", rief sie freudig auf, sodass ich zusammen zuckte.
"Nein, das tun wir nicht, Rosy!", gab ich bedrohlich von mir und zeigte mit der Gabel auf sie, um meine Ernsthaftigkeit zu betonen.
"Was macht ihr nicht?", fragte eine tiefe raue Stimme plötzlich hinter mir und sofort hob sich meine Laune.
Ich hätte mich gar nicht erst umdrehen müssen, um zu wissen, wer hinter mir stünde.
Ich spürte zwei starke Arme von hinten an meiner Taille umschlungen und ein Paar weiche Lippen auf meiner linken Wange.
Wirklich, wie konnte man da nicht dahin schmelzen?
"Hi", raunte Ligan mir charmant in mein Ohr, sodass ich Gänsehaut bekam.
"Hey", flüsterte Ich zurück und betrachtete den Jungen, der sich neben mich setzte.
"Aber zurück zum Thema: wieso denn nicht Annabelle?", fuhr Rosy unbeeindruckt weiter und biss von ihrem Apfel ab.
"Weil es keine große Sache ist", beteuerte ich und fuchtelte mit meinen Händen.
"Kann mir jemanden sagen, was hier los ist?", rief Logan dazwischen und hob seine Hand.
"Deine Freundin hat in zwei Wochen Geburtstag und will ihn nicht feiern", klärte meine beste Freundin Logan schnell auf, der mich verdutzt anstarrte.
"Du hast Geburtstag? In zwei Wochen? Und du kommst nicht auf die Idee mit das mitzuteilen?", fragte er ungläubig nach und sah mich weiter an.
"Ja, ich habe Geburtstag, aber was ist denn schon dabei?", zuckte ich mit meinen Schultern und stochern weiter in meinem Salat herum.
"Es ist dein 18 Geburtstag!", entgegnete Logan und Rosy gleichzeitig und sahen mich beide an.
"Es ist nur eine Zahl!", rollte ich mit meinen Augen und warf einen kurzen Blick in die Augen meiner Freunde.
"Du ... ich fasse einfach, nicht dass du mir das verschwiegen hast und vermutlich auch noch weiter getan hättest", murmelte Logan aufgebracht und fuhr sich durch sein Haar.
"Jetzt kommt mal wieder runter, ich habe meinen Geburtstag immerhin auch nie die letzten Jahre gefeiert", sagte ich schließlich und schob das Tablett von mir weg.
Wieder sahen mich beide verdutzt an, als könnten sie nicht glauben, was ich eben gesagt hatte.
"Einen Grund mehr ihn zu feiern, Annabelle!", rief Rosy aufgebracht und sah sichergehend zu Logan, der zustimmend nickte.
Ich schlug mir die Hände vor mein Gesicht und schüttelte meinen Kopf erneut.
"Wieso habe ich euch eigentlich davon erzählt?", murmelte ich unverständlich und schluckte.
"Du, als mein Freund, solltest mir eigentlich zur Seite stehen", warf ich ihm vor und sah Logan mit hochgezogener Augenbraue an.
"Aber nicht, wenn es um so etwas geht!", rollte er seinen hübschen Augen.
Seufzend warf ich meine Hände in die Luft und legte meinen Kopf in den Nacken. "Wir organisieren auf jeden Fall eine Party!", entgegnete Rosy zu Logan und ignorierten mich dabei.
"Wir könnten in den Club gehen", schlug sie vor.
"Nicht in den Club, wir sollten uns ... fern halten", rief Logan dazwischen.
"Ich könnt doch nicht einfach irgendetwas planen, ohne es mit mir vorher abzusprechen", warf ich dazwischen und sah sie abwechselnd an, doch sie schenkten mit keine Aufmerksamkeit.
Toll! Einfach großartig!
Augen verdrehend stand ich schließlich auf, nahm meine Tasche und machte mich auf dem Weg in das Schulgebäude.
Einen kurzen Blick wagte ich nochmals über meine Schulter und sah meine beste Freundin und meinen Freund dabei zu, wie sie aufgeregt Pläne für meinen Geburtstag schmiedeten.

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt