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"Annabelle, jetzt steh endlich auf!", klopfte Cole aggressiv an meine Tür, zum zweiten mal.
Seufzend kuschelte ich much noch mehr in mein Kissen und versuchte mich auf dir andere Seite zu drehen, aber es gelang mir nicht.
Es war erst Sonntag, also warum zum Teufel weckt mich Cole um diese Uhrzeit?
"Annabelle, ich schwöre, wenn du nicht gleich aufstehst, komme ich höchst persönlich in dein Zimmer und zieh dich aus dem Bett", rief mein Bruder genervt von der anderen Seite.
Langsam schlug ich meine Augen auf und gähnte lautlos auf.
"Ich bin doch wach, Cole", murmelte ich verschlafen, doch er wusste nur zu gut, dass ich nicht auf den Beinen war, trotzdem ließ er mich endlich in Ruhe.
Meine Hand suchte auf meinem Nachtisch mein Handy, weil ich immer zuerst meine Nachrichten checkte, aber als ich sah, wie viel Uhr wir hatten und das noch an welchem Tag, schreckte ich auf und wollte mich aufrecht hinsetzten, doch es gelang mir nicht.
Es war Montag! Und ich war viel zu spät dran ... Wie konnte das passieren?
Rasant versuchte ich meine Beine aus dem Bett zu schwingen, aber etwas hielt sie zurück. Stirnrunzelnd streifte ich meine Decke beiseite und sah Logan, angekurbelt an meinem Unterkörper.
Sollte er nicht gehen, wenn ich eingeschlafen bin?
Jetzt fiel mir auch noch der Ernst der Lage ein, denn wenn Cole oder mein Dad ins Zimmer geplatzt wären, dann hätte es mächtigen Ärger gegeben. Zuerst hätten sie ihn möglicherweise nicht gesehen, weil er unter meiner Decke war, doch blöd sind sie nicht, um zu erkennen, dass seine Schuhe und sein Shirt auf dem Boden liegen.
"Logan, Logan, steh auf, Los!", zischte ich und rüttelte ihn unsanft, doch er vergrub seinen Kopf, indem er mich enger an sich zog.
"Logan, verdammt! Wach auf!", schrie ich im Flüsterton und drückte mich von ihm weg.
"Was, verdammt?", entgegnete er leicht sauer und ließ mich los.
Sofort legte ich ihm meine Hand auf den Mund, damit er kein weiteres Wort sagen sollte, denn vielleicht stand Cole oder mein Dad immernoch hinter meiner Tür und lauschten.
"Wir haben verschlafen, los komm!", flüsterte Ich und stand blitzschnell auf, um mir irgendwelche Klamotten aus meinem Schrank zu holen, doch Logan rührte sich kein Stück.
"Logan!", entgegnete ich aufgebracht und rannte ins Bad, um mir meine Zähne zu putzen und fertig zu machen, da ich eh keine Zeit zum frühstücken hatte - oder sonst wofür.
"Warum haben wir verschlafen?", fragte er leise nach und stütze sich an seinen Unterarmen ab.
Schnell rannte ich zum Bett, sammelte sein Shirt und seine Schuhe ein, während ich ihm erklärte: "Wir haben Montag, Logan, das bedeutet Schule um acht Uhr! Außerdem hab ich dir doch gesagt, dass du wieder gehen sollst, nachdem ich eingeschlafen bin, also was machst du hier?"
Sein Stirnrunzeln wurde langsam zu aufgerissenen Augen, als er erkannte, dass ich Recht habe.
"Ich weiß, ich hab' selber gedacht, wir hätten noch Sonntag, aber dann ist mir eingefallen, dass Rosy und ich zusammen nach unserer Übernachtung in die Schule gehen wollten", murmelte ich aufgeregt und schmiss ihm seine Kleidung in die Arme.
"Mist!", flüsterte er und fuhr sich durch sein Haar. "Ich wollte auch gehen, aber ich bin vermutlich eingenickt."
Seufzend zog ich mich um, genauso wie Logan, der, obwohl er erst vor ein paar Minuten aufgewacht ist, trotzdem verdammt sexy mit deinen verknitterten Klamotten aussah.
"Du musst wieder aus meinem Fenster steigen, wenn dich mein Dad sie-", began ich, doch verstummte, als jemand an meine Tür klopfte.
Panisch rissen ich meine Augen auf und schob ihn in mein Badezimmer. Gerade als ich die Tür schloss, schwang die andere auf und mein Vater kam ins Zimmer.
"Sag' mal, mit wem sprichst du die ganze Zeit, solltest du nicht längst auf den Weg zur Schule sein?", fragte er mich und stemmte beide Hände an seine Hüften.
"Ich ... Ich hab' verschlafen, tut mir leid, ich hatte angenommen, heute sei noch Sonntag", erklärte ich schnell, als mein Blick an meinem anderen Nachtisch hängen blieb, wo Logan's Handy lag.
Verdammter ...
"Na gut, ich kann dich gerne zur Schule fahren, aber dann solltest du dich beeilen", bot er an und ich nickte schnell.
"Klingt gut, danke Dad", murmelte ich freundlich und betete, dass er sein Kopf nicht nach rechts schwenken würde, wo das Handy lag.
"Dann lass ich dich mal weiterpacken", beendete er unser Gespräch und steurte wieder auf den Ausgang zu.
Erleichtert atmete ich aus, als er sich schlagartig wieder umdrehte.
"Ach, Annabelle!", fuel ihm ein letzter Gedanke ein und ich hielt abrupt die Luft an.
"Hm?"
"Es wäre schön, wenn du heute Abend zu hause wärst, ich würde dir und Cole gerne jemanden vorstellen", lächelte er unsicher.
"Klar", erwiederte ich schnell.
Zufrieden nickte er abwesend und schloss endlich meine Tür.
Sofort rannte ich zu Logan und riss die Tür zum Badezimmer auf.
"Nochmal Glück gehabt", kommentierte er grinsend. Anscheinend hatte er sich in der Zeit fertig gemacht und, obwohl es keine zehn Minuten waren, sah er aus, wie immer, perfekt.
"Okay, du solltest wirklich gehen", rollte ich meine Uhren und schob ihn aus meinem Badezimmer.
"Schon gut", hob er abwehrend seine Hände und steurte auf mein Fenster zu. "Bekomme ich wenigstens einen Guten-Morgen-Kuss von dir oder zumindest einen Abschiedskuss?"
"Wenn ich in der Schule bin, genauso wie du, ohne, dass wir beide zu spät gekommen sind, dann 'Ja'", erklärte ich ihm und öffnete mein Fenster.
Er schürzte traurig seine Lippen und stieg bereits mit einem Fuß auf meinem Zimmer auf die Garage, als ich seinen Kopf in meine Hände nahm und ihn zu mir drehte. Ich gab ihm einen federleichten Kuss, der bei mir Kribbeln und Wärme am ganzen Körper sorgte. Trotz alledem ließ ich ihn wieder los, doch Logan drückte mir einen weiteren leidenschaftlicheren Kuss auf die Lippen, der nur wenige Sekunden dauerte.
Zwinkernd hüpfte er von der Garage auf den Boden, ohne sich etwas zu brechen. Doch lange konnte ich ihm nicht hinter schauen, weil die Verhinderung meines Zuspätkommens noch auf meiner Liste stand.

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt