Ich schaute mich im Spiegel an. Die Frau, die ich dort sah, er nicht die Frau, die sich einst klein gemacht hatte. Nein, ich konnte eine starke Frau sehen, die sich ihren Problem stellte und mit selbstbewusst sein an alle Sachen ranging.
Wie gerne, würde ich den Blick meiner Mutter sehen, wenn sie mich jetzt anschauen könnte.
Sie wäre sichtlich stolz gewesen.
Ich strich mir eine Harsträhne aus meinem Gesicht. Meine schwitzigen Hände wischte ich mir an meinem dunkelgrünen Kleid ab.
Es war Abschlussball an unserer Schule. Seit Wochen hatten alle nur über diese Veranstaltung geredet.
Ich hatte das alles vollkommen verdrängt, nachdem Logan ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Aber seitdem er vor zwei Wochen aufgewacht war, hatte ich Zeit um über diesen Ball mir ein-zwei Gednken zu machen.
Das Kleid, dass ich trug, hatte ich mit Rosy gekauft. Sie hatte förmlich geschwärmt, wie hübsch ich darin aussah. Es war lang und fließend geschnitten, die Corsage was allerdings bis zur Taille enganliegend und mit Steinen besetzt.
Ich erkannte mich nicht wieder.
Ich sah erwachsen und stark aus, so was war vor einem halben Jahr noch undenkbar gewesen.
Zuerst wollte ich nicht hingehen, es wäre das erste Mal, dass Logan und ich uns wieder sehen würden, nachdem er aufgewacht war, aber immerhin wurde mein Abschluss ebenfalls gefeiert, also hatte ich mich doch entschieden hinzugehen.
Tief atmete ich ein und drehte mich auf meinen hohen Schuhen zur Tür.
Ich packte meine Tasche und stolzierte vorsichtig die Treppen hinunter.
Cole und Dad empfingen mich herzlich. Ich konnte Tränen in ihren Augen sehen.
"Meine kleine Schwester hat ihren Bschluss geschafft", schmunzelte mein Bruder, doch ich schlug ihm leicht gegen die Schulter.
"Hör auf, sonst heule ich gleich los!", murmelte ich, obwohl meine Augen schon feucht waren.
"Annabelle, du siehst wunderschön aus. Ich bin stolz dich meine Tochter nennen zu dürfen", lächelte mich mein Vater an drückte mich.
Schnell wischte ich mir eine Träne weg, um keine schwarzen Augen von der Wimperntusche zu haben.
"Ich danke euch", flüsterte ich und lächelte beide an.
Schließlich stieg ich aus der Tür raus und rief mir ein Taxi.
Da ich nicht ganz alleine kommen wollte, war Rosy meine Begleitung für den Abend. Sie hatte gemeint, dass sie gerne als Unterstützung für mich da wäre.
Die Fahrt dauerte keine viertel Stunde, schon stand ich vor unserer Schule, die in festlichen gold und weiß Tönen geschmückt war. Rosy konnte ich zum Glück schnell entdecken. Sie sah wirklich bezaubernd aus, mit ihrem rosanen Kleid und ihren braunen kurzen Haaren.
"Ich bin so aufgeregt!", begrüßte sie mich und hackte sich bei mir ein.
Ich musste schmunzeln.
"Rosy, du weißt schon, dass das meine Abschluss ist und du nur meine Begleitung bist", lächelte ich sie an und wir gingen zum Eingang.
"Natürlich", murmelte sie schnell. "Aber es fühlt sich an, wie mein eigener."
Lachend betraten wir unsere Sporthalle, die gar nicht mehr nach Turnsaal aussah.
Es standen überall runde Tische im Raum verteilt, die wunderschön edel geschmückt waren. Im hinteren Teil gab es eine Bühne, die ebenfalls feierlich verkleidet wurde. Die Decke wurde schwarz abgedeckt, genauso wie die Lampen, stattdessen ragte ein Kronleuchter runter.
Erstaunt, wie schön das Organisationsteam alles dekoriert hatte, setzten wir uns gleich an einen Tisch zu anderen, die ihren Abschluss bestanden. Ich kannte die meisten allerdings nur von sehen her.
Nervös und aufgeregt unterhielten sich alle, bis schließlich unser Direktor auf sie Bühne trat und um Aufmerksamkeit bittete.
"Lieber Abschlussjahrgang, liebe Bekannte", begrüßte er uns. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie stolz ich auf jeden einzelnen von ihnen bin der seinen Abschluss erreicht hat. Ich möchte Ihnen alle danken, dafür, dass sie ein Teil unserer Schule geworden sind und somit unsere Gemeinschaft größer wachsen konnte ..."
Ich sah mich um. Natürlich waren alle Blicke auf unseren Direktor gerichtet, aber ich suchte nach jemandem. Ich erkannte jeden Schüler, aber nicht Logan.
Vielleicht war er doch nicht zum Abschlussball gekommen, überlegte ich. Möglich wäre es zumindest ...
Ich wusste nicht, wie es ging, immerhin hatte ich ihn seit Tagen nicht gesehen und ihm auch nicht geschrieben. Logan hatte ein geteiltes Bein, soweit ich mich erinnern konnte, somit ist es wahrscheinlich, dass er auf Grund seiner Schmerzen nicht kommen konnte. Ich konnte verstehen, dass es ihm peinlich war, dass alle ihn so verwundet sehen zu können, er hatte immerhin seinen Ruf zu verlieren. Trotzdem war es sein Abschlussball, sowas konnte man nicht nachholen.
Mein Blick schweifte wieder nach vorne. Ich hätte nur mit halben Ohr zugehört, aber ich merkte, wie alle Abschlussschüler sich bereit machten, um ihr Zeugnis entgegen zu nehmen.
Auch ich strich mein Kleid glatt und kämmte mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Mit Stolz will ich nun allen Schülern persönlich gratulieren und ihnen das Abschlusszeugnis übergeben. Hierfür bitte ich alle Schülerinnen und Schüler sich getrennt nach Männern und Frauen aufteilen und im Alphabet bitte aufstellen", erklärte unser Direktor.
Wir hatten alles bereits ein-zweimal geprobt, also ging alles zügig voran. Die ersten wurden bereits gratuliert, aber ich hörte ihnen gar nicht zu.
Ich war zu nervös, weil ich Angst hatte, dass etwas schief gehen könnte und ich mich blamieren würde.
Zittrig ging ich einen Schritt weiter, bis ich meinen Namen aus den Lautsprechern hörte.
Schwach hob ich mein Kleid an und ging mit wackligen Beinen nach vorne zum Direktor.
Lächelnd gab er mir die Hand und murmelte irgendwas von Herzlichen Glückwunsch und sie haben das toll gemacht. Nichts, was ich wirklich aufnehmen konnte.
Mit schwitzigen Händen nahm ich mein Zeugnis und bedankte mich leise.
Ich trat ein Schritt zur Seite, sodass mich das ganze Publikum sehen konnte und eine weitere Erwachsene in ihre Gemeinschaft aufnehmen durfte. Ich suchte nach Rosy, um wenigstens ein vertrautes Augenpaar in der Menge zu erkennen.
Aber es waren nicht Rosys Augen, die mich zum lächeln beachten, sondern das Augenpaar hinter ihr, die von Logan.
Charmant und etwas stolz sah er mich an mit hochgezogenen Mundwinkeln.
Lächelnd blickte ich zu ihm hinüber.
Er sah verdammt gut aus, besser als ich dachte, das so um Anzüge stehen könnten.
Sein mattschwarzes Jarquette und die glänzende Fliege sorgten für eine gesunde erwachsenen Reife.
Würde ich nicht wissen, dass er vor zwei Wochen im Koma lag und um sein Leben bangte, würde er wie jeder Schüler aussehen, fit. Aber auch so strahlte er eine gewisse Ruhe aus.
Ich verbeugte mich leicht, ließ Logan aber nicht aus den Augen, bis der Applaus schließlich langsam verstummte und ich die Bühne verließ.
DU LIEST GERADE
Good Badboy ?!
Teen FictionDie 17-jährige Annabelle Fields hat schon viel erlebt in Ihrem Leben: Ihr Mutter ist gestorben, als Sie 4 Jahr alt war, Ihr Vater rastet bei jeder Kleinigkeit aus und schlägt Sie dafür und beliebt ist sie auf Ihren Schule gerade nicht, ein Freak. Lo...