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Es waren bereits 7 Stunden, nachdem Logan in die Notausnahme transportiert wurde, 7 verdammte Stunden wurde er bereits operiert.
Kein Arzt hatte sich seitdem bei uns gemeldet, kein Arzt schien sich für uns zu interessieren.
Ich ging immernoch auf und ab, ich konnte weder Logans Mutter, noch Logan alleine lassen, ich fühlte mich verantwortlich für beide.
Logans Mutter saß gegenüber von mir und starrte in die Leere, ihre Gedanken waren vermutlich bei ihrem Sohn, der gerade um sein Leben kämpfte. Sie hatte aufgehört zu weinen, trotzdem war ihre Augen und Wangen gerötet. Ich behielt sie immer noch im Auge.
Bei mir hatten sich während der 7 Stunden alle möglichen Freunde gemeldet, selbst Dad und Cole hatten mich angerufen und gemeint, dass sie später vorbeikommen würden um nach mir zu sehen. Ich hätte geschnaubt. Die Person um die es ging lag seit mittlerweile fast 8 Stunden auf dem OP-Tisch.
Logans Mutter betrachtete mich und legte den Kopf schräg.
"Annabelle", begann sie. "Vielleicht solltest du nach Hause fahren und dich ausruhen."
Noch bevor sie ihren Satz beenden konnte, schüttelte ich heftig mit meinem Kopf.
Nein, auf gar keinen Fall würde ich sie und Logan hier zurücklassen.
Sie brauchten mich, außerdem könnte ich eh kein Auge zumachen, nachdem ich nicht weiß, ob Logan es schaffen würde oder nicht.
Keine zehn Pferde könnten mich hier wegbringen.
"Ich bleibe sehr gerne", widersprach ich sanft und hielt sie an den Schultern fest.
"Ich danke dir", flüsterte sie und ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben, wenigstens ein Anfang.
Gemeinsam setzten wir uns hin und warteten auf eine Nachricht von den Ärzten.

~

Ich hörte knarrende Türen, sofort schreckte ich auf.
Zuerst fehlte mir jegliche Erinnerungen an die letzten 24 Stunden, aber als ich sah, dass ich mich noch immer im Krankenhaus befand, prasselte alles wieder auf mich ein. Joseph, meine Mum, Logans Mutter, Logan. Logan!
Ich sah einen Arzt auf uns zu kommen, abrupt richtete ich mich auf, aber Dad halt mir auf.
Er war vorbei gekommen, nachdem ich mich geweigert hatte die Notaufnahme zu verlassen. Ich war froh ihn bei mir zu haben, tatsächlich hatte ich auch vor lauter Erschöpfung eine halbe Stunde geschlafen.
Ich rein mir meine Augen. Vermutlich sah ich schrecklich aus, aber das war mir egal.
"Hallo, ich bin Dr. Fell, der leitende Arzt, der ihren Sohn operiert hat", begrüßt ein Mann uns etwas erschöpft.
Er konnte Mitte vierzig sein, seine schwarzen Haare waren durchzogen von einzelnen grauen Strähnen, sein drei-Tage-Bart verriet, dass er bereits lange auf den Beinen war.
Logans Mutter und ich rückten aneinander und standen auf, ihre Hand suchte meine, als Unterstützung drückte ich sie leicht.
"Es war eine insgesamt 13 stündigen OP, bei der wir jede größere Wunde einzelne versorgen mussten.
Logan erlitt eine Reihe von Prelleungen, Quetschungen und zwei gebrochenen Rippen auf der linken Seite, die gefährlich nahe an dem Lungenflügel lagen."
Ich merkte, wie meine Brust sich zu schnürte, ich bekam keine Luft mehr. Ich keuchte leise auf.
"Ebenfalls gab es mehrere gefährliche Schnittwunden über den gesamten Körper verteilt, eine auf der rechten Schädelhälfte.
Zur besseren Versorgung mussten wir die Haare abrasieren."
Logans Mutter schluchzte auf und wischte sich schnell die Tränen mit dem Handrücken ab.
Ich konnte nur trocken schlucken.
"Auffällig war ebenfalls am linken Unterarm eine Verbrennung 3. Grades. Die Berührungsempfindlichkeit ist an dieser Stelle stark eingeschränkt, wir haben versucht die Haut, so gut es ging, zu retten, aber die Heilung wird vermutlich nur zu 75 Prozent erfolgen. Wir vermuten, es könnte ein heißes Brecheisen gewesen sein, dass ihn berührt hat und minutenlang auf die Stelle gehalten wurde."
Ich schaute zur Seite und schlug mir die Hand vor den Mund, neben mir hörte ich, wie Logans Mutter nach Luft schnappte.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Kein Wort konnte beschreiben, was und wie schrecklich es war, was Logan angetan wurde.
"Trotzalledem ist Logan über dem Berg", redete Dr. Fell weiter.
Ich merkte, wie ich wieder Luft bekam. Die ganze Last voller Sorgen und Angst um Logan flog von mir.
Logans Mutter lachte erschöpft auf, aber es war mehr ein fröhlicher Laut.
"Aber Logan hatte viel Blut verloren, als er gefunden wurde. Es war knapp und kritisch, aber er hat die größte Hürde geschafft ."
Er wurde gefunden?
Logan war alleine? Sie hatten ihn alleine liegen lassen, blutend, hilflos, sterbend?
"Die größte Hürde?", fragte Logans Mum neben mir unsicher nach.
"Ja, da ist noch etwas, dass ich Ihnen sagen muss", sagte er und rieb sich unsicher den Hinterkopf. Obwohl er Arzt war, schien er trotzdem immer noch nicht  zu wissen, wie er schlechte Nachrichten überbringen sollte.
"Da Logan sehr viel Blut verloren hat in den ganzen 13 Stun-", begann Dr. Fell, aber Logans Mutter unterbrach ihn. "Wenn sie Blut brauchen, ich habe dieselbe Blutgruppe, wie er, und bin sofort bereit es zu spenden."
Er lächelte sie sanft an und nickte kurz.
"Das weiß ich zu schätzen, aber das ist es nicht. Logan ist ins Koma gefallen", sagte er professionell.
Irgendwas versetze meinem Herzen gerade einen Stich.
Logan lag im Koma.
Ich schluckte hart, damit hatte ich nicht gerechnet.
"Wie lange bleibt er in diese ... Zustand, bis er erwacht?", hörte ich mich sagen. Meine Stimme klang besorgt, aber auch irgendwie fremd.
Dr. Fell schaute zu mir rüber.
"Das ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Es könnten einige Tage, aber auch Wochen sein, man weiß nie."
Diese Antwort wollte ich nicht hören, obwohl ich mich bereits darauf eingestellt hatte.
Was brachte es Logan am Leben zu sein, wenn er vielleicht nichtmal aufwachen würde?
Bitter nickte ich und schlang die Arme um meinen Oberkörper.
"Sie können ihren Sohn jetzt sehen, wenn sie wollen, Mrs Drakeson", richtete der Arzt sich an die Frau neben mir, die nickte. "Tut mir leid, Miss, nur Familienmitglieder dürfen Patienten besuchen."
Mrs Drakeson wandte sich an mich, aber ich kam ihr zuvor.
"Bitte geh", murmelte ich leise. "Ich warte hier."
Sie nickte dankend und folgte Dr. Fell.
Dad trat an meine Seite und drückte meine Schultern, als wir ihr hinterher sahen.
Dann umarmte mein Vater mich.
Dankend lies ich mich fallen und legte meine Stirn an seine Brust.
Ich konnte einfach nicht anders, ich fing plötzlich an zu weinen.
All der Druck, die Last, die Sorge, die Angst um Logan, es hatte sich alles angestaut und jetzt war der Zeitpunkt da, wo ich meine Mauern nicht mehr halten konnte.
Ob ich vor Freude weinte, dass Logan lebte, oder vor Trauer und Angst, was ihm angetan wurde und durchgemacht hatte, dass er vielleicht nicht aufwachen würde, wusste ich nicht.
Und so standen wir eng umschlungen in der Notausfnahme, während meine Tränen Dads Pullover tränken.

Good Badboy ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt