In den meisten Nächten träume ich nichts. In manchen Nächten träume ich, so wie in der Nacht, in der ich von Mari und mir im Club geträumt hatte. Manche dieser Träume sind verschwommen, lückenhaft, an andere von ihnen kann ich mich am nächsten Morgen genau erinnern, wenige bleiben für lange Zeit in meinem Gedächtnis. In seltenen Fällen habe ich einen dieser Träume, in denen man weiß, dass man träumt. Mitten im Traum denkt man plötzlich „das ist doch nur ein Traum" und dann kann man auf einmal steuern, was man tut, wohin man geht, was man sagt.Diese Nacht war wohl einer dieser seltenen Fälle.
Ich wachte vom Klingeln meines Handys neben mir auf und rieb mir müde die Augen, konnte nicht fassen, dass die Nacht so schnell vorbei sein sollte und mein Wecker schon klingelte. So kaputt, wie ich von den Ereignissen des vorherigen Tages gewesen war, war ich früher und tiefer eingeschlafen, als in den letzten Nächten, und trotzdem kam es mir vor, als hätte ich nur wenige Stunden Schlaf bekommen.
Seufzend griff ich also zu meinem Telefon, um das nervige Klingeln auszuschalten, aber da merkte ich, dass es gar nicht mein Wecker war, der das Teil zum Leben erweckt hatte, sondern ein Anruf. Anonymer Anrufer stand auf dem Display. Wer zur Hölle rief um 00:13 an und riss mich aus dem Schlaf, den ich so dringend benötigte? Ich weiß nicht, wieso ich den Anruf überhaupt entgegen nahm, statt ihn einfach wegzudrücken. Vermutlich war es meine angeborene Neugier, die mich unbedingt wissen lassen wollte, wer da nachts mit unterdrückter Nummer anrief.
„Hallo?", murmelte ich verschlafen ins Telefon.
Und dann kam der Moment, in dem ich wusste, ich träumte.
„Quinn", sagte eine mir bekannte, raue Stimme und setzte mit dem bloßen Aussprechen meines Namens meinen Körper in Brand, „ich weiß, es ist spät, aber... Ich stehe vor der Tür."
Ich lächelte darüber, dass mein Gehirn diesen Traum so geschickt gestaltete, dass ich nun selbst die Entscheidungsgewalt über das besaß, was passieren würde. Also legte ich auf, ging zur Tür und drückte auf den Summer. Während ich wartete, fiel mein Blick in den Spiegel, der neben dem Kleiderhaken im Flur hing. Ich trug nur ein knappes schwarzes Höschen und ein graues Top, unter dem sich meine Brüste deutlich abzeichneten und in diesem Outfit und mit vom Schlaf verstrubbelten Haaren würde Mari mich gleich sehen. Aber was machte das schon? Es war schließlich nicht real. Aus diesem Grund war ich auch ungewöhnlich ruhig, es war beinahe beängstigend.
Da kam sie auch schon, sah in ihrer Leggings und dem weiten Shirt selbst aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen, und blieb als sie mich sah abrupt vor mir stehen. Ihr Blick wanderte über meinen Körper, ihre Augen immer größer werdend, ihr Mund leicht geöffnet. Sie war genauso wunderschön wie in echt und ihr Blick ließ Blitze durch meinen Körper zucken. Gott, es fühlte sich so real an. Und ich konnte tun, was auch immer ich wollte.
„Komm doch rein", sagte ich also, vermutlich selbstsicherer, als ich je mit ihr geredet hatte und öffnete die Tür noch ein Stück weiter.
Sie löste den Blick, noch immer voller Erstaunen, von meinem Körper und wirkte deutlich nervöser als sonst, als sie an mir vorbei in die Wohnung trat. Schweigend nahm ich ihre Hand und führte sie in mein Zimmer. Hinter ihr schloss ich die Tür.
„Quinn, ich - " setzte sie gerade an, aber ich unterbrach sie, indem ich sie gegen die Tür drückte. Die seltene Gelegenheit, zu tun was auch immer ich wollte, musste ich nutzen. Ich hatte keinen Grund, mich zurückzuhalten, ich hatte keine Ablehnung, kein Zurückweichen, keine Ignoranz als Konsequenz zu befürchten.
Mari sog scharf die Luft ein.
Ich war ihr so nah, ich spürte ihre Brüste an meinen, ihren Atmen auf meinen Lippen, ihr Geruch nach Kokos und Orange war überall. Ein Kribbeln durchfuhr mich, machte sich breit in meinem Unterleib.
„Ich konnte nicht schlafen, ich musste mich vergewissern, dass es dir gut geht", sagte sie leise, ihre Stimme noch eine Spur rauer als sonst. „Geht es dir gut?"
„Jetzt, wo du hier bist, ja" flüsterte ich zurück, während ich ihrem mohnroten Mund immer näher kam. Kurz davor stoppte ich, bewunderte die tausend kleinen Sommersrpossen, die ihr Gesicht vervollkommneten, verlor mich im Honigbraun ihrer Augen. Nutzte die Gelegenheit, ihre Schönheit von so Nahem bewundern zu können, denn die Mari, die ich im Traum erschaffen hatte, war zweifelsfrei genauso schön, wie die echte.
„Quinn, ich kann mich nicht mehr zurückhalten" hauchte sie mir entgegen, ihre Stimme zitterte. Ihre Worte verursachten eine Gänsehaut auf meinem Rücken, jedes einzelne von ihnen machte sich zwischen meinen Beinen bemerkbar. Ich wollte diese Frau so sehr, wie noch nie. Ich wollte sie spüren, mit jeder Faser meines Körpers, sie berühren, von ihr berührt werden. Ich wollte, dass unsere Körper miteinander verschmolzen.
Ich strich ihr durch das fuchsrote Haar, legte ihren Hals frei und näherte mich ihm mit meinen Lippen. Ich spürte, wie sie unter meinem Atem bebte, was mich ebenfalls beben ließ. Sie schlang ihre Arme um meine Taille.
„Schlaf mit mir", wisperte ich, mit den Lippen bereits auf ihrer zarten Haut. Allein diese kleine Berührung entlockte ihr ein leises Stöhnen und ließ meine Beine ganz weich werden. Vorsichtig fasste sie mir ans Kinn und drehte meinen Kopf, so dass unsere Gesichter wieder nah beieinander waren. Ihr Blick fand meinen und plötzlich löste sich irgendetwas in ihrem Ausdruck und es ließ sie noch viel schöner wirken. Sie drückte ihre Lippen auf meine und unsere Zungen fanden sich im Bruchteil einer Sekunde, wir beide keuchten in den Kuss. Ich spürte ihre Hände unter meinem Top, ihr Bein zwischen meinen und ein Feuerwerk nach dem anderen in meinem Körper.
Langsam schob sie mich in Richtung meines Bettes, ohne dass unsere Lippen voneinander abließen. Leicht biss sie mir in die Lippe, stupste mich mit ihrer Zunge an, neckte mich und ich wurde immer verrückter nach ihr und ihren Berührungen. Nach und nach landete ein Kleidungsstück nach dem anderen auf dem Boden und ehe ich realisierte, was wir taten, lag Mari entblößt vor mir. Ich sah ihre Brüste, die mir im Schein der Lichterkette an meiner Decke weiß entgegenstrahlten, genau wie der Rest ihres Körpers besprenkelt mit Sommersprossen. Mein Blick wanderte weiter über ihren makellosen Bauch, den kleinen Nabel, bis hin zum rötlichen Flaum zwischen ihren Beinen. „Gott, du bist so wunderschön", hauchte ich an ihr Schlüsselbein und konnte die Gänsehaut sehen, die sich unter meinem Atem auf ihrem Körper bildete. Ich küsste ihre Schulter, ihren Hals, kam wieder bei ihren Lippen an, die mich weich und sanft empfingen. Ihre Fingerspitzen strichen vorsichtig über meine erregte Brustwarze, ließen meinen Atem schneller gehen, mein Herz schneller schlagen. Sie zog kleine Kreise auf meinem Bauch und auch ich streichelte sie. Der Kuss wurde immer intensiver, die Berührungen fordernder, unsere Körper bewegten sich aneinander. Schließlich saß sie auf mir und ich spürte ihre Hitze, ihre Feuchtigkeit an meinem Oberschenkel und dieses Gefühl machte mich mehr an, als alles, was ich zuvor in meinem Leben gefühlt hatte. Mir entwich ein lautes Stöhnen, als sie, unsere Blicke ineinander verschmolzen, meine Mitte berührte.
Erschöpft, keuchend, zitternd lag Mari in meinen Armen. Ich strich ihr zärtlich durchs Haar, küsste lächelnd ihren Scheitel. Ihre Hand lag ruhig auf meiner Hüfte, ich spürte ihr Lächeln an meiner Halsbeuge.
„Mari Roth, das war der schönste Traum, den ich je hatte", flüsterte ich, bevor mir die Augen zufielen.
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Roth wie der Mohn (lehrerinxschülerin)
Romance„Wie von selbst hob sich meine Hand und nahm ihre, die noch immer an meiner Wange ruhte. Ich konnte nichts dagegen tun, ich dachte nicht nach, mein Körper bewegte sich von selbst. Wie ferngesteuert. Mein Hirn hatte sich restlos verabschiedet. Es ka...