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„Ich bin so stolz auf dich", flüsterte Mari, nachdem ich ihr alles erzählt hatte und wischte mir zärtlich eine Träne weg, die ich dabei nicht hatte zurückhalten können. Wir saßen auf ihrem Sofa, dicht aneinander, mein Kopf lag in ihrer Halsbeuge.

„Wie geht es jetzt weiter?", wollte sie wissen.

„Ich habe ihm versprochen, dass wir in Kontakt bleiben. Dass ich mich wieder melde, wenn ich das alles verdaut habe. Das alles ist eine ziemlich krasse Geschichte, aber ich bin froh, dass er so ehrlich zu mir war und fasziniert von den Ähnlichkeiten. Stell dir vor, Mari, er isst seine Pizza mit Ketchup", wiederholte ich zum bestimmt vierten Mal, konnte es noch immer nicht fassen, und spürte als Reaktion ihr Schmunzeln an meiner Schläfe, „wer weiß, was es noch für Ähnlichkeiten gibt? Ich kann ihm nicht verzeihen, was passiert ist, aber ich bin bereit, ihn besser kennenzulernen. Er bereut das alles und... irgendwo ist er halt trotz allem ein Teil von mir."

Maris weiche Hand streichelte meinen Arm. Ihre Anwesenheit reichte aus, um mich runterkommen zu lassen, denn das Treffen hatte mich doch ganz schön aufgewühlt. Ich war glücklich darüber, jetzt bei ihr sein zu können und wollte ihr genau das zeigen, indem ich mein Gesicht zu ihr drehte und meine Lippen sanft auf ihre legte. Es dauerte nicht lange, bis unser Kuss sich intensivierte und sie mich alles andere mit ihren geschickten Händen und ihrer weichen Zunge vergessen ließ.





„Komm, wir müssen los." Mari stand vor der Wohnungstür, hatte bereits ihre Schuhe und eine schwarze Lederjacke an, die ihr wirklich ausgezeichnet stand, und klimperte mit dem Autoschlüssel in ihrer Hand.

Ich trank den letzten Schluck Kaffee aus und dachte einen Moment nach. Es war eine schöne Vorstellung, nach einer Nacht mit Mari mit ihr gemeinsam in ihrem Auto zur Schule zu fahren, ohne Frage. Aber es bedeutete auch ein nicht zu leugnendes Risiko.

Ich ging zu ihr und schlüpfte in meine Sneaker, schulterte meine Tasche, die neben der Tür stand.

„Ich werde mit der Bahn fahren."

Mari sah mich einen Moment verständnislos an, dann lächelte sie liebevoll und zog mich in ihre Arme. Ich sog tief ihren Geruch ein, den ich in letzter Zeit immer öfter um mich hatte. Dank der morgendlichen Duschen bei ihr roch auch ich fast schon ein bisschen nach ihr.

„Du hast recht", flüsterte sie an meinem Ohr und jedes Haar an meinem Körper stellte sich auf, als ich ihren Atem auf meiner Haut spürte, „wenn du bei mir bist, setzt mein Kopf manchmal aus."

Ihre Worte ließen meinen Bauch kribbeln und ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen.
Ich küsste sie ein letztes Mal zärtlich, bevor wir gemeinsam ihre Wohnung und das Haus verließen und unsere Wege sich draußen vorerst trennten.

Ich traf Anthea und Lukas im Raucherbereich des Schulhofs. Auf der Suche nach einer Zigarette kramte ich in meiner Tasche herum - erfolglos. Anscheinend hatte ich die Schachtel bei Mari liegen gelassen.

„Anthea, hast du 'ne Zigarette für mich?", fragte ich also meine Freundin, die direkt die Schachtel zückte und mir vor die Nase hielt. Bevor ich zugreifen konnte, zog sie die Hand zurück und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Moment", grinste sie, „ich hab mir gerade überlegt... Ich gebe dir eine Zigarette und du gibst mir dafür den Namen deiner Ablenkung."

Ich verdrehte die Augen. „Gott, Anthea, du bist so ein Kind." Trotzdem musste ich lachen und griff mit einer schnellen Bewegung nach ihrer Hand, um ihr die Schachtel zu klauen. Reaktionsgeschwindigkeit gehörte anscheinend nicht zu Antheas Stärken.

Ich zündete mir triumphierend die gestohlene Zigarette an und schaute zu Lukas, der unser Gerangel schweigend, aber eindeutig belustigt beobachtet hatte.

Roth wie der Mohn (lehrerinxschülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt