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„Happy birthday to you, happy birthday to you! Happy birthday, liebe Quiiiiiinn - "

„Gott, Luise! Lass mich schlafen", brummte ich und zog mir die Decke über den Kopf, während Luise gut gelaunt und schief singend in mein Zimmer tänzelte. Wie um alles in der Welt konnte sie um diese Uhrzeit eine derartige Energie versprühen? Schlimm genug, dass sie mich überhaupt morgens um - wie spät war es überhaupt? Mein Wecker hatte jedenfalls noch nicht geklingelt - weckte, musste es dann wirklich auch noch auf diese schreckliche Art und Weise passieren?

Ich hasste Geburtstage, zumindest meinen eigenen, und hatte bis zu Luises wunderbarem Ständchen erfolgreich verdrängen können, dass es heute wieder einmal so weit war. Nachrichten und Anrufe von Menschen, die sich sonst das ganze Jahr über nicht meldeten. Geheuchelte Glückwünsche von Menschen, mit denen man bis auf den feuchten Händedruck an diesem einen besonderen Tag nichts zu tun hatte. Geschenke, die scheinbar wahllos in irgendwelchen Läden auf Rat einer sich aufdrängenden Verkäuferin gekauft wurden („über so etwas hier freuen sich die meisten Mädchen in dem Alter"). Nicht um dem Beschenkten wirklich eine Freude zu bereiten, sondern vielmehr aus Zwang. Denn es gehörte sich nunmal, zum Geburtstag eine nette Nachricht zu schicken, mit aufgesetztem Lächeln einen freundlichen Händedruck auszutauschen und kopfschmerzbereitendes Parfum zu verschenken, über das sich die meisten Mädchen in dem Alter freuen, oder einen schönen Liebesroman, oder einen Gutschein für das Kaufhaus um die Ecke.

Meinetwegen hätte dieser Tag also gut und gerne einfach aus dem Kalender gestrichen werden können. Und das wusste Luise, aber sie liebte jeden Anlass zum Feiern, also ignorierte sie mein Murren und warf sich neben mich ins Bett, mir die Decke aus dem Gesicht ziehend.

„Alles Gute, du Schlafmütze", sagte sie, und ich kniff noch immer die Augen zusammen, in der Hoffnung, sie würde mich einfach in Ruhe lassen, aber ich hörte das Grinsen in ihrer Stimme und spürte den Luftzug um die Nase, als sie mit irgendetwas vor mir herum wedelte.

„Ich weiß, dein Tag ist im Eimer, wenn du zu früh geweckt wirst, aber ich dachte, du könntest eine zusätzliche Stunde heute gut gebrauchen."

Was? Das bedeutete, Luise hatte mir soeben eine ganze Stunde gestohlen, in der ich bis zum Weckerklingeln hätte weiterschlafen können. Wegen eines unbedeutenden Tags, der ohnehin viel zu lang andauern würde. Ich liebte Luise wirklich, aber es gab Momente, in denen ich mir wünschte, morgens doch wieder in meinem alten Bett bei Mom aufzuwachen, die meinen Geburtstagsgroll akzeptiert hatte, kommentarlos einen neuen Pullover in meinen Schrank hing, den ich ihr ein paar Tage zuvor in einem Katalog gezeigt hatte, wie zufällig mein Lieblingsessen kochte und sich ansonsten einfach normal verhielt. Wofür ich ihr mehr als dankbar war.

„Schatz, spätestens heute Abend wirst du mir dafür um den Hals fallen", erklärte Luise sehr überzeugt, also seufzte ich und öffnete die Augen.

Keine zehn Zentimeter von meinem Gesicht hing ein mohnroter Umschlag in der Luft, gehalten von Luises schlanken Fingern. Daneben ihr breit lächelndes Gesicht. Sie sah mich so erwartungsvoll an, spürte anscheinend selbst all die Aufregung, die sich eigentlich aufgrund der für mich bestimmten Überraschung im Umschlag gerade in mir regen sollte. Um Luise zufriedenzustellen lächelte ich, griff nach dem Rechteck und zog das dicke, gefaltete Papier heraus.

„Liebste Quinn,

auch wenn du es nicht hören möchtest: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Schnapp dir deine Tasche und pack alles an Kleidung ein, was du für ein Wochenende brauchst. Stell die gepackte Tasche einfach in den Flur und geh wie gewohnt zur Schule. Dort wird dich nach der letzten Stunde dein persönlicher Fahrdienst abholen.

Roth wie der Mohn (lehrerinxschülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt