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Es war Dienstag, was zum einen bedeutete, dass ich Mari in der Schule zum ersten Mal seit unserer gemeinsamen Nacht wieder sehen würde, denn gestern waren wir uns nicht über den Weg gelaufen, und zum anderen, dass ich heute Abend um Punkt sieben Uhr bei Mari vor der Tür stehen würde.

Quinn - wer es schafft, sich meine nummer zu ergaunern, darf diese auch nutzen. morgen abend ist gut, wann genau und wo?

Das war die Nachricht, die ich irgendwann gestern nach gefühlt zwölfmaligem Umformulieren an Mari geschickt hatte. Ich wollte cool wirken, möglichst entspannt, auch wenn mein Herz vor Aufregung die ganze Zeit über mindestens doppelt so schnell schlug, wie sonst. Ich hatte ihre Nummer mit einem breiten Lächeln auf den Lippen gespeichert und es hatte sich gut angefühlt. Für mich machte es das Ganze irgendwie realer, ihre Worte geschrieben vor mir auf dem Bildschirm zu sehen, denn das war ein weiteres Zeichen dafür, dass ich tatsächlich nicht träumte. Es war echt, ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben.

Mari - um 7 bei mir? freue mich

Mit dieser Nachricht auf dem Display hatte ich in meinem Bett gelegen, die wenigen Wörter immer und immer wieder durchgelesen, sie brannten sich förmlich in meine Augen. Das knappe „freue mich" ließ meine Gefühle total durchdrehen. Zwei Worte, die es schafften, meinen Körper aufzuheizen, mich idiotisch grinsen zu lassen, meinen ganzen Körper mit dem inzwischen bekannten Kribbeln zu füllen, das mich mit seiner Intensität trotzdem immer wieder aufs Neue überraschte.

Jetzt stand ich vor dem Kunstraum, trank ungeduldig meinen Kaffee und konnte es nicht abwarten, sie endlich zu sehen. Keine dreißig Stunden waren seit unserer letzten Berührung, dem letzten Kuss, dem Abschied nach unserer Nacht vergangen und ich war bereits jetzt voller Sehnsucht. Ich vermisste ihren Geruch, ihre Stimme, ihren weichen Blick auf mir und ich spürte die Nervosität, die sich in mir breit machte. Ich versuchte mir zwischendurch in Erinnerung zu rufen, dass da noch immer diese blonde Frau war und dass Mari noch immer meine Lehrerin war und nichts zwischen uns geklärt war, aber ich konnte nicht anders, als glücklich zu sein. Glücklich und zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Freue mich.

Anthea stand mir gegenüber an die Wand gelehnt, sah den Gang hinunter und fing an zu grinsen. Als ich ihrem Blick folgte, sah ich wie erwartet Mari, die schnellen Schrittes auf uns zukam. Schon von hier konnte ich erkennen, dass sie diese Hose trug, die bei ihrer ersten Stunde in unserer Klasse dafür gesorgt hatte, dass ihr Po Beachtung fand. Ich musste schlucken, als ich den Ausschnitt ihrer weißen Bluse sah und daran erinnert wurde, wie ihre Brüste sich unter meinen Lippen angefühlt hatten. Ich konnte an kaum etwas anderes als ihren Körper denken, ihre weiche, sommersprossige Haut, ihre fuchsroten Haare, die meinen Körper gestreichelt hatten, als sie sich auf mir bewegt hatte.

Bevor ich die Beherrschung verlor, wandte ich schnell den Blick wieder ab und traf direkt auf Antheas graue Augen, die ihre Belustigung nicht versteckten. Sie machte einen Schritt auf mich zu und raunte mir ins Ohr. „Erwischt!"

Ich versuchte irgendwie so auszusehen, wie ich in meiner Vorstellung ausgesehen hätte, hätte Anthea entgegen ihrer Erwartungen falsch gelegen und ich mich tatsächlich mit einer anderen Frau von meinen unerwiderten Gefühlen für Mari abgelenkt. Einen Mundwinkel hochgezogen, was ihr deutlich machen sollte, dass ihre Gedankengänge lächerlich waren und die Augenbrauen irgendwie in einem mehr oder weniger leidenden Ausdruck leicht zusammengezogen.

„Anthea, ich versuche wirklich, mich von meinen Gefühlen für sie abzulenken, also erinnere mich bitte nicht ständig daran", flüsterte ich ihr entgegen, während die anderen bereits den Kunstraum betraten und drehte mich dann um, um ihnen zu folgen. Ich war schon immer eine miserable Lügnerin gewesen und ich wusste, dass auch diese Lüge nicht sehr überzeugend war, aber vorerst ließ Anthea mich in Ruhe.

Roth wie der Mohn (lehrerinxschülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt