Kapitel 26 : Was wäre wenn...

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Mein Hals brennt. Meine Ohren schmerzen. Meine Augen sind wie zugeklebt.
Ich spüre, wie ich auf etwas weichem liege. Ich fühle mich wie in einem fremden Körper.
Langsam versuche ich meine Augen zu öfnen und muss mich an das Licht gewöhnen.
Ich schaue um mich herum. Ich liege in meinem Bett. Neben mir liegt Demir. Er hat seine Arme hinter seinem Kopf gekreuzt und schaut hoch an die Decke.
"Wasser", versuche ich zu sagen, in der Hoffung, dass man mich hört, denn ich selbst habe es nicht gehört.
Schnell dreht er sich um und setzt sich auf.
Ich versuche aufzustehen doch er drückt mich an den Schultern wieder runter.
Danach hält er das Glas, gefüllt mit Wasser an meine Lippen und hebt leicht mein Kopf.
Ich spüre, wie das Wasser förmlich durch mein Körper fließt.
Er bewegt seine Lippen, doch ich höre nichts.
Redet er gerade? Was passiert hier? Was ist los? Mein Hals brennt wie Feuer.
Ich versuche tief einzuatmen, was mir zuerst nicht gelingt.
Da spüre ich endlich wieder Sauerstoff in meiner Lunge und plötzlich sind meine Ohren freigesetzt, weshalb ich jemanden schreien höre.
Ich halte mir die Ohren und kneiffe mir die Augen zu. Ich möchte das nicht! Mir tut alles weh! Ich habe Angst! Was ist das?
Da gibt Demir mir plötzlich eine Ohrfeige und alles hört auf. Das Schreien, die Angst und die Halsschmerzen.
Da merke ich, dass ICH die jenige war, die geschriehen hat.
"D-Demir... bitte sag mir, d-dass das ein T-Traum war. Nur ein Albtraum. Bitte", flüster ich und spüre die wärme, die meine Träne auf meiner Wange hinterlässt.
Er antwortet nicht. Stattdessen hebt er mich und setzt mich auf sein Schoß.
Als sei ich ein kleines Mädchen.
"W-Wo ist Cem?", frage ich.
"Im Wohnzimmer. Mit IHR"
Ich stehe auf und verlasse mein Schlafzimmer.

***Cem***

Sie sitzt da und heult leise.
Ich könnte ausflippen!
Wie kann man nur so ein grausamer Mensch sein?!
Plötzlich hört man Türen, die aufgehen und Selin erscheint vor der Tür.
Langsam, die Füße am Boden schleifend nähert sie sich. Sie sieht kaputt und schwach aus. Und schaut emotionlos zu uns.
Fast sowie an dem Tag, wo wir Derek festgehalten haben.
Nur, dass sie dort Angst in den Augen hatte.
Ich stehe auf.
"Setz dich bitte!", sagt sie fast flüsternd.
Auch sie setzt sich langsam hin.
"Warum Mutter? Warum macht ihr sowas? Warum bist du so ein grausamer Mensch?", sagt sie und ihr steigen wieder die Tränen hoch.
"Denkst du, wir hatten eine Wahl?"
"Eure Aufgabe war es, eure Kinder zu beschützen. Wenigstens 2 von 3. Aber das konntet ihr auch nicht! Stattdessen habt ihr mich mitgenommen und SIE dort alleine gelassen! Warum bin ICH nicht gestorben? Wegen mir, habt ihr Cem weggegeben. Ihr seid mit MIR abgehauen und habt Melissa ganz alleine gelassen, während sie in Bedrohung war. Warum ICH?"
"Wir haben euch beschützt"
"Ohh NEIN! Ihr habt nur MICH beschützt. Sonst wären wir nicht in dieser Situation. Wir würden alle, Du, Papa, Cem, Ich u-und auch M-Mellisa am Esstisch sitzen und über irgendwelche Witze lachen und uns unterhalten. Aber DAS sehe ich nicht!"
"Wir wollten nicht, dass es so kommt"
"Was bist du für eine Mutter bitte?! Du hast dein Fleisch und Blut FREIWILLIG weggegeben und deine andere Seele FREIWILLIG alleine in Gefahr gelassen. Warum hatte ich das Unglück, dass ich bei euch bleiben durfte? Warum habt ihr mich nicht alleine gelassen? Warum habt ihr mich nicht weggegeben?"
"Sag sowas nicht"
"Falls du noch etwas sagen willst, dann hast du jetzt noch die Chance und wenn nicht, könntest du weggehen! Und das war keine Bitte!", sage ich.
Sie steht auf und knallt am Ende die Tür zu ohne ein einziges Wort zu verlieren.
Ich vergabe mein Gesicht in die Hände.
"Ich raste gleich aus! W-Warum sind sie so? Manchmal frage ich mich, ob vielleicht eine Möglichkeit besteht, dass ich zu DIESEN Monstern gegeben wurde. Wenigstens hätten wir keine Verbindung!"
Dann klingelt mein Handy.

Sehr schöne und emotionale Show!
Du hast mich zu Tränen gerührt
-M

Ich schmeiße mein Handy auf die Chouch neben mir.

"E-Es tut mir Leid", unterbricht Cem die Stille.
"Was tut dur Leid?"
"Dass du Melissas Tod auf diese Weise erfahren musstest"
"Du kannst ja nichts dafür. Ich wusste damals, dass irgendjemand meinen Eltern droht mit Briefen und Mails. Daran erinnere ich mich noch aber ich wusste nicht, dass Melissa als Druckmittel zum Schluss diente", antworte ich.
"Cem?"
"Ja?"
"W-Wie war Anastasia eigentlich?", frage ich vorsichtig.
Er denkt nach und grinst vor sich hin.
Das Grinsen steht ihm.
Bei seinem Anblick muss ich auch lachen.
"Sie war sehr lustig. Aber auch nervig.
Sie hat sich immer als Königin gesehen, weil sie älter als ich war.
Bei ihrem Geburtstag habe ich ihr sogar eine Krone geschenkt.
Naja nach einem heftigen Kinderstreit, bin ich drauf getreten.
Sie war sehr sauer aber am Ende haben wir darüber gelacht", erzählt er und lacht zwischendrin.
"U-Und was hälst du von der ganzen Sache?"
"Das mit Anastasia stimmt. Sie ist Demirs Schwester und unsere Halbtante, wenn man es so nennt.
Aber ich bin nicht euer Halbbruder. Das stimmt nicht. Glaub mir"
Plötzlich kracht etwas hinter mir.
"Hab ich es richtig gehört?", fragt Demir hinter mir, der ein Gals fallengelassen hat.
"W-Wir haben k-kein gemeinsamen Bruder?", fragt er nochmal.
"Ja", antwortet Cem.
Ohne, dass ich einmal blinzeln konnte, kommt Demir zu mir und hebt mich.
"Ok.Ok. Mir wird schlecht!", schreie ich.
Er lässt mich runter.
"Und wenn ihr einen gemeinsamen Bruder hättet, könntet ihr theoretisch zusammen bleiben. Es gibt sogar Halbgeschwister die Beziehungen führen", sagt Cem.
Ich schauen ihn schockiert an.
"Eh... definitiv nicht!", antworten wir gleichzeitig und Cem lacht.
"Also dann. Ich muss los", sagt er und steht auf.
Wir umarmen uns noch einmal und dann geht er.

"Schönheit?"
"Ja Schatz?"
"Was hättest du gemacht, wenn es wahr wäre?", fragt er mich.
"Daran habe ich gedacht aber ich wüsste nicht, was ich machen sollte.
Aber wenn ich jetzt so recht überlege hat Cem recht! Es wäre mir egal, ob wir durch irgendwelche Ecken verwandt wären. Schließlich sind wir keine Geschwister. Und wenn wir Halbgeschwister wären, wäre das mir auch egal", antworte ich.
Er schaut mich wieder nachdringlich an.
"Was würdest du machen?", frage ich ihn.
"Was ich machen würde? Wenn wir uns verlieben und im nachhinein erfahren, dass wir Geschwister sind, wäre das mir egal", antwortet er.
"Wirklich?", frage ich verblüfft.
"Ja. Also wenn ich die selben Gefühle wie jetzt haben sollte, dann ja"
Dann peept wieder mein Handy. Das nervt langsam!

Wie du deine Mutter heute behandelt hast finde ich nicht in Ordnung!
Dad

Ach ja?
Hat sie denn die ganze Konversation erzählt!
Wenn du DAS schlimm findest, wie würdest du es wohl finden, wie ich DICH behandeln werde?

Ich werde mich nicht so wie ein Kleinkind per SMS mit dir streiten Selin!

Das wäre nichts neues für mich!
Ihr benehmt euch sowieso wie Kleinkinder!
Deine Entscheidung, Metin Erdem!

"Wer ist es?", fragt Demir.
"Mein geliebter Vater", sage ich und rolle die Augen.
"Ich gehe jetzt schlafen! Ich brauche ein wenig Ruhe. Gute Nacht", sage ich, gebe ihm einen Kuss und gehe in mein Schlafzimmer.

Auf meinem Bett liegt ein Foto.
Ich öffne es.
Oh nein!
Darauf ist Tess an einem Stuhl gefesselt und die Augen gebunden.
Mit einem roten Stift steht:

Gute Nacht und träum süß!
-M

Es reicht! Ich habe es langsam satt!
Ich nehme meine Jacke und stürme raus.
Hinter mir höre ich Demir rufen.
"Wohin gehst du?", fragt er mich, als er mich einholt.
"Zur Polizei!", sage ich und laufe weiter.








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