Kapitel 42 : Hand in Hand

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Das leise klopfen reißt mich aus meinen Gedanken

***Seine Sicht***

Die ganze Zeit läuft sie im Haus herum, von Zimmer zu Zimmer und bleibt gefühlt 10 Stunden stehen. Aber ich kann sie so nicht ansehen. Ich kann mir denken, dass die ganzen Erinnerungen sie verletzen. Es verletzt mich, sie so zu sehen.
Ich lege mein Arm um ihre Schulter und ziehe sie leicht zu mir.
"Wir können auch gehen wenn du möchtest", sage ich leise.
"Nein. Schon gut", antwortet sie.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe.

Sie löst sich von mir und geht in das nächste Zimmer.
Ich stürme die Treppen runter und renne raus.

Draußen bleibe ich stehen und lehne meine Stirn gegen die Wand.
Ich kann nichts machen. Ich kann ihr nicht helfen. Ich kann ihr den Schmerz nicht abnehmen. Ich kann NICHTS machen. Einfach nur nichts. Ich habe gemerkt, dass es sie mehr als nur verletzt hat, dass ihre Eltern sie schon wieder verlassen haben. Und dann hinterlassen sie auch noch nur einen Brief und die ganzen Erinnerungen. Schon wieder.
Ich haue mein Kopf gegen die Wand mehrmals bis mich jemand vegzerrt.
"Spinnst du?!", schreit Cem plötzlich und packt mich.
Ich reiße mich von ihm weg.
"JA! Ja, ich spinne. Ich kann nichts machen. Meine Hände sind gefesselt. Ich kann ihr nicht helfen", schreie ich auch.
Cems Gesichtsausdruck wird weicher.
"Ich wollte nur sagen, dass ich los muss. Wenn Selin möchte können wir gemeinsam weg", sagt er.
"I-Ich schaue dann mal nach ihr", sage ich und gehe schon wieder ins Haus.

Sie steht immernoch in dem einen Zimmer von vorhin.
Ich klopfe leise an, weshalb sie leicht aufschreckt.
Sie dreht sich um und sieht mich an.
"Schönheit", sage ich und trete ins Zimmer rein.
"Hm?"
"Cem fährt weg. Sollen wir mitfahren?", frage ich.
"Ja", sagt sie und geht weg.
Ich folge ihr die Treppen runter bis wir wieder draußen stehen.

Cem sitzt schon im Auto, während Selin die Haustür abschließt.
Wir steigen ins Auto ein.
Alle schweigen. Selin hat ihr Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und schaut raus.
Unsere Blicke treffen sich. Sie schaut ein paar mal weg aber ich lasse mein Blick auf ihr ruhen.
Sie rückt zu mir und legt ihr Kopf auf meine Schulter.
Viel besser. Darauf habe ich den ganzen Tag schon gewartet.
Ich streiche ihr mit einer Hand durchs Haar und mit der anderen halte ich ihre Hand.

Wir steigen am Park wieder aus und Cem fährt weg.
Hand in Hand laufen wir durch die Wiese mit dem verschiedenen Blumen.
Plötzlich zieht eine Blume meine Aufmerksamkeit.
Zwischen orange-roten Blumen ist eine weiße. Ich bücke mich zu den Blumen und reiße die Weiße raus.
"Was machst du da? Hör auf, bevor du Ärger bekommst", sagt sie und zieht mich am Ärmel.

Ich stehe auf und sehe sie an.
Ihre Augen sind rot umrandet.
Sie sieht ein wenig blass im Gesicht aus und hinterlässt einen erschöpfen Eindruck da.
Ich stecke ihr eine Strähne hinters Ohr und stecke anschließend die Blume dahin.
Sie lächelt. Ihre Augen leuchten für einen kurzen Moment.
Das Leuchten erlischt sofort, als ihr Handy vibriert.

***Ihre Sicht***

Womit habe ich ihn verdient?
Als ich lächle, lächelt er automatisch auch.
Plötzlich vibriert aber mein Handy.

Schönes Geschenk oder?
Ich hoffe du hattest einen schönen Tag bis jetzt!
-M

Ich möchte dich treffen.
Eigentlich geplanter Ort?

Gerne.
-M

"Wer ist es?", reißt Demir mich aus meinen Gedanken.
"Ich werde mich mit M treffen", antworte ich.
Er sieht mich sofort mahnend an.
"WIR werden ihn treffen", sage ich.
"Viel besser", sagt er.
Gemeinsam laufen wir Hand in Hand weiter.

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